Es beginnt meistens, wie heute, am frühen bis mittelspäten Sonntagabend. Ich klappe den Laptop auf und öffne die Notizen auf meinem Handy, die ich fast täglich mache, damit ich am Ende der Woche noch weiß, was meine Ideen für den neusten Blogeitrag waren. Anschließend starre ich den Bildschirm an in der Hoffnung, dass mir ein Geistesblitz kommt, wie ich in den Eintrag starten kann. Dies nimmt gefühlt immer die meiste Zeit in Anspruch. Heute bekommt ihr eben diesen geistigen Erguss, da mir nichts Besseres eingefallen ist. Zwischendurch wird immer wieder gecheckt, wie es in den laufenden NFL-Partien steht, was den Anfangsfindungsprozess ebenfalls deutlich verlangsamt. Ist mir dann etwas eingefallen, mit dem ich mal mehr, mal weniger zufrieden bin, beginne ich relativ unspektakulär den Wochenrückblick, so auch heute:

Am Montag (16.12.2019) viel mir ein weiteres Mal auf, wie wichtig es ist, speziell jetzt in dieser Situation, in der ich eine Fußballmannschaft trainiere, bei der mich vielleicht die Hälfte der Kids vollkommen versteht, einen guten Kapitän zu haben, auf den man sich immer verlassen kann, der immer das macht, was der Trainier sagt und der auch den anderen Kids etwas übersetzen oder erklären kann, wenn sie etwas nicht verstehen. Ich bin echt wahnsinnig dankbar dafür, dass ich jemanden gefunden habe, auf den all diese Punkte zutreffen und der mich somit sehr gut unterstützt.

Den Dienstagmorgen trafen wir uns mit unseren Bemba-Lehrerinnen. Allerdings nicht wie gewohnt für eine weitere Lektion unseres Sprachkurses, sondern um den Grundstein für unser nun schon ein Weilchen geplantes Projekt zu legen. Da wir in der Vergangenheit, vor allem morgens, vielen Kindern begegneten, die offensichtlich nicht zur Schule gehen, haben wir den Entschluss gefasst eine Art Ersatz anzubieten, um den Kindern grundlegendes Wissen nahezubringen. Dazu wollen wir uns zu Beginn zweimal pro Woche treffen. Wenn das Angebot gut angenommen wird und so funktioniert, wie wir es uns vorstellen, möchten wir es auch gerne ausweiten. Um die Kinder und Familien darüber zu informieren und um uns eine Liste mit Namen zu machen, gingen wir also mit unseren Lehrerinnen ins Village zu den Familien. Sie dienten dabei als Übersetzerinnen und halfen uns dabei die Familien anzusprechen. Geplant ist noch ein zweiter Rundgang nach Weihnachten in einer anderen Gegend, bevor wir dann am 2.1.2020 so richtig anfangen wollen. Fortsetzung folgt…

Am Donnerstag wurden wir von einem Jugendlichen aus dem Oratorium zu ihm nach Hause eingeladen. Wir trafen uns am Tor des Don-Bosco-Campus und er führte uns, von seinem kleinen Bruder begleitet, auf den kleinen Trampelpfaden durch das sich anschließende Village. Bei ihm zu Hause angekommen lernten wir auch noch seine Mutter und seinen zweiten Bruder kennen. Die Mutter begann das Mittagessen vorzubereiten, während wir im Wohnzimmer Platz nahmen. Es war zwar nicht sonderlich groß, aber sehr gemütlich eingerichtet. Während wir einen Film schauten, entfaltete sich im Haus ein wunderbarer Duft des gerade zubereiteten Essens. Wie sich später herausstellte, sollte das Essen auch so gut schmecken, wie es der Geruch vermuten ließ. Das Nsima war sehr lecker und als Gemüse gab es Pilze, die mir besonders gut schmeckten. Nachdem wir fertig gegessen hatten mussten wir allerdings auch schon wieder aufbrechen, da wir am Nachmittag wieder im Oratorium erscheinen mussten. Auch wenn es nur ein kurzer Besuch war, fand ich es sehr interessant mal zu sehen, wo die Kids wohnen und die Familie ein wenig kennenzulernen.

Am, bis auf das wöchentliche Meeting, freien Freitag hatten wir am Morgen wie üblich unsere Bemba-Stunde. Anschließend trafen wir uns zum dritten Mal in dieser Woche mit den Kids, um das Krippenspiel einzuüben. Für den Abend war eine Geburtstags-Nachfeier geplant, denn Father Francois (26.11.), Father Antonio (29.11.) und ich (27.11.) hatten in der Woche Geburtstag, in der wir gerade in Malawi waren. Wir beschlossen noch vor unserer Abfahrt, dass wir auf jeden Fall im Nachhinein noch eine Party feiern würden. Da Father Francois diese Woche von seinem dreimonatigen Sprachkurs wiederkam, nahmen wir uns also den Freitag als Partytag vor. Katha, Cassi und ich wollten für die beiden noch eine Kleinigkeit besorgen und so fuhr ich, da die beiden anderweitig beschäftigt waren, allein in die Stadt. Auf dem Hinweg fragte ich Arbeiter von Father Antonio, ob sie mich zum Markt auf ihrem Truck mitnehmen würden. Von dort aus fuhr ich mit einem Sammeltaxi in die Stadt. Dort angekommen sprach ich den Mann, der mit mir mitgefahren war, an, da ich mir gerne auf dem Markt ein T-Shirt schneidern lassen wollte, was denn ein guter Preis sei. Total freundlich antwortete er mir und wir unterhielten uns kurz. Auf dem Weg zu Shoprite begegnete ich dann, wie auch auf dem Markt, einigen bekannten Gesichtern, was sowohl mir als auch ihnen ein Lächeln aufs Gesicht zauberte. Es ist zwar schwer zu beschreiben und es hört sich wahrscheinlich auch seltsam an, aber dieser kleine Trip in die Stadt hat mir so unglaublich viel Spaß gemacht. Durch die netten Menschen, auf die man trifft und dadurch, dass mir mittlerweile alles so bekannt und so vertraut vorkommt, fühle ich mich nicht mehr wie ein etwas längerer Besucher, sondern als ein Teil dieser Stadt und seiner Einwohner. Es fühlt sich an, als wäre man in seiner Hood, als wäre man zu Hause. Auf dem Rückweg gab ich auf dem Markt mein T-Shirt und einen Rucksack in Auftrag, da mein alter ein wenig mitgenommen aussieht. Als ich wieder zu Hause ankam war ich total glücklich, denn dieser kleine, unscheinbare Ausflug in die Stadt hat mir wieder einmal gezeigt, dass ich alles richtig gemacht habe, als ich mich entschieden habe den Freiwilligendienst anzutreten und dass ich mich hier absolut wohl fühle.

Am Abend stieg dann die große Feier. Brother Alfred bereitete leckere Chips (Pommes) vor, es gab einen leckeren Salat und Katha bereitete Kuchenteig vor. Als dieser allerdings fertig war, machte Zesco (einer der hiesigen Stromverteiler) einen Strich durch die Rechnung, denn es gab mal wieder einen allseits geliebten Power-Cut. Und so musste Katha improvisieren, da ohne Strom ja auch kein Ofen funktioniert. Kurzerhand beschloss sie aus dem Teig Pfannkuchen zu machen und sie abwechselnd mit einer Marmeladenschicht zu stapeln, was auch unglaublich lecker war. Nachdem Abendessen spielten wir alle gemeinsam eine Runde Monopoly mit abgeänderten Regeln. Es war ein sehr schöner Abend und eine gelungene nachgeholte Geburtstagsfeier.

Der Samstagnachmittag hielt das nächste Spiel für die Don-Bosco-Jugendmannschaft bereit, in dem nun endlich der erste Sieg gefeiert werden sollte. Ich mach´s kurz: Zum Sieg hat´s leider nicht gereicht, aber nach einem wenig aufregenden Spiel trennten sich die Mannschaften verdient mit 1:1 (beide Tore fielen nach Elfmetern).

Nach der morgendlichen Messe, die mich dann auch wieder daran erinnerte, dass Weihnachten jetzt schon verdammt nahe ist und den wöchentlich anfallenden haushaltlichen Aufgaben, stand am Nachmittag ein weiteres Mal das Proben des Krippenspiels auf dem Plan. Es funktionierte diesmal deutlich besser und ich denke, dass es nach den letzten Proben am Montag auch sitzen sollte.

Das wars soweit von dieser Ausgabe meines Blogs. Heute wars zwar kaum kreativ, sondern rein informativ, aber das muss auch mal sein. Vielen Dank mal wieder fürs Lesen und falls ich mich hier vorher nicht nochmal melden sollte, wünsche ich euch allen ein frohes Weihnachtsfest im Kreise eurer Liebsten. Genießt die besinnlichen Tage und bis bald.

Ganz liebe Grüße

Gregor