Ihr fragt euch nun sicherlich: Wer zum Geier ist das? Ich kann euch schonmal so viel verraten: Ich weiß es auch nicht genau, aber dazu später mehr.

Fangen wir doch die ganze Geschichte von vorne an. Am 24. Oktober wird hier in Sambia der Independence Day gefeiert. 55 Jahre ist dieses wunderbare Land nun schon unabhängig von Großbritannien. Um diesen besonderen Tag gebührend zu feiern war ursprünglich geplant mit den Kids vom Oratorium zu einem nahegelegenen See mit Sandstrand zu fahren. Zur Stärkung des Gemeinschaftsgefühls und bei dem herrlichen Wetter eine wunderbare Idee. Allerdings wurde uns kurzfristig mitgeteilt, dass der Trip auf nächste Woche verschoben wird. Ich war ein wenig enttäuscht, da ich mich schon sehr auf diesen Ausflug gefreut hatte. Beim letzten Mal, als Cassi, Katha und die Marias dort waren konnte ich nämlich nicht mitkommen, da ich krank war. Also muss ich mich noch eine Woche gedulden. Dafür besuchten wir die große Independence-Feier im Stadion hier in Mansa.

Für 8 Uhr verabredeten wir uns mit dem Karate-Club des Oratoriums, die dort einen kleinen Auftritt haben sollten, um gemeinsam zum Stadion zu gehen. Getreu der sambischen Pünktlichkeit gingen wir allerdings erst gegen kurz vor 9 Uhr los, aber daran haben wir uns mittlerweile schon gewöhnt.

Aber statt auf uns zu warten joggten die Karate-Jungs einfach los und wir mussten zusehen, wie wir das Stadion selbst finden. Danke dafür!  Es sollte allerdings kein großes Problem werden, da uns ein sehr netter Junge den Weg dorthin zeigte. Unterwegs gabelten wir noch einige, uns teilweise bekannte Kids auf und so trafen wir in einer kleinen Gruppe im Stadion ein. Es war vielleicht 9:15 Uhr und die Sonne brutzelte schon recht ordentlich auf unsere Köpfe ein. Im Stadion angekommen, waren schon einige hunderte Menschen da und viele Kids, die auf uns aufmerksam wurden, liefen direkt auf uns zu, sodass wir innerhalb weniger Augenblicke von einer riesigen Traube Kinder umgeben waren. Die Haupttribüne sah schon sehr voll aus, weshalb wir uns erst einmal einen Platz an der Seite suchten. Die Kinder gesellten sich natürlich zu uns. Sie gingen allerdings nach und nach, als sie merkten, dass wir ihnen kein Geld, Wasser oder Süßigkeiten geben würden. So blieben nur die uns vom Oratorium bekannten treuen Seelen bei uns. Programmmäßig passierte lange nichts, weshalb ich den Tag schon schnell abhakte und wir überlegten auch aufgrund der Hitze relativ schnell wieder zu gehen.

Doch dann begann das Programm mit einigen Musik- und Tanzgruppen. Ich weiß nicht, ob ich einfach zu viel erwartet habe, aber besonders umgehauen hat mich das Programm bis dahin nicht. Unsere Karate-Gruppe war auch verschwunden und wir wussten nicht, wann oder wo genau sie auftreten würden. Inzwischen fanden wir dann wenigstens einen Platz auf der überfüllten Tribüne im Schatten.

Gegen kurz nach elf Uhr sahen wir dann, dass sich rechts neben der Tribüne eine Musikgruppe aufstellte. Gefolgt von Tanzgruppen, Militärgruppen, 2 Karate-Clubs (darunter unsere Don-Bosco-Jungs) und einigen weiteren, teilweise auch undefinierbaren Gruppen zogen sie gemeinsam ins Stadion ein. Uns viel auf, dass sowohl bei der Don-Bosco-Gruppe als auch bei den anderen Karatekern eine Person dabei war, die eine seltsame Maske trugen. Meine Theorien: entweder ist das so ein Ding hier, dass es in jeder Gruppe so jemanden gibt oder den beiden ist es peinlich in der Öffentlichkeit als Mitglieder der Gruppe aufzutreten, ich weiß es nicht.

Circa 40 Meter vor der Haupttribüne waren einige Pavillons aufgebaut, unter denen einige „besondere“ Gäste ihren Platz fanden. Die Gruppen stellten sich vor den Pavillons auf und empfingen im Anschluss den oben genannten „Guest of Honor“ (im Folgenden nur noch als GoH bezeichnet). Eskortiert von einigen Autos fuhr sein Wagen vor und zur Begrüßung schüttelte er viel zu vielen „besonderen“ Gästen die Hand und gesellte sich anschließend zu ihnen unter die Pavillons. Der GoH hielt zu Beginn eine sehr langatmige Rede. Ich muss ehrlich sagen ich bin schon nach dem zweiten Satz ausgestiegen und habe lieber die vielen Menschen beobachtet. Dabei viel mir auf, dass der Großteil der Menschen Kinder war, die auch fast ausschließlich ohne ihre Eltern dort waren. Wie viele Menschen es im Endeffekt waren kann ich euch nicht genau sagen. Schätzungsweise so drei bis viertausend, aber da kann ich auch derbe daneben liegen.

Nach der Rede sollten dann die Gruppen der Parade auftreten. Wir freuten uns besonders auf unsere Karate-Jungs, erfuhren dann allerdings, dass sie erst als siebtes an der Reihe waren. Also mussten wir noch einige Zeit in der herunterknallenden Sonne ausharren. Einen gratis Sonnenbrand gab es dann trotz Basecap, Sonnenbrille und stylisch hochgeklapptem Kragen des Poloshirts auch noch obendrauf. Als dann endlich alle Musik- und Tanzgruppen ihr Können präsentiert hatten, hieß es auf einmal, dass der ach so wichtige GoH nun schon fahren muss und sich nicht mehr den Karate-Auftritt anschauen kann. Aus dem Abschied wurde dann noch einmal ein ganz großes Ding gemacht. Es mussten natürlich wieder ganz viele Hände geschüttelt werden, wo ich mir nur dachte: komm schon, steig in deinen Schlitten ein und lass dich von Rudolph nach Hause ziehen, ich will jetzt endlich den Karate-Club sehen.

Die Karate-Jungs sollten dann noch ihren Auftritt bekommen, obwohl im Hintergrund schon so langsam alles abgebaut wurde. Zu Beginn der Show erlebten wir dann das zweite Mal Regen hier in Sambia. Es war nur ein sehr kurzer Schauer, aber dadurch, dass der Regen so kalt war, wurde die Hitze kurzzeitig erträglicher.

Die beiden Karategruppen traten gemeinsam auf. Ich hatte mir vorgestellt, dass es eine große Choreografie oder ähnliches geben würde, aber ich wurde eines Besseren belehrt. Die Show bestand aus vielen kleinen Choreos mit maximal zehn Karatekern und zwischendurch gab es auch kleine Showkämpfe. Alles in allem war es sehr interessant zu sehen, was die Jungs und Mädels draufhaben, vor allem, weil ich vorher mit Karate etc. eigentlich nichts am Hut hatte.

Und so endete dann auch die Independence-Feier im Stadion. Obwohl ich zu Beginn ein wenig enttäuscht und gelangweilt war, war es am Ende doch echt spannend zu sehen, wie die Menschen hier ihren nationalen Feiertag zelebrieren.

Ziemlich K.O. kamen wir dann am Nachmittag wieder zu Hause an und ruhten uns erst einmal aus, da wir für den Abend auch noch einmal reichlich Energie benötigten. Die beiden Marias, die aktuell noch hier sind, verlassen uns nämlich am Samstag nach zwei Monaten wieder. Um sie gebührend zu verabschieden wollten wir den Abend noch einmal richtig feiern. Dazu bereitete das Maria-Duo ab 15:30 Uhr am Nachmittag verschiedenste (spanische) Gerichte vor. So gab es am Abend Paella, Tortilla, einen Salat, Guacamole und eine Art Pommes mit Aioli und einer scharfen Soße. Nach dem Festmahl sah unser Plan ein Länderspiel zwischen Deutschland und den Spanish Speakern (Fr Antonio aus Peru gemeinsam mit den beiden Marias) in verschiedensten Disziplinen vor. Von Flunky Ball über Bier Pong bis Klimpern (natürlich spielten wir alle oben genannten Spiele nur mit Wasser😉) dominierte das deutsche Team und ging am Ende als ungefährdeter Sieger hervor.

Ein sehr witziger Abend ging dann wieder einmal spät zu Ende, aber glücklicherweise ist am heutigen Freitag für die Schüler und somit auch für uns frei, weshalb der Tag zur Regeneration genutzt werden kann.

Schöne Grüße aus Mansa und bis bald

Gregor