Doch verlassen wir das Auto und richten unseren Blick auf das, was sich am Rand der Straße abspielt. Egal ob am Highway oder der einfachen Straße durch die Stadt, das bunte Leben spielt sich hier ab. Die Fahrzeuge sind hier in der Unterzahl (wobei sie aber keine Rücksicht auf irgendwelche Lebewesen nehmen, sei es Mensch oder Tier, wenn es hinter dir hupt hast du zu verschwinden!). Es sind die Menschen die mir ein so lebendiges und auch verwirrendes Bild von Indien liefern. Verwirrend in dem Sinne, dass es natürlich ganz Arm und sehr Reich gibt, das aber nicht wie ich vermutet hatte streng getrennt ist, sondern Seite an Seite zum anderen Extrem lebt. So sieht man im Rücken der Menschen, die auf der Straße sitzen und sich unterhalten, die auf den Bus warten, die im Müll spielen, die Mittags schon mit der Schnapsflasche in der Hand die vorbeifahrenden Autos beobachten, die ihre Kühe und Ziegen hüten, usw. sowohl wunderschöne bunte Häuser, die zwar nicht sonderlich groß sind, aber in die doch einige Rupien geflossen sind, als auch Lehmhütten, deren Dächer mit Stroh gedeckt sind und vor denen eine Familie mit 5 Kindern über einem Feuer aus Müll ihr Essen kocht. Das hat mich erschreckt. Doch vor allem hat mich erschreckt, wie normal diese Armut zu sein scheint.
Nachdem wir dann abends um 9 Uhr hier in meinem Projekt Anbu Illam in Salem angekommen sind (unser Father hat mich und Charlotte vom Chennai abgeholt), sind wir dann auch wieder sehr indisch begrüßt worden. Eigentlich dachten wir, die Kinder würden bestimmt schon im Bett sein, doch als wir in den Hof fuhren, standen sie da, ein Spalier bildend und haben gesungen und geklatscht. Wir mussten durch den Spalier laufen, den über 60 Kindern zuwinken und uns am Schluss von einer alten Inderin (unserer Köchin) mit Feuer und Wasser segnen lassen (Keine Ahnung ob es ein Segen war, aber die rote Soße die sie vor unseren Füßen ausgekippt hat und die Fackel mit der vor unserm Gesicht rumgefuchtelt wurde, lässt darauf schließen!). Ein schöner Empfang! 
Im Anschluss gab es dann das erste indische Essen. Recht scharf (doch nicht so scharf wie von allen prophezeit ;)) und mit Chapatti (sehr leckeres, in Fett gebratenes Brot!). Danach sind Charlotte und ich tot in unsere Betten gefallen, die wir erst einmal zusammengeschoben haben, damit sie unter ein Moskitonetz passen. Denn nicht nur die Kinder, sondern auch die Mücken scheinen sich sehr über unsere Ankunft gefreut zu haben.