Zu allererst entschuldige ich mich nicht dafür, dass es so lange keinen Blogeintrag gegeben hat. Die Gründe dafür werden trotzdem ansatzweise hier erläutert werden, denn wenn November und Dezember eine Fettsäure wären, dann wären sie eine gesättigte Fettsäure. Weil wir sicher alle Weinachten nicht mehr hören können, spreche ich lieber von Navidad (span. für Weinachten). Das wird hier groß gefeiert, mit großem amerikanischen Einfluss, was sich am kitschigen Navidadschmuck und dem Zuckergehalt der Süßigkeiten feststellen lässt. Da unsere Arbeit mit Kindern zu tun hat und Navidad ja bekanntlich besonders für diese kleineren Bewohner der Erde eine Freude ist, durften wir auf mehreren Weihnachtsfeiern dabei sein. Es mangelt auch hier nicht an traditionellem Essen (Buñuelos und Natilla: frittierte Maiskugeln und Karamellpudding, wer will kann googeln) und Weinachtsliedern zum Beispiel der spanischen Version von „Stille Nacht“ (Funfact: „Stille Nacht“ wurde in 320 Sprachen und Dialekte übersetzt. Quelle: Wikipedia). Dank einer generösen Stiftung haben die Barriokinder sogar Geschenke erhalten. Zu unserem großen Bedauern mussten wir die Geschenke in unserer WG selber kaufen, was uns aber eine nette Bescherung bescherte. Für die Jungs der Ciudad ist Weinachten immer eine etwas traurige Veranstaltung, weil ihnen oft eine Familie fehlt und natürlich wenig Mitarbeiter der Ciudad an Navidad arbeiten. Deshalb haben wir als Volontäre ein groß angelegtes Spiel am Nachmittag veranstaltet und Heiligabend bei der dreistündigen Geschenkersteigerung der 230 Jungen geholfen. Mal etwas anderes… Danach erfuhren wir was man bei Kolumbianern unter Gastfreundschaft versteht, als wir ins Barrio gingen um eigentlich nur ein paar Kleinigkeiten zu kaufen. Kaum wünscht man „Feliz Navidad“, sitzt man im Wohnzimmer und ist das Weinachtsessen der Familie. Ende der Geschichte: wir waren um fünf Uhr im Bett. Obwohl Kolumbien sehr katholisch geprägt ist, richtet man die Feste eher auf Spaß aus und die Religiosität läuft als Selbstverständlichkeit mit. Die wichtigsten Zutaten dabei sind Musik, Alkohol und Familie. Auch Silvester unterscheidet sich nicht groß von Weinachten. In Kolumbien ist übrigens Feuerwerk verboten, weniger Verletzte gibt es trotzdem nicht, denn die Kolumbianer, besonders die Kinder, lassen es sich nicht nehmen, Feuerwerk selbst zu bauen. Besonders am Ende des Jahres hört man abends regelmäßig die besagten Böller. Jetzt ist Ruhe nach dem Sturm eingekehrt die Kinder haben noch Ferien und ein paar liebe Volontäre fahren in den Urlaub

Das ist ein normales Haus, die extremen Beispiele lösen epileptische Anfälle aus.

Unsere erste offizielle Woche Ferien seit Einsatzbeginn verbrachten Ana und Martín (Spanier) mit Florian und mir in Chocó. Dieser wirtschaftlich schwächste Teil Kolumbiens liegt an der Pazifikküste und bietet mit seinen riesigen Waldgebieten und der wunderschönen Küsten bisweilen Schutz für eine riesige Artenvielfalt, die Guerilla und andere bewaffnete Gruppen. Der junge Tourismus hilft der Gegend langsam den alten Ruf zu verlieren und nicht mehr nur ein Geheimtipp zu sein. Mit einem Flugzeugchen kommt man am Flughafen des 9000-Seelendorfs an und fährt mit dem Boot zu den ganz kleinen Dörfern an der Küste. Die Luft ist so feucht, dass Martíns Handy nach einem Tag den Geist aufgibt und man glaubt, dass diese Gegend die regenreichste der Welt sein soll (ich hafte nicht für die Quelle). Eine Woche ohne Handy, nicht trocknender Kleidung und immerwährender Angst vor Malaria. Auf der anderen Seite menschenleere Strände, Kokosnüsse, falls man Durst hat, und Menschen, die froh über uns Touristen waren. Dazu jeden Tag bestes Essen mit viel Fisch.

In 40 Minuten aus der Millionenstadt Medellín auf den Kokosnussflughafen (#noracist) in Nuqui
Dunkler Sandstrand mit hellem Florian (Mitte rechts)
(v. links n. rechts) deutschen Tim mit kolumbianischer Diana haben wir getroffen, sind nett. Daneben Ana, Flo und Martín.
Flo
Nochmal Flo
Das ist hier das Gegenlicht, aber in Chocó sind 82% der Bevölkerung afroamerikanischer Abstammung (Quelle: Wiki)
Für Kokosnüsse haben wir umgerechnet 0€ gezahlt
Das ist morgens