Erfahrungen aus meinem Sozialpraktikum

Aschau-Waldwinkel: ein kleines Dörfchen zwischen München und der Grenze zu Österreich und eigentlich kein Ort mit hoher Anziehungskraft für Jugendliche. Dennoch sind hier zu meiner Ankunft rund 50 junge Flüchtlinge untergebracht. Krieg, Verfolgung, Hunger oder Naturkatastrophen haben sie bis hierher gebracht. Geschichten zu hören, von monatelangen Fußmärschen, auseinandergerissenen Familien oder der zerstörten Heimat sind für mich zwar nicht neu. Sie aber aus den Mündern der Betroffenen zu hören, welche sich teilweise selbst nicht erklären können wie sie diese Strapazen physisch wie psychisch durchstehen konnten, ist nochmal eine ganz andere Erfahrung.

Unter der Trägerschaft der Salesianer Don Boscos bietet die Einrichtung für sogenannte unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMF) die Möglichkeit sich in den fremden deutschen Alltag zu integrieren indem sie zu Schule gehen, selbst für den Einkauf, Kochen und Ordnung sorgen und später dann hoffentlich auch eine Ausbildung anfangen. Dabei erhalten sie Rund um die Uhr, sobald sie diese benötigen, Hilfe von pädagogischen Fachkräften. Diesen habe ich während meines 10 tägigen Praktikums so gut es geht bei ihrer Arbeit geholfen. Untergebracht war ich während dieser Zeit bei den neben der Einrichtung wohnhaften Salesianern, welche mich sehr großherzig aufgenommen haben und mir Einblicke in die langjährige Entwicklung des Berufsbildungswerks gegeben haben, da sie teilweise schon Jahrzehnte lang dort leben und arbeiten/ arbeiteten.

Da Jugendliche mit der Vollendung ihres 18ten Lebensjahres nicht mehr länger vom Programm der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge unterstützt werden, müssen Wohnungen außerhalb der Einrichtung über die Ausländerbehörde gefunden werden. Somit war ein großes Thema während meines Aufenthalts, passende Wohnungen zu finden und die Umzüge dorthin durchzuführen. Somit zogen alleine während meines Praktikums vier der zehn Jugendlichen unserer Gruppe aus, was selbstverständlich eine große Umstellung mit sich bringt. Der Kontakt mit den Betreuern ist immer noch vorgesehen, jedoch nurnoch wenige Stunden in der Woche. Somit wächst die Eigenverantwortung der Jugendlichen extrem, was wiederum ihre Selbstständigkeit fördert.

Zu meinen Aufgaben gehörte es aber auch, die Jugendliche beim Einkauf, zum Arzt oder auch bei Infoabenden der Schule zu begleiten. Sehr schön fand ich persönlich den Moment als ein junger Afghane seinen Ausbildungsvertrag in einem Friseursalon unterzeichnen konnte. Das Strahlen in seinen Augen und das breite Grinsen werde ich mit Sicherheit nicht so schnell vergessen. Zudem zeigt dies mir auch auf, welche Erfolge mit einer guten Integrationsarbeit erzielt werden können.

Neben den Flüchtlingen sind im Berufsbildungswerk Aschau aber auch Jugendliche mit körperlichen und geistigen Störungen untergebracht. Während beim Mittagessen in der Kantine die Gruppen noch hauptsächlich in Nationalitäten unterteilt sind, spielt die Herkunft beim wöchentlichen Fußball keine Rolle. Hier haben alle gemeinsam ihren Spaß, was mir einmal mehr zeigt, welche unglaubliche Verbundenheit Sport schaffen kann. Plötzlich stellen weder Hautfarbe noch Sprache einen Unterschied oder eine Barriere der Verständigung dar.

Trotz der kurzen Zeit meines Praktikums war es sehr intensiv, interessant und lehrreich für mich. Dabei möchte ich mich bei allen Betreuern der Ankergruppe, Herren Obermaier sowie Pater Stiegler und den Salesianern bedanken. Sie haben mir mit ihrer Hilfe und Gastfreundschaft ein sehr schönes Praktikum bereitet.

Liebe Grüße,

Euer Hendrik