Nach nun zwei Wochen Aufenthalt in Kolumbien könnte man meinen, sich eingelebt zu haben. Doch noch immer ist die Arbeit hier keine Routine, jeder Tag beginnt mit Frühstück um 7:30 und der Frage ob man heute überhaupt arbeiten wird. Das Programm in dem wir arbeiten heißt „derecho a soñar“ („Recht zu träumen“) und beschäftigt uns als Hilfe für die Sozialarbeiter, wenn in die ärmeren Barrios (Stadtviertel) gefahren wird. Am Montag zum Beispiel war Lena (eine der österreichischen Mitvoluntärinnen) und ich im Barrio Salado in einer kirchlichen Einrichtung, die von der Ciudad Don Bosco unterstützt wird. Mit jeder Menge Snacks für die Kinder fuhren wir dorthin und spielten Fußball, aßen Mittag in der anliegenden Kirche (also wirklich IN der Kirche) und spielten noch ein völkerballähnliches Spiel. Hört sich nicht sehr anspruchsvoll an, aber das ständige Spanisch sprechen, das Wetter/die Höhe und die gewisse Anstrengung beim Umgang mit Kindern lassen mich am Ende des Tages doch erschöpft sein. Wenn man Glück hat, ist man zum Abendessen (17:30) wieder da. Danach ist Zeit für Sport, Emails und Netflix mit den anderen WG-Bewohner*innen (<-richtig gegendert?). Neben den vier österreichischen Mädels leben nämlich noch vier Spanierinnen hier, die aber bald wieder zurückfliegen, und ein kolumbianischer Ex-Kindersoldat, der nach seiner Resozialisierung bei Don Bosco mit uns wohnt und irgendetwas macht mit Universität o. Ä. (muss man noch herausfinden). Wenn ich nicht arbeite (quasi jeden zweiten Tag wegen der Spontanität der Sozialarbeiter und generellem Frei am Mittwoch/Freitag/Samstag/Sonntag), füllt sich die Zeit mit Essen kaufen, Essen essen, aber auch mit Wäsche und Putzen sowie mit Lesen und diesen Blogeintrag schreiben.

Soviel zum Alltag und der Arbeit, parallel entwickelt sich natürlich mein Spanisch, auch wenn sehr langsam. Ich denke richtig angekommen bin ich erst in ein paar Wochen, immer noch ist alles etwas ungewohnt. In den nächsten Blogeinträgen versuche ich auch noch mehr auf das Thema Gewalt, Kriminalität und Drogen in Medellín sowie die Spannung zu Venezuela einzugehen. Nach nur zwei Wochen und mit meinem gebrochenem Spanisch bin ich jedoch noch lange kein Kolumbienexperte, da hilft das Internet momentan besser. Ich versuche einmal ein paar Bilder zusätzlich zu diesem Eintrag hochzuladen für die Analphabeten unter uns. Dazu muss jedoch gesagt werden, dass sie nur winzige Ausschnitte der sehr kontrastreichen Stadt wiedergeben und sehr subjektiv sind. (Das obligatorische „hasta luego“ am Ende eines Blogeintrages eines deutschen Freiwilligen in einem spanischsprachigem Land spare ich mir an dieser Stelle.)

Kolumbianisches Essen in einem vegetarischem Restaurant für Touristen in der Stadt