Hannah in Indien

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Der Hof :)

Anbu Illam – Ein Rundgang Teil I

Seit fast drei Wochen bin ich jetzt hier und zu diesem Jubiläum, wollte ich euch auf einen Rundgang durch mein aktuelles Leben einladen.
Machen wir uns auf den Weg und beginnen am Tor, welches den Eingang zu meinem Projekt Anbu Illam (Anbu = Liebe, Illam = Erde auf Tamil) und gleichzeitig, in eine scheinbar andere Welt markiert. Wir befinden uns mitten in der Stadt Salem und auf den Straßen findet sich ein exotischer Mix aus Leben, Chaos, reger Geschäftigkeit, Läden und Ständen, Gerüchen und Gestank und viel Müll. Durchschreiten wir nun jenes Tor und schließen es hinter uns, so stehen wir auf einmal in einer kleinen Idylle, die man von draußen kaum vermutet hätte. Vor uns befindet sich ein großer, sehr gepflegter Hof. Auf der rechten Seite säumen Palmen und andere Pflanzen die Mauer, die mein Projekt von der Mädchenschule auf der anderen Seite abgrenzt. Die Mauern hinter den Palmen sind bunt bemalt und man sieht, dass hier Kinder am Werk waren. Direkt zu unserer Rechten befindet sich eine kleine, aber aus Stein gebaute Ein-Zimmer-Hütte, in der sich gerade 4 Kinder und ein Betreuer tummeln. Die Jungs die hier leben, sind nur vorübergehende Gäste, es sind die Kinder, die auf der Straße gefunden wurden. Ihnen wird hier für eine gewisse Zeit ein Zuhause geboten, wie es kaum eines der Kinder kennt. Sie bekommen das Nötigste an Materiellem, aber vor allem die Zuwendung und Aufmerksamkeit von Erwachsenen, die sich liebevoll um die Ausreißer, Waisen oder Verstoßenen kümmern. Ist man hier gestrandet, so läuft ein Apparat an Organisation und Bürokratie an, den ich noch nicht ganz durschaut habe, aber es läuft darauf hinaus, die Kinder entweder zurück zu ihren Familien oder sie in dauerhafte Kinderheime zu bringen.
Gehen wir also weiter und laufen barfuß über den Sandboden in dem großen Hof, über den die 60 Jungs, die ihre gesamte Kindheit in Anbu Illam verbringen, um 5.30 Uhr in der Früh beim Morgensport laufen, auf dem sie, wenn sie um 17 Uhr von der Schule wieder kommen Tee und eine Kleinigkeit zu essen bekommen (Kekse, eine Hand voll Erdnüsse o.ä.) und über den sie im Anschluss an den Tee ein Volleyballnetz spannen, um sich bis um 18 Uhr dem Genuss des Spiels hinzugeben. Dabei muss man sagen, die kleinen Jungs (von 8 bis ca. 12 Jahre) spielen Völkerball, während die Großen (von 13 bis 22 Jahre) Volleyball spielen. Das Schöne ist, das Volleyballspiel ist für alle hier das Highlight des Tages. Dafür lässt sogar Father Amal mal seine Büroarbeit liegen und Brother James macht eine Pause vom Lernen für die Uni. Alle liebe es… nur ich nicht! Wer mich kennt, Volleyball ist die einzige Sportart der ich ernstlich abgeneigt bin, aber ich nehme es als Herausforderung und werde einfach so lange trainieren bis es mir Spaß macht.
Sind wir also am anderen Ende des Hofs angekommen, so stehen wir vor einem Brunnen in dem sich lauter Fische tummeln und über dem die Büste von Don Bosco thront. Hinter der Büste erhebt sich ein wunderschöner, riesiger Baum, der nicht nur für die Fische und Menschen hier, sondern auch für die restlichen Tiere Schatten bietet. Für die Kinder haben die Salesianer hier große Ställe mit Hasen, Tauben, Wellensittichen in jeder nur erdenklichen Farbe und noch einige andere Vögel, deren Namen ich aber nicht kenne. Wer sich fragt, wer sich um die ganzen Tiere kümmert, es sind die Jungs. Wie viel, oder wie wenig ihnen an ihren vierbeinigen, bzw. singenden Freunden liegt, kann ich nicht sagen, aber jeden Morgen vor der Schule, machen die Jungs ihre Morning Jobs, was heißt, sie fegen den Hof, füttern die Tiere, putzen ihre Schlafräume und räumen alles tip top auf!
Hier am Brunnen angekommen, lasst uns eine kurze Pause machen und uns im Schatten des Baumes auf dessen Rand setzen, um die friedliche Atmosphäre zu genießen.

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Once upon a time

  1. Maria Marigi Lorenz

    Liebe Hannah,
    Costanze hat mir deinen Bloq genannt. du hast ja schriftstellerische Fähigkeiten. Wahnsinn! Wirklich Klasse, man sieht alles vor sich!
    Herzliche Grüße, und halt dich wacker,
    1 Marigi
    Bin mit Merle in Facebookkontakt: sie hat Farm gewechselt und kuriert eine Lungenentzündung aus.
    Pass gut auf dich auf.
    Übrigens, die nächsten Gen und das nächste Fokolar gibt es in Bangalore; ich hab hier in Rom unsere Inder gefragt. Wenn du mal Sehnsucht nach den Gen hast, lass es mich wissen. Dann besorg ich dir eine Adresse

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