Bonjour =)
Ende Mai durfte ich meine Eltern in der Elfenbeinküste willkommen heißen. Ich habe sie mit Sœur Françoise in Abidjan abgeholt. Sie sind mit 4 Koffern angerückt, 3 davon voll mit Geschenken, Bastelmaterialien, Spielsachen,… ! Ich war wirklich überwältigend von der Menge und der regen Anteilnahme an meinem Spendenaufruf! Euch allen ein herzliches Dankeschön!!! Besonders möchte ich Antonia, Noah und Simon DANKE sagen, die ihr Erstkommunion- /Firmgeld an mein Projekt gespendet haben. Schön, dass ihr mit denen teilt, die nicht so viel haben wie ihr 🙂 <3
Nach einer schlaflosen Nacht in Abidjan (obwohl ich schon 9 Monate hier bin, kann ich in der Hauptstadt bei den vielen Moskitos, dem Lärm und der Hitze einfach nicht schlafen) sind wir am nächsten Morgen mit Zwischenstopp in der politischen Hauptstadt nach Duékoué gefahren. In Yamoussoukro haben wir unter anderem die größte Kuppel der Welt besichtigt. Die Basilika „Notre Dame de la Pax“ ist ein Nachbau des Petersdoms und wirkt einfach nur verloren und überdimensional, fehl am Platz.
Yamoussoukro
Gegen Abend sind wir in meinem Projekt angekommen und meine Eltern wurden traditionell begrüßt. Die Foyermädchen haben gesungen, es wurde Wasser gereicht und Mama und Papa mussten über einen Pagne (Stoff) laufen. Das sind in dem Kulturkreis hier Gesten des Friedens.
Gemeinsam haben wir eine Woche in und um mein Projekt rum in Duékoué verbracht und die zweite Woche haben wir in der Hauptstadt genossen.
Am Pfingstsonntag wusste ich schon, dass die Messe mindestens 3 Stunden dauern wird. Da es zur Zeit wirklich heiß ist (und das gerade für Mama und Papa, die das nicht gewohnt sind, unerträglich ist) war bei der Sitzplatzsuche ein Ventilator über uns das Hauptkriterium. Als dann die Messe anfängt, drehen sich auch alle Ventilatoren. Alle bis auf einen. Der über uns! Also schauen wir schwitzend zu, wie der Bischof mindestens 200 Menschen firmt.
Abends haben wir im Mädchenfoyer Abschiedsfest gefeiert. Ich war eher weniger in Feierstimmung, da der Abschied der ersten Mädels schon am nächsten Morgen war. Über die Woche sind von den 54 Mädels nur noch 12 geblieben. Sie kommen erst Mitte/Ende September wieder, wenn das neue Schuljahr losgeht, und ich schon wieder in Deutschland bin!
Mama und Papa haben Einblick in meine verschiedenen Arbeitsbereiche bekommen. Ob beim Malen mit den Kleinsten, beim Unterrichten im Ausbildungszentrum und vor allem beim Dasein im Foyer.
Anhand von ein paar Bildern will ich euch erzählen, was wir so gesehen haben, denn auch ich habe viel Neues und mir Unbekanntes entdeckt:
Duékoué
- Stoffe, wo das Auge hinsieht auf dem Markt in Duékoué… wie soll man sich da entscheiden!?
- Einer meiner Lieblingsplätze in Duékoué – ein kleiner Berg mit wunderschöner Aussicht auf die Stadt, die Reis-Felder und Wälder
Man
- Man ist eine Stadt im Westen der Elfenbeinküste, eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Elfenbeinküste mit seinen 18 Hügeln, den Wasserfällen,…
- unterm Wasserfall in Man duschen
- ein paar Mal in die Hande klatschen, ein paar Bananen dabei haben, und schon kommen die Affen aus dem Wald zur Straße gerannt (die Menschen erzählen sich hier, dass es verzauberte Menschen sind und man auf keinen Fall einen Affen mitgehen lassen darf, sonst ist man von einem bösen Fluch besessen)
Abidjan
- Solibra wird im Internet als Touristenattraktion beworben 😀 Ein Unternehmen, dass Bier und sonstige Getränke produziert und abfüllt
- Die Kathedrale von Abidjan
- Zwischen wildem Meer und ruhiger Lagune
- Ein Zoo mit Standards, wo jede Tierschutzorganisation schreien müsste
- Das Hotel Ivoire ist eines der teuersten und schicksten Hotels in Abidjan mit eigener Shoppingmeile, Kino…
- Bei Statuen lautet das Motto: Je größer und dicker, desto besser.
Oft stehen sie irgenwo verloren in der Pampa, aber hauptsache ein reicher Mann, Bischof,… hat sich ein Denkmal geschaffen
- Besuch bei kranken und behinderten Kindern , die bei den Mutter-Teresa-Schwestern ein zu Hause gefunden haben
- Die Hilfsbereitschaft und Herzlichkeit der Menschen ist riesengroß, genauso wie der Sonnenschirm. Ich habe noch schnell am Straßenrand mein Handyguthaben aufgeladen, als ein gewaltiges Unwetter mit strömendem Regen beginnt. Nachdem ich erstmal Unterschlupf bekommen habe in netter Gesellschaft und der Regen einfach nicht aufhören wollte, haben sie einfach alles im Regen stehen lassen und wir sind in kniehohem Wasser mit Sonnenschirm zum Hotel gelaufen.
Wenn irgendwas nicht nach Plan gelaufen ist, mit großer Verspätung angefangen hat oder einfach alles scheint, schief zu gehen, dann habe ich immer: „Alles gut!“ gesagt. Mir selbst ist das gar nicht so aufgefallen, denn ich hab mich so daran gewöhnt, dass man hier einfach nichts planen kann, weil am Ende eh alles anders ist, aber irgendwie klappt es immer, also ganz ruhig bleiben und lächeln 😉 Spontan sein gehört hier dazu. Zum Beispiel haben wir, als wir im Bus nach Abidjan saßen, erfahren, dass unsere Unterkunft geplatzt ist und wir jetzt irgendwo anders (in einem lauten und eher armen Viertel) wohnen werden. Als wir aber dort angekommen sind, war es perfekt, dass wir hier gelandet sind, denn wir hatten eine ziemlich zentrale Lage, um überall hinzukommen, große klimatisierte Zimmer und die nettesten und hilfsbereitesten Angestellten überhaupt 😉 Also war alles gut 🙂 Naja bis hierhin. Als das Bargeld so langsam knapp wurde und ich mit meiner Visa-Karte dann Geld abheben wollte, begann der Bankenmarathon. In Abidjan gibt es Banken wie Sand am Meer und die haben auch alle Visa-Geldautomaten. Wir waren in mindestens 30 Banken (nein, das ist wirklich keine Übertreibung, denn ich hab gedacht, die Hoffnung stirbt zuletzt, irgendwann muss es ja klappen). Hat es aber nicht. Wir wurden zu den großen Bankzentralen geschickt, denn da soll das klappen. Also verballern wir unser letztes Bargeld, um das Taxi nach Plateau (schönes, eher reiches Viertel) zu den Banken zu bezahlen. Und als wir dann 5 verschiedene Bankzentralen abgerannt sind und immer noch keinen einzigen Franc hatten, wussten wir, dass das wohl ein Schuss in den Ofen war und wir jetzt ohne Geld in einer fremden Stadt im Urlaub sind.
Die nette Telefonzentrale meiner deutschen Bank hat mir gesagt, dass meine Karte in Ordnung ist und auch sonst auch alles gut ist, sie selber nicht verstehen, warum es nicht funktioniert. „Wir haben da jetzt leider auch keine finale Lösung für Sie!“ – Na danke, aber das wird schon 😉
Netterweise hat mir jemand über Western Union Geld geschickt. Also endlich alles gut. Naja fast 😀
Erst habe ich das Geld nicht ausbezahlt bekommen, weil ich keinen Code hatte.
Dann hab ich das Geld nicht bekommen, weil ich meinen Reisepass brauche, um meine Identität zu beweisen, der aber gerade bei der togolesischen Botschaft ist. Ich habe so eine Art Ausweis für die Elfenbeinküste bekommen, den erkennen sie aber nicht an. Für was hab ich den dann überhaupt?
Beim 3. Versuch ist es dann daran gescheitert, weil der Strom mal wieder ausgefallen ist, was hier ja ständig vorkommt.
Beim 4. Mal hab ich spaßeshalber einen Visa-Karten-Automaten ausprobiert (etwas außerhalb von Abidjan) und ich konnte meinen Augen kaum glauben, als er mir wirklich Scheine ausgespuckt hat 😀
Und beim 5. Anlauf habe ich dann auch das Geld von Western Union in der Hand gehalten.
Also alles gut! – Naja fast:
– Es gab eine Riesenüberschwemmung in Abidjan, sodass alle Straßen überfutet waren. Rausgehen und etwas unternehmen unmöglich! Also einen Chillertag einlegen
– Im „Zivilisations“-Museum wird uns gesagt, dass wir für alles Kunsthandwerk, dass wir ausführen möchten, eine Genehmigung brauchen. (75ct/Stück,selbst für einen Schüsselanhänger, der 50ct kostet). Dafür hätten wir mit dem Taxi erst wieder ins Hotel fahren müssen, um die Waren zu holen, damit sie dann das Zertifikat ausstellen können. Der Flieger geht aber in ein paar Stunden und mit dem Stau (bei der Hitze eine Stunde im Stau stecken ist wirklich nicht lustig) schaffen wir das niemals. Wir vertrauen einfach darauf, dass die Zollbeamten oder wer auch immer am Flughafen zuständig ist, zu faul sind, um jeden Koffer nach Kunsthandwerk zu durchsuchen. Und wir hatten Recht. Alles ist ohne Probleme nach Deutschland gekommen.
– Als ich alleine vom Flughafen mit dem Taxi heimfahre, habe ich Angst, nicht mehr lebend anzukommen. Die erste Frage vom Taxifahrer war nicht, wo ich hinwill, sondern ob ich verheiratet bin. So ging das die ganze Fahrt über, aber er hat mich doch heil nach Hause gebracht.
– Als ich in Duékoué ankomme und zur Bank meines Vertrauens gehe, begrüßt mich der Security-Mann und sagt mir freudestrahlend, dass sie nun endlich den alten Bankautomaten durch einen neuen ersetzt haben. Und ohne es ausprobiert zu haben, weiß ich, dass ich nun in Duékoué nicht mehr an Geld rankomme. Naja was solls, nicht schlimm, alles gut 😉
Diese Liste könnte noch endlos weitergehen, aber der Strom ist mal wieder ausgefallen und mein Akku ist leer. Aber macht euch keine Sorgen, wenn ihr länger nichts von mir hört. ALLES GUT
eure Franzi
Anni und Kurt
Liebe Franziska!
Alles gut! Es ist, wie es ist! (So beginnt ein Gedicht von E. Fried: Es ist wie es ist, sagt die Liebe …)
Ich glaube, da hast Du für Dein Leben was ganz Wichtiges gelernt – und offenbar auch schon gut internalisiert. Nicht gleich die Nerven verlieren, das hilft nicht nur einem selber, sondern auch den anderen. Und wie Du schreibst: Meistens wird es ja auch gut, auch wenn es „seine Zeit“ dauert.
Kurt und ich wünschen Dir, dass für Dich weiter alles gut ist in Duekoué, und dass Du noch viele gute Erfahrungen machen und mitnehmen kannst.
Afrikanisch-heiße Grüße aus Mosbach!
Und wieder mal DANKE für Deine interessanten Berichte.
Anni und Kurt