„Wie war Weihnachten denn so im tiefen Süden?“ ist bestimmt eine Frage, die sich einige von euch womöglich stellen dürften. Die Antwort: relativ unspektakulär. Da nun alles geklärt ist, wünsche ich euch noch einen schönen Tag und bis zum nächsten Mal.

Spaaaaaß, ein bisschen ausführlicher wird es schon noch, aber großartige Weihnachtsstimmung ist bei mir im Vorhinein nicht wirklich aufgekommen, da sowohl dekorativ, essenstechnisch als auch offensichtlich wettertechnisch nicht der Anschein erweckt wurde, dass sich Weihnachten anbahnt. Der einzige Ort, der schon seit längerer Zeit weihnachtlich geschmückt war, ist der Supermarkt in der Stadt. Dort wurde man schon seit bestimmt eineinhalb Monaten mit Weihnachtsgrüßen und Lametta zum Einkaufen begrüßt. Gut, seit dem 23. konnte man bei uns im Haus der Salesianer auch von einer ansatzweise vorhandenen Weihnachtsdeko sprechen, allerdings ist das nichts im Vergleich zu einigen verrückten Deutschen. Hat mich aber auch nicht sonderlich gestört, denn ich bin sowieso kein großer Fan von der Vorweihnachtszeit in Deutschland, wo man an allen Ecken und Enden mit Weihachten konfrontiert wird, vor allem schon gefühlt ab Mitte November, wenn nicht sogar noch früher.

Am Tag des Heiligen Abends gab es bei uns keinen Arbeitsstopp, denn die Arbeiter, die am Volunteers-Haus arbeiten, waren bis nachmittags da und für uns stand am Nachmittag ein Meeting an, um den Ablauf der Feier im Oratorium zu Silvester zu planen. Um 19 Uhr gingen wir in die Messe. Da es bei uns ja schon um kurz nach sechs dunkel wird, hatte man auch das original Christmette-Feeling, das man aus Deutschland kennt. Verstärkt wurde das Gefühl auch durch die Tatsache, dass es keinen Strom gab und so die Messe im Schein von 4 Kerzen und einer tragbaren Lampe stattfand. Die Kirche war rappelvoll und so staute sich drinnen die Hitze. Kurz vorher geduscht zu haben, hätte man sich auch durchaus sparen können. Nach der Kommunion hat Zesco dann wieder Strom gegönnt. Von einem auf den anderen Moment war die Kirche von innen beleuchtet, was die an die Dunkelheit gewöhnten Augen sehr freute. Vor allem, da um die Krippe herum LED-Ketten angebracht waren, die bei eintretendem Strom sofort anfingen in allen möglichen Farben zu blinken. Nach der gut zweistündigen Messe war dann eigentlich ein gemeinsames Abendessen in der Salesianer-Community geplant, jedoch machte irgendwie jeder so sein eigenes Ding. Wir Volos saßen dann noch ein wenig mit Father Antonio zusammen, der an dem Abend erst spät nach Hause kam, da er mehrere Messen in den Outstations gehalten hatte.

Am Mittwochmorgen (25.12.) besuchten wir die Messe zum ersten Weihnachtsfeiertag, bevor wir uns am frühen Nachmittag gemeinsam mit Father Antonio zum Bischof aufmachten, da wir für ihn mit unserer Gruppe das Krippenspiel aufführen sollten. Da die Proben größtenteils nicht optimal verliefen, hatte ich ein wenig die Befürchtung, dass die Aufführung eventuell in die Hose gehen könnte. Allerdings belehrten die Kids mich eines Besseren und lieferten eine wunderbare Perfomance ab. Für nur ungefähr eineinhalb Wochen Vorbereitung war das eine super Leistung, meinten auch im Anschluss Father Antonio und der Bischof. Gemeinsam mit den Kids wurden wir dann noch auf kleine Snacks und Getränke eingeladen und verbrachten einen schönen Nachmittag in der Residenz des Bischofs. Als wir uns dann mit Father Antonios Pickup wieder auf den Heimweg machten, fing es urplötzlich an heftig zu schütten. Cassi, Father Antonio und ich hatten es gut, denn wir saßen zu dritt vorne in der Fahrerkabine, allerdings wurden Katha und die Kids extrem nass, denn es handelte sich nicht, wie sonst sehr oft, nur um einen kleinen Schauer, sondern diesmal regnete es heftig und das bestimmt über eineinhalb Stunden. Es regnete so stark, dass anscheinend das Dach des Salesianerhauses dem nicht Stand halten konnte und es an manchen Stellen reinregnete. Am Abend wollten wir dann einen neuen Versuch eines gemeinsamen Abendessens starten, für den sich Katha geschlagene vier Stunden in die Küche stellte, um uns ein Festmahl zu bereiten. Jedoch startete an diesem Abend ein Camp für Messdiener, bei dem einige Mitglieder der Community beteiligt waren, sodass wir im Endeffekt wieder mit Father Antonio allein saßen. Wir haben uns trotzdem einen sehr schönen, im Hintergrund durch Musik begleiteten Abend gemacht.

Am Freitag wurden wir zu einem Freund, der ehrenamtlich manchmal im Oratorium mitarbeitet, nach Hause eingeladen, um seine Familie kennenzulernen und sein Haus zu sehen. Im Anschluss zeigte er uns auch noch den Barber-Shop, in dem er arbeitet. Am Nachmittag hatten wir erneut ein Meeting zur Silvesterparty, in dem wir uns in Komitees einteilten, um besser planen zu können. Im Danach setzte ich mich aufs Dach, um einige Ideen für das Programm zu sammeln und da man von dort oben eine wunderschöne Aussicht über die Umgebung hat und wunderbar den Sonnenuntergang beobachten kann, entschied ich mich für diesen Ort. Dort oben produktiv zu sein und Ideen zu bekommen ist allerdings nahezu unmöglich, da die Kids aus der Nachbarschaft mir sofort entgegenbrüllten, sobald sie mich erkannten. Ich wurde dann von unzähligen Kids angeschrien, wie es mir denn geht und selbst als ich ihnen darauf antwortete wurden sie nicht müde immer wieder dieselbe Frage zu stellen. Und als ich dann versuchte sie zu ignorieren, fingen sie nur noch mehr an meinen Namen zu rufen. Naja, so werde ich ihn immerhin niemals vergessen, falls mal das Risiko bestehen würde.

Am Samstag setzte ich mich nach der Arbeit im Oratorium wieder aufs Dach, um einfach die letzten Sonnenminuten des Tages zu genießen. Einige Fahrradfahrer fuhren unten auf der Straße vorbei und fixierten mich mit ihrem Blick als sie mich passierten. Da stellte ich mir die Frage, wie lange es wohl noch dauern würde, bis sich einer der Radfahrer, die sich auch noch nach dem Vorbeifahren umdrehen, endlich mal unnormal maulen würde… Dann hätte ich wenigstens auch was zu gucken.

Und mit diesem makabren Gedanken verabschiede ich mich für heute und wünsche euch allen einen guten Start in das neue Jahr.

Liebe Grüße Gregor