Ich heiße euch ganz herzlich willkommen zu meinem nächsten Blogeintrag. Ich hoffe ihr habt alle Karneval einigermaßen überlebt, seid nicht zu oft abgeschmiert und jetzt wieder in der Realität des harten Alltags angekommen.

Ich will euch gleich zu Beginn schonmal sagen, was ich meinen Lehrern in meiner mündlichen Abi-Prüfung auch zu Beginn gesagt habe: Ich habe jetzt nicht direkt was vorbereitet, aber wenn wir alle gemeinsam an einem Strang ziehen, bekommen wir die Zeit auch schon irgendwie rum. Ich will damit sagen, dass die Person, die eigentlich immer ganz akribisch Notizen meines Tagesablaufs macht, seinen Job in den letzten zwei Wochen sagen wir mal nur so semigut gemacht hat. Ach halt, ich beschreibe mich ja gerade selbst. Also wie gesagt, ich habe das Notieren von Ereignissen in den letzten zwei Wochen eher schleifen lassen, also wundert euch nicht, wenn dieser Eintrag etwas wirr und unaufgeräumt rüberkommt, ich gebe trotzdem alles, um das Bestmögliche aus dem kaum Vorhandenen herauszuholen, wie bei meiner Abi-Prüfung. Ich muss auch ganz ehrlich sagen, dass ich auch wieder seit gut einer Stunde am Laptop sitze und bis auf die obigen Sätze noch nichts hinbekommen habe, ihr seht also vor Kreativität sprudele ich aktuell auch nicht.

Naja, nachdem ich jetzt ordentlich tiefgestapelt habe, damit die Erwartungen nicht zu hoch sind, möchte ich aber nun doch mal mit dem Wichtigen beginnen.

Wie ihr ja wisst bin ich vor genau zwei Wochen vom einwöchigen Seminar und dem anschließenden Urlaub nach Hause gekommen. Wenn nicht, hört am besten hier auf zu lesen und lest erstmal den Blogeintrag von vor zwei Wochen und kommt dann wieder zurück. Oder lasst es bleiben, wenn er euch nicht überzeugen konnte. Nach den zwei Wochen wieder hier anzukommen war die ersten Tage echt seltsam, denn schon bei der Ankunft hatte ich irgendwie das Gefühl alles würde anders aussehen, als ich es in Erinnerung hatte. Als wäre jemand in den zwei Wochen gekommen und hätte alles umgeräumt, selbst mein Zimmer kam mir nicht mehr so vertraut vor, wie zuvor. Im Oratorium und unserem Schulprojekt ging es mir am Anfang ähnlich. Obwohl uns die Kinder schon sehnsüchtig erwarteten und uns um den Hals fielen, als wir uns am Montag, den 17.02., das erste Mal wieder blicken ließen, hatte ich das Gefühl es wäre mein erster Tag hier in Mansa, ich hatte das Gefühl ich würde hier nichts mehr kennen und gar nicht mehr wissen, wie alles abläuft und wie ich meine Aufgaben zu machen habe. Hinzu kam, dass ich meine Jungs auch bis heute seit meiner Ankunft nicht trainieren konnte, weil entweder das Wetter nicht mitspielte oder nicht genug Spieler zum Training erschienen oder beides. Zum Glück hielt dieses Gefühl auch nur zwei oder drei Tage an, bis ich mich endlich wieder vollends in meinen Alltag eingefunden hatte. Sehr gefreut hat mich auch, dass unser „Schulprojekt“ von den beiden Jungs, die wir zum Übersetzen und Unterstützen dabei haben, sehr gewissenhaft fortgesetzt wurde und man einige Fortschritte erkennen kann. So können die Kids aus der Klasse von Katha und mir, die nicht in der separaten Gruppe untergebracht sind, weil sie noch motorische Schwierigkeiten haben, schon das ganze Alphabet und schon die ersten Worte schreiben. Außerdem sind die Kids nun deutlich gesitteter und ruhiger, auch wenn sie manchmal noch ihre Aussetzer haben und auf Tischen und Stühlen rumklettern.

In der vorletzten Woche bekamen wir dann noch zwei besondere Besucher. Ein ehemaliger Volontär hier aus Mansa, Josef, und seine Freundin besuchten uns für ein paar Tage. Gemeinsam fuhren wir am Sonntag, den 23.02., zu den Mumbuluma-Fällen ca. eine Stunde Autofahrt von Mansa entfernt. Es war ein sehr schöner Ausflug und es zeigte sich, dass es sehr gut ist, dass Father Antonio sehr weit bekannt ist. Denn Josef und seine Freundin sollten eigentlich den Touristen-Eintrittspreis von 10 Dollar bezahlen, wir als in Sambia wohnende nur 5 Kwacha (umgerechnet 35 Cent). Als wir von dem Mann an der Kasse gefragt wurden, wo wir denn wohnen würden und sagten, dass wir bei Don Bosco in Mansa wohnen, teilte er uns direkt mit, dass er ein guter Freund von Father Antonio ist. Wir witterten unsere Chance und fingen an zu verhandeln und zu diskutieren, sodass wir im Endeffekt alle nur 5 Kwacha zahlen mussten. Wettertechnisch hatten wir leider nicht so wirklich Glück, denn schon nach den ersten paar Sprüngen, die Cassi und ich ins angenehm kalte Wasser wagten, fing es ziemlich heftig an zu gewittern und schien nicht mehr aufzuhören. Wir retteten uns noch zurück zur Kasse, wo wir unter einer Überdachung noch Karten spielten und hofften, dass sich das Wetter noch einmal bessern würde, was es allerdings nicht tat. Obwohl wir es uns ein wenig anders vorgestellt hatten, war es doch ein sehr schöner Ausflug und für mich auch das erste Mal, dass ich diese wunderschönen Wasserfälle sehen konnte. Ein erneuter Ausflug dorthin steht auf jeden Fall jetzt schon auf meiner Noch-Innerhalb-Des-Freiwilligendienstes-Machen-Müssen-To-Do-Liste.

Der Ausflug war auch echt eine gute Ablenkung zu dem ständigen Gedanken, dass in Deutschland gerade mit Karneval die Riesenparty des Jahres abgeht. Die Karnevalszeit war für mich bis jetzt die schwerste Zeit was Heimweh anbelangt, seitdem ich hier in Sambia bin. Sowohl Weihnachten und Silvester haben mich dahingehend eigentlich gar nicht gekratzt, aber Karneval war da schon eine Hausnummer. Die ganze Zeit daran zu denken, was meine Freunde wohl gerade so machen und wo sie wohl gerade derbe abschmieren hat mich schon das ein oder andere Mal traurig gemacht. Dazu auch noch Karnevalsmusik zu hören, weil es einfach dazu gehört, hat es auch nicht wirklich besser gemacht. Es ist so krass, dass man erst erkennt was man an seiner Heimat, seiner Familie und seinen Freunden hat, wenn man so weit davon getrennt ist. Allerdings macht mich das auch auf der anderen Seite auch echt glücklich, weil ich merke, dass ich einfach zu Hause bin, dort wo ich lebe und auch einfach die richtigen Menschen um mich herum habe.

Aus diesen teilweise echt traurigen Gedanken wurde ich am Abend des Rosenmontag ein wenig überraschend herausgerissen, auch wenn das folgende ebenfalls mit Karneval zu tun hatte. Ich saß ganz gemütlich auf meinem Bett in meinem Zimmer und erhielt auf einmal über WhatsApp einen Gruppenvideoanruf von einigen Mitvolontären, die auch große Karnevalsfans sind und sich deshalb zur Mission machten jeden Karnevalisten aus seiner traurigen Stimmung zu holen. Zumindest schafften sie es bei mir. Es war zwar nur ein kurzer, aber dafür sehr schöner Anruf, bei dem auch noch gemeinsam und mit sehr viel Delay ein Karnevalslied gesungen wurde. Das hat mich auf jeden Fall aus meinem kurzen Tief geholt und zurück in meine, in letzter Zeit wahnsinnig gute Stimmung versetzt. Also das sollte jetzt nicht so negativ klingen, wie es vielleicht tut, denn ich bin in letzter Zeit einfach nur unglaublich glücklich, aber die Karnevalszeit habe ich doch schon ein gutes Stück vermisst und da kam dieser wunderbare Anruf genau richtig.

Am vergangenen Mittwoch hat ja mit Aschermittwoch die Fastenzeit begonnen. Da wir nochmal ordentlich auf den Putz hauen wollten, bevor natürlich 40 Tage vorbildlich gefastet wird, fuhren Father John und Father Francois am Dienstagabend noch einmal spontan los zum Einkaufen und holten ein paar Drinks und Snacks, mit denen wir uns den Abend versüßten oder eher versalzten, denn es handelte sich bei den Snacks fast ausschließlich um Erdnüsse und Chips.

Zuletzt möchte ich noch über den vergangenen Freitag berichten. Denn ein Mädchen aus der Don Bosco Secondary School hatte Geburtstag und es ist Tradition, dass man das Geburtstagskind mit Wasser übergießen darf, wie ich auch schon in vorherigen Blogeinträgen erzählt habe. Cassi und ich gingen also in der Pause mit einem halb gefüllten 20 Liter Eimer, nach Adam Riese macht das 10 Liter, zur Schule, um sie an ihrem Geburtstag ganz besonders zu überraschen. Es war schon sehr lustig sie von oben bis unten nass zu sehen, nachdem Cassi ihr das Wasser übergeschüttet hatte, allerdings tat sie mir auch ein wenig leid, aber was will man machen, die Tradition hat es einfach von uns verlangt. Am frühen Abend, nach dem obligatorischen Meeting fürs Oratorium, musste ich dann nochmal zum Markt tigern, um mir Handyguthaben zu kaufen. Ich erzähle euch das, weil es mal wieder ein Erlebnis aus der Kategorie „Klein aber fein“ war, denn ich traf unterwegs auf ein paar Mädels aus der Schule und einen Jungen aus dem Oratorium, die mich zum Markt begleiteten und mit denen ich mich ganz angenehm unterhielt und die mir somit meinen Marktbesuch versüßten.

So, ich weiß, dass es schwer ist, aber nicht weinen, wir sind leider schon wieder am Ende dieses wunderbaren Blogeintrages angekommen, aber seht es mal positiv: in genau 14 Tagen gibt es schon den nächsten, jedenfalls, wenn ich bis dahin noch nicht von unserem guten neuen Freund Corona erwischt worden bin.

Liebe Grüße und bis in 1.209.600 Sekunden

Gregor