– Bericht zweier Städtetrips –

Was mich zu dieser schockierenden Überschrift bewegt hat, werdet ihr im Verlauf dieses Beitrags erfahren..

Shoppen und Schwimmen in TUTICORIN

Vergangene Woche blieb uns der Weg zu dem Dorf, in welchem wir vormittags Englisch unterrichten, verwehrt, wegen (dringend notwendiger) Reparaturen der Straße dorthin. Aufgrund der plagenden Beschäftigungslosigkeit und der Ermüdung meiner Shampoo- und Duschgel-Vorräte, entschieden wir, uns auf den Weg nach Tuticorin zu machen. Zwar bezeichnet Fr. Marcel sie als „not a big city“, aber für uns reicht das Städtchen, welches immerhin 400.000 Seelen zählt, vorerst aus. Die einstündige Hinfahrt, in einem aus allen Nähten platzenden Bus, wird wie gewöhnlich von zahlreichen schlaglochbedingten Hüpfeinlagen und dem Hupen der Verkehrsteilnehmer recht aufregend. Mehr als die Hälfte der Passagiere scheint dies aber eher weniger zu stören, denn sie schlummert seelenruhig vor sich hin.

Direkt nach der Ankunft wird man als ausländischer „Tourist“ natürlich direkt von zahllosen Autorikscha-Piloten abgefangen. Wir lehnen jedoch dankend ab, und machen uns auf Gut Glück auf den Weg. Es dauert nicht lange bis wir dann tatsächlich vor einem großen Kaufhaus stehen. Aber auch nach dem Abklappern aller vier Etagen, welche zum größten Teil Kleidungs-, Elektronik- und Ramschgeschäfte (allerhand Deko, Plastikwaren und sonstigem Schnick-Schnack) beherbergen, stehen wir noch mit lehren Händen da. Schließlich werden wir doch noch fündig, und ich konnte mir zudem einen Rasierer zulegen, da ich meinen selbstverständlich in Deutschland (irgendwas vergisst man ja immer) liegen gelassen habe. Jedoch kosten Pflegeprodukte für indische Verhältnisse recht viel. Zum Vergleich: unser sehr ausgiebiges Mittagessen kostet nur ein Zehntel meiner Einkäufe.

Das nächste Ziel, die „Basilica of Our Lady of Snows”, erreichen wir auf dem Motorrad eines netten Inders. Diesen kümmert es offenbar nicht, dass aufgrund der hohen Last, welche auf seinem Gefährt lag, der Hinterreifen geräuschvoll unter unseren Hintern am Schutzblech streift.

Die Basilika von außen…

Die Basilica ist direkt am Meer vor gut 10 Jahren erbaut worden und wie alles hier, sehr bunt gestaltet. Auch einige Inder sind dort in ihr stilles Gebet vertieft. Sodass auch wir die Gelegenheit nutzen um mal ein bisschen Ruhe vom regen Treiben in der Stadt zu finden.

…und von innen.

Am nahe gelegenen Strand entscheiden wir uns spontan für eine Abkühlung und gehen ein Runde baden. Während die Einheimischen mit ihrer kompletten Kleidung ins Wasser steigen, ziehen wir die Blicke mit unseren entblößten bleichen Oberkörpern auf uns. Nach einigen Gesprächen mit interessierten Strandbesuchern machen wir uns wieder auf den Rückweg. Tuk-Tuk und Bus bringen uns sicher wieder nach Keela Eral. Neben den Einkäufen gab es noch ein weiteres Mitbringsel: den ersten ordentlichen Sonnenbrand.

Schlemmen und Sightseeing in MADURAI

Eine Woche später stand schon die nächste Auswärtsfahrt auf dem Programm. Gemeinsam mit Father Marcel, Charlotte, Annette und unserem Fahrer machen wir uns auf den Weg. Madurai ist mit über eine Million Einwohnern die drittgrößte Stadt Tamil Nadus und kann eine 2.500 Jahre alte Geschichte aufweisen. Das Stadtbild wird geprägt von verschiedensten Tempel mit teilweise riesigen Statuen hinduistischer Götter. Die Besichtigung des bekanntesten Tempels steht auch auf unserem Programm. Zuvor besuchen wir jedoch noch einige Einrichtungen der Salesianer in Madurai. In einer Berufsschule, dem Industrial Training Institute (ITI), werden Jungs in technischen Berufen, beispielsweise als Automechaniker ausgebildet. Aber auch eine Einrichtung für drogenabhängige Jugendliche ist hier auf dem Gelände vorhanden. Damit der Spaß der Jungs nicht zu kurz kommt besitzt diese Einrichtung einen sehr gut gepflegten Fußball-Hartplatz (da Rasen hier eher geringe Überlebenschancen hat). Nach einem kurzen Besuch auf dem Gelände der Pfarrei steuern wir eine von Sisters geleitete „Higher Secondary School“ an. Da gerade Mittagspause ist werden wir von den Kindern herzlich empfangen und erhalten von den Sisters von die ein oder andere Stärkung in Form von zuckersüßen indischen Naschereien und Obst.

Das eigentliche Programm startet nämlich erst jetzt. Das Gandhi-Museum beherbergt interessante Informationen und zahlreiche sehenswerte Exponate aus der Geschichte Indiens und dem Leben ihres berühmten Widerstandskämpfers. Da Fr. Marcel es aber sehr eilig hat (ob der Grund dafür das anstehende Mittagessen oder der straffe Zeitplan war? Man weiß es nicht) eilen wir durch die Ausstellungsräume und können uns nur sehr oberflächlich mit allem auseinandersetzten. Für das Mittagessen lassen wir uns dafür ausgiebig Zeit. Da die Speisen zum Großteil entweder schon vorbereitet sind oder schnell gemacht werden können, bestellt man hier immer wieder in kleinen Portionen nach und probiert gemeinsam alles mögliche aus. Erst wenn der Hunger aller gestillt ist, wird die Mahlzeit mit einem Tee oder Kaffee beendet.

Der Meenakshi-Tempel, von welchem uns Father Marcel schon mehrfach geschwärmt und berichtet hat ist der Höhepunkt unseres Madurai Besuchs. Das Betreten wird selbstverständlich nur barfuß und ohne Kamera gestattet (Handyfotos sind jedoch erlaubt). Und nun zur Überschrift: sie basiert auf dem Schild für die Eintrittspreise, der „Thousand Pillar Hall“.

Interessante Differenzierung der Preise

Die Aufteilung der Eintrittspreise, in Erwachsene, Kinder und Ausländer überrascht uns schon ziemlich. Ungläubiges Lachen erfasst uns dann aber zusätzlich, als wir bemerken wie gewaltig die Differenzen der Preise ausfallen (ungeachtet der Tatsache, dass es sich bei 50 Rupien umgerechnet um nur ungefähr 65 läppische Cent handelt). Wie es nun dazu kommt, dass Nicht-Inder zehn mal so viel wie Einheimische zahlen müssen, weiß ich immer noch nicht. Kurios fand ich die ganze Geschichte aber dennoch.

„Thousand Pillar Hall“

Der Tempel besitzt den Namen der Frau Shivas, einer der Götter im Hinduismus. Zahlreiche Skulpturen und Säulen stellen Shiva und andere Gottheiten dar. Das kann im Hinduismus sehr skurril aussehen. So reiten die Götter beispielsweise auf einer Gans, Schildkröte oder einer fünfköpfigen Schlange.

Ein „Gopuram“ des Meenakshi-Tempels

Zwar können wir das Herzstück des Tempels als Nicht-Hindus nicht betreten, dennoch ist ein toller Einblick in diese uns fremde Religion möglich. Bunte Mandalas auf Böden und an Decken, viele kleine flackernde Lichter und der durchdringende Duft von Räucherstäbchen lässt den Ort sehr stimmungsvoll wirken. Was für eine große Rolle Glaube und Religion hierzulande im Vergleich zu Deutschland noch spielt, wird einem spätestens bei den zahlreichen betenden Hindus klar, die vor den Darstellungen ihrer Götter auf die Knie fallen. Der Tage neigt sich nun aber schon wieder dem Ende zu, sodass wir uns gemeinsam auf den Heimweg machten.

 

Und zum Abschluss…

Wenn man Indien bereist, würde wohl niemand auf die Idee kommen, dass die dort lebenden Menschen nicht gastfreundlich sind. Es scheint in ihrem Blut zu liegen offen, interessiert und warmherzig mit Gästen umzugehen. Somit lässt sich meine Überschrift natürlich ganz klar mit Nein beantworten. Die Eintrittspreise im Meenakshi-Tempel waren eine ungewöhnliche und lustige Sache. Aber wohl auch eine große Ausnahme und kein Beispiel für die Umgangsweise der indischen Bevölkerung mit Ausländern.

Herzliche Grüße aus dem Süden Indiens,
euer Hendrik