Endlich konnte ich am vergangenen Montag (28.10.) den geplanten Fußball-Club für die unter 16-jährigen Kids eröffnen. Eigentlich war dies schon für vor einer Woche geplant, aber es ist bis jetzt immer etwas dazwischengekommen.

Für mich ist es das erste Mal, Trainer einer Mannschaft zu sein und dann noch direkt mit Spielern, die mich zur Hälfte überhaupt gar nicht verstehen. Dieses Problem hat sich allerdings schnell erledigt, da ich mir direkt zu Beginn einige Jungs, die ganz gut englisch sprechen, rauspickte, damit sie meine Ansprachen den restlichen Kids übersetzen. Ich hatte am Anfang ein wenig bedenken, ob das so gut funktioniert und ob die Kids überhaupt auf mich hören, aber ich wurde schnell eines Besseren belehrt. Klar, mit Kindern zu trainieren ist immer ein wenig schwieriger und vor allem dann auch die neuen Übungen zu erklären hat sich nicht als besonders einfach herausgestellt. Als ich allerdings in die Übungen mit einstieg sahen die Kinder aufmerksam zu und lernten schnell. Ich bin echt glücklich, denn, dass es so gut funktioniert hatte ich echt nicht erwartet. Die Kids haben mich echt im positiven Sinne überrascht. Es liegt zwar auch noch einiges an Arbeit vor uns, aber die Kids haben echt Potential und Spaß am Fußball. Ich hoffe, dass ich ihnen über das Jahr hinweg etwas von meiner nun schon 15-jährigen Fußballerfahrung mitgeben kann und sie auch als Team zusammenbringen kann. Ich freue mich nun auf die nächsten Trainingseinheiten und werde auf jeden Fall auch weiterhin von meinem neuen Herzensprojekt berichten.

Kommen wir nun aber zum wohl spannendsten Tag dieser Woche. Am gestrigen Samstag stand nämlich der Ausflug nach Samfya (ein See ca. eine Stunde Autofahrt von Mansa) an, der eigentlich am Independence Day stattfinden sollte. Um 8:30 Uhr morgens wollten wir gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen aus dem Oratorium die Fahrt antreten. Allerdings gab es ein entscheidendes Problem: der Bus, der uns nach Samfya bringen sollte, war nicht da. Mit der typischen sambischen Abfahrt, eine Stunde später, hatte ich zwar gerechnet, aber so etwas hatte ich echt nicht erwartet, denn der Bus kam sage und schreibe 3h nach der vereinbarten Abfahrt erst am Oratorium an. Es stellte sich heraus, dass der Fahrer an diesem Morgen schon eine Gruppe nach Samfya gebracht hatte, was die Verzögerung der Abfahrt erklärte. Besonders leid taten mir die Kids, die teilweise schon seit 8 Uhr am Oratorium warteten und sich so sehr auf den Trip gefreut hatten. Überraschenderweise war die Stimmung trotz der langen Verzögerung alles andere als schlecht. Quasi von der Abfahrt um ca. 11 Uhr an waren die Jungs und Mädels im Bus gut gelaunt und teilweise für meinen Geschmack etwas zu euphorisch und laut.

In Samfya angekommen stürmten die Kids sofort ins Wasser. Ursprünglich hatte ich mir vorgenommen nicht schwimmen zu gehen, hatte glücklicherweise aber trotzdem meine Badehose dabei, denn als wir am See ankamen packte mich doch die Lust mit den Kids zu schwimmen und mich bei dem herrlichen Wetter etwas abzukühlen. Besonders Spaß machte es den Jungs sich von Cassi und mir ins Wasser schmeißen zu lassen. Natürlich wollte jeder mehrmals an der Reihe sein und so flogen die Kinder nur so durch die Gegend. Das war auf jeden Fall Sport genug für den Tag und Ausläufer dieser besonderen körperlichen Aktivität spüre ich heute noch in meiner rechten Schulter. Aber ich will mich nicht beklagen, denn ich hatte auch besonders viel Spaß. Aufgrund meiner morgendlichen Grundstimmung und der Tatsache, dass wir so ewig auf den Bus warten mussten war ich eigentlich nicht mehr so motiviert für den Ausflug, aber gemeinsam mit den Kids im Wasser rum zu planschen und sie dabei so fröhlich zu sehen, brachte in mir ein besonderes Glücksgefühl hervor. Ich vergaß ziemlich schnell die Zeit und auch mich erneut einzucremen, was dann, das ansteigende Hautkrebsrisiko wird sich freuen, in einem schönen Sonnenbrand endete.

Während wir die Kids also fröhlich hin und her schmissen, Ball spielten und verdutzte Kinder tunkten, bereiteten die Mädels vom Netball-Club das Essen für uns alle zu. Es gab Gemüse, Würstchen und ganz klassisch Nsima (laut Wikipedia ein Getreidebrei aus Maismehl, der zu relativ fester Konsistenz gekocht wird). An ebenjenem, gefühlt 5000 Grad heißen Nsima habe ich mir dann beim Essen derbe den Daumen verbrannt (es wurde natürlich nur mit Händen gegessen) unter anderem weil der Hunger auch mal wieder größer war als die Geduld ein wenig zu warten bis das Essen abgekühlt war.

Glücklich und gesättigt klang dann der Nachmittag so langsam aus. Wir mussten aber noch einige Bilder mit den Kindern machen, die sie sich teilweise von einem anwesenden Fotografen zur Erinnerung ausdrucken ließen. Das fand ich besonders süß, da der Fotograf für jedes Foto einen stolzen Preis von 10 Kwacha verlangte. Das sind umgerechnet zwar nur 71 Cent, aber dass die Kids, die sowieso nicht viel Geld haben, für ihre Verhältnisse so viel Geld ausgaben nur um ein Foto mit uns zu haben hat mich doch sehr berührt und gezeigt, dass wir schon einen kleinen Eindruck hinterlassen haben und ihnen nicht völlig egal sind.

So gegen kurz vor Sechs hieß es dann wieder „alles einsteigen und anschnallen“ (das Anschnallen ist natürlich nur symbolisch gemeint, denn faktisch interessiert es hier so gut wie niemanden, ob man angeschnallt ist oder nicht) für die Rückfahrt nach Mansa. Bereits im Dunkeln kamen wir wieder auf dem Don-Bosco-Campus an und nach einem schönen, aber auch anstrengenden Tag fiel ich nur noch müde ins Bett.

Soweit zu den vergangenen Tagen und Erlebnissen. Ich melde mich, wenn es wieder Neuigkeiten von der anderen Hälfte der Erde gibt. Sonnige, warme Grüße aus Sambia und bis dahin.

Gregor