Heute will ich euch von meiner ersten großen Reise meines Freiwilligendienstes erzählen. Am zweiten Weihnachtsfeiertag machten wir 5 Volontäre (Simon, Nathalie, Anna, Vroni und Ich) uns zusammen mit Euloge (unserem Guide) auf den Weg, um den Norden Benins zu erkunden. Auch wenn sich im Süden des Landes wirtschaftlich alles in und um Cotonou herum abspielt, so hat mich der Norden Benins doch sehr beeindruckt. Vor allem mit seiner weiten Landschaft, dem Nationalpark, und dem starken Festhalten an Traditionen. Es folgen nun ein paar kleine Impressionen einzelner Reiseetappen:
Der Weg der Jeans beginnt…
Ja genau, ihr habt richtig gehört, denn auch in Benin gibt es große Baumwollplantagen. Dort wird die Baumwolle mit der Hand gepflückt und auf große LKWs verladen. Anschließend fahren die beladenen Transporter z.B. nach Savalou, einer kleinen Stadt, die im Zentrum des Landes liegt. Dort machten wir unseren ersten Reisestopp, nachdem wir eine halbtägige Autofahrt hinter uns hatten.
In Savalou bekamen wir die Möglichkeit eine Baumwollfabrik besuchen und wir verfolgten die verschiedenen Schritte, die notwendig sind, um die Wolle von den Samen zu trennen. Die Samen werden dann in große Pakete verpackt und in einer nahegelegenen Stadt zur Ölgewinnung (Cottonöl) verwendet. Die Wolle, aufgeteilt in fein und grob, wird nach einer Qualitätsprobe zum Hafen von Cotonou gebracht und von dort aus in die Welt verschifft. Die Saison der Baumwollernte ist allerdings nur auf die Monate der Trockenzeit begrenzt, da die Wolle den Regen nicht verträgt. So kommt es, dass man möglichst schnell und oft mit nur mäßigen Sicherheitsvorkehrungen arbeitet. Ich fand es sehr interessant zu sehen, wo und wie die Herstellung unserer Kleidung ihren Anfang nimmt.
Das Landleben im Norden
Anschließend fuhren wir hinauf in die Region Attakora, wo wir die kommende Woche verweilten. Dank der bergigen Landschaft war die Luft dort viel angenehmer und sauberer als in Cotonou und es wehte immer ein kühles Lüftchen. In den folgenden Tagen besichtigten wir verschiedene Dörfer, die in einer kleinen Oase der Ruhe ihr bescheidenes und oft auch hartes Landleben führen. Fernab von jeglicher Infrastruktur (fließend Wasser, geteerte Straßen, Strom…) leben die Dorfbewohner entweder als Jäger oder Bauern und versorgen sich weitgehend selbst. In einem dieser Dörfer, genannt Koussoukoingou, zeigte uns Euloge die einzigartige Architektur der „Tata Somba“. Diese Häuser sehen von außen aus wie kleine Miniburgen.
Diese auffällige Architektur diente früher dazu die Bewohner vor wilden Tieren und möglichen Angreifern zu schützen. Die Häuser sind so ausgerichtet, dass man sich im Notfall mehrere Tage hinter dem Schutz der 2 Meter hohen Mauer, im Innenraum und auf der Terrasse des Hauses aufhalten konnte. Bei einem kleinen Rundgang durch die verschiedenen oft weit verstreuten Hausgemeinschaften, sahen wir teilweise noch echte Tata Somba, die über die Generationen hinweg erhalten wurden. Nicht weit von den Häusern entfernt liegen die Felder der Bauern, auf denen vor allem die Jams-Wurzel und der Maniok angebaut werden. Aber auch verschiedene Getreidearten, wachsen dort. Da der Boden hier sehr fest und trocken ist, zünden die Dorfbewohner immer mal wieder kleine Feuer, die sich über die Felder ausbreiten sollen. Wenn der Wind sich nicht gerade dreht, bekommt man das Feuer auch meistens wieder in den Griff. Diese Prozedur soll den Boden fruchtbarer machen. Etwas leichtsinnig hörte sich diese Prozedur für mich jedoch schon an.
Wenn Bauer X nun seine Ernte einholen will, dann sucht er sich ein paar Freunde zusammen, die ihm gegen drei reichliche Mahlzeiten am Tag beim Ernten helfen. Durch diese Weise hilft man sich gegenseitig seine Felder zu bestellen, denn Pflugmaschinen usw. gibt es hier nicht. Die Frau des Bauers X verkauft die Ernte dann auf dem Markt, zu dem sie allerdings oftmals eine weite Strecke laufen muss. Das Leben auf dem Land ist mit Sicherheit nicht immer einfach, denn es bedeutet oft eine harte Arbeit und Disziplin. Auf der anderen Seite leben die Menschen auf dem Dorf auch im Einklang mit der Natur, mit sich selbst und mit der Gemeinschaft.
Von wilden Elefanten, Löwen und vielen Antilopen…
Und dann das Highlight unserer Reise: Meine erste Safari im Nationalpark Pendjari. Ich sah endlich das Afrika, dass ich aus dem Bilderbuch kannte mit der weiten Savannenlandschaft, in der die Tiere geschützt leben können. Wir fuhren noch vor dem Sonnenaufgang mit unserem großen Jeep los und machten uns auf die Suche nach den Tieren. Dazu quetschten wir uns alle zusammen auf die Dachsitze unseres Jeeps und ließen uns den Fahrtwind um die Ohren sausen. Wann immer jemand ein Tier in der Ferne erblickte, machte er ein Klopfzeichen und wir hielten an, um dieses zu beobachten. Aber seht selbst die eleganten Antilopen, die wilden & großen Elefanten, die Warzenschweine (wie Bumba aus „König der Löwen“), den Löwen, der in der Ferne in der Sonne brutzelt, die Affen, die auf den Bäumen herumklettern…
Besuch beim Chef Feticheur…
Unsere letzte Reisestation führte uns in das kleine Dorf Tanéka Koko, wo wir etwas über die Traditionen und den „Fetisch-Glauben“ der Dorfbewohner lernten. Dieser Glaube ist geprägt von einer tiefen Verbundenheit mit der Natur. Wenn es Streitereien im Dorf gibt, das Dorf von außen bedroht wird oder Frauen unfruchtbar sind, dann kommt der Chef Feticheur zum Einsatz. Dieser vollzieht dann bestimmte Opferzeremonien auf dem Dorfplatz und stellt so den Dorffrieden wieder her. Insgesamt gibt es sogar drei Chef Feticheur im Dorf, die dann jeweils ihre eigenen Aufgaben bei der Opferzeremonie haben. Kennzeichnend für den Chef Feticheur ist vor allem, dass er bis auf einen Lendenschutz völlig nackt herumläuft. Selbst nachts darf er sich nicht einmal mit einer Decke wärmen. Außerdem ist der Chef Feticheur immer mit seiner großen Pfeife zu sehen, in der er täglich seine Kräuter raucht. Jeden Abend bereitet ihm seine Frau das Nationalgericht Ignam Pillee zu, was mich ja fast etwas neidisch macht, da ich diesem Gericht mittlerweile auch sehr zugetan bin 🙂.
Und wie wird man eigentlich zum Chef Feticheur? Dieses Amt wird in einer Familie immer vom Vater an den Sohn weitergegeben. Der Feticheur wählt dann denjenigen Sohn, den er am fähigsten hält zu seinem Nachfolger und weist diesen in die Geheimnisse des Fetisch-Glaubens ein. Wie ihr seht wird in diesem Dorf die Tradition bis heute sehr weit geschätzt und von der Dorfgemeinschaft gelebt. Lustig war es für mich allerdings auch den Kontrast zur Moderne zu sehen und zwar bei dem abendlichen Fußballmatch zwischen den beiden Herrenmannschaften des Dorfes.
Insgesamt fand ich es einfach super spannend einen besseren Einblick in die Kultur und die Traditionen der Einheimischen kennenzulernen, sowie neue Landschaften von Benin zu entdecken. So wollte ich euch unbedingt möglichst viel davon erzählen. (Verzeiht mir den langen Blogeintrag 🙂) Ich wünsche ich euch nun allen ein frohes Neues Jahr mit ganz viel Glück, Gesundheit und Gottes Segen!
Liebe Grüße, eure Franzi!
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