Tag 73: Mittlerweile hat sich so etwas wie Routine hier eingestellt: Aufstehen und Frühstück, mit dem Taxi ins Barrio, Arbeit und zurück, Abendessen und Abend gefüllt mit einem Film oder Sport. Trotzdem ist jeder Tag unterschiedlich, an den freien Tagen schläft man aus, fährt in die Stadt oder z. B. in den Parque Arvi. 20 Minuten mit der Gondel in ein riesiges Waldgebiet, in dem es sowohl viele reiche Besucher gibt, als auch genug Platz und Abgeschiedenheit für Kriminalität und alles was dazu gehört. Dieses Wochenende gehen wir zu einem Tanzbattle der Jungs von „MOVE“, dem Koorperationsprojekt von Don Bosco Bonn und der Ciudad Don Bosco. Die Tänzer werden im Sommer mit Florian und mir nach Deutschland fliegen und ihr Projekt mit dem Beethoven Orchester Bonn proben. Wer das jetzt nicht verstanden hat, kann das hier nochmal nachlesen: https://strassenkinder.de/mitmachen/beethoven-moves/beethoven-moves/die-idee-move/

Ein Kolumbianer meinte mal zu mir, als wir erst eine Woche da waren, man lerne Spanisch innerhalb von zwei bis drei Monaten. Das müsste mehr oder weniger jetzt der Fall sein, also kann ich jetzt Spanisch sprechen? Nein, bzw. ich brauche die doppelte Zeit. Ich verstehe so zwischen 20% und 80%, je nachdem mit wem ich rede. Ansonsten kommt es natürlich nicht nur auf die Sprache an, ob man gut mit den Leuten klar kommt. Wichtig ist auch oft genug „Como esta?“ („Wie geht’s Ihnen?“) zu sagen. Allgemein bestehen die Gespräche viel aus Höflichkeitsformeln, die man in Europa nicht gebrauchen würde. Darunter auch „Dios te bendiga!“ („Gott segne dich!“), was zur allgemeinen, religiösen Einstellung der Menschen hier passt. Die Busse sind mit kitschigen Jesus- und Mariabildnissen gesegnet, äh ich meinte ausgestattet. Der Taxifahrer bekreuzigt sich beim Vorbeifahren an einer Mariastatue, die es hier an vielen Ecken gibt. Der Glaube ist viel alltäglicher und wird nicht unbedingt mit der katholischen Kirche verbunden. Ich versuche mal einen besonders kitschigen Jesusbus zu fotografieren und hinzuzufügen (füge ich nachträglich hinzu).
Ein anderes wichtiges Thema ist Essen. Obwohl die Angestellten sich hier beim Essen alle Mühe geben hält sich die Abwechslung im „Comidor“ (Speisesaal) in Grenzen. Deswegen habe ich mal versucht die Sachen zu fotografieren, die sonst hier gegessen werden. Vielleicht liegt es daran, dass wir noch nicht viel gereist sind, aber Kolumbien ist sicher kein Spitzenreiter was kulinarische Varianz angeht. Dennoch kommt jeder auf seinen Geschmack, neben viel Fleisch und noch mehr Reis ist das Angebot an Gemüse und Früchten riesig und neben den Klassikern aus deutschen Supermärkten gibt es noch weitere Sorten von denen ihr noch nie was gehört habt, oder kennt jemand „Granadillas“? Wenn man genug Geld und Zeit hätte, könnte man sich auch wie in Europa mit Lebensmitteln eindecken, dazu einfach zu den großen Einkaufszentren fahren und die importierten Produkte kaufen. Neulich war so ein Tag an dem wir Kaiserschmarrn gemacht haben und wir leider Gottes teures Apfelmus aus Deutschland kaufen mussten. Das mit dem Geld ist hier auch so eine Sache, an sich ist alles halb so billig wie in Europa, trotzdem ist man seinen Monatslohn von 100€ schnell los, denn neben Essen, öffentlichem Nahverkehr und Taxi fehlen in der WG viele Utensilien, die wir nach und nach dazu kaufen müssen. Leider habe ich nicht immer perfekte Bilder von dem was ich beschreibe, weil ich unterwegs kein Handy dabei habe und meine Kamera dann doch etwas unpraktisch für kleine Ausflüge ist.







Julia Hill
Hallöchen,
ich war 2014/15 mit meiner Mitvoluntärin die erste Donboscovolunteersianerin, die nach Medellín geschickt wurde.
Eigentlich wollte ich dir nur sagen, wie schön es ist, was du von eurem Aufenthalt schreibst, da wird man ganz nostalgisch! Und ich finde sehr cool, dass ihr nicht mehr in den Patio Tag für Tag geschickt werdet, sondern für den „derecho a sonar“ arbeitet, was deutlich mehr Abwechslung zu bieten scheint.
Nun ja. Viel Spaß noch! 🙂
LG Julia (Man kennt sich natürlich nicht. 😀 )
Georg Nöfer
Hallo,
Freut mich sehr, dass du schreibst, hätte nicht erwartet, dass jemand den Blog liest;) Ich denke mal dein Jahr ist schon so lange her, dass sich hier niemand mehr an dich erinnert, ansonsten könnte ich wen grüßen. Ich hoffe wir können dein Vermächtnis gebührenvoll fortführen, wir geben uns Mühe!
Lg Georg