Bereits am vorletzten Wochenende war in unserer Gemeinde ein großes Fest. Wegen meiner Krankheit und ziemlich vielen Stromausfällen kommt der Eintrag leider etwas verspätet.
Es ist der Beginn des doppelten Jubiläumsjahres 2015. Denn im August feiern wir weltweit den 200. Geburtstag von Don Bosco und im Oktober in Duékoué das 75-jährige Bestehen der Gemeinde.
Samstag abends kam eine Gruppe, um Evangelisation anzubieten. Sie haben gesungen und ihre Wundergeschichten geschrien (Ja, es war so laut, dass ich meine Ohren zuhalten musste, aus Angst. dass mein Trommelfell platzt). Um 19 Uhr ging es los, aber außer uns war niemand da. „You have a watch, but we have all the time“ – Dieser Spruch passt immer, denn Pünktlichkeit ist hier echt ein Fremdwort. Nachdem alle Leute zu Hause fertig gegessen hatten, wurde es aber ziemlich schnell voller.
Das Publikum war begeistert, euphorisch. Es wurde pausenlos getanzt (ich war mal ausnahmsweise nicht die einzige, die geschwitzt hat 😉 ), gejubelt und gefeiert. Die vielen Menschen haben durch das Tanzen den ganzen Staub und Sand aufgewirbelt, irgendwann habe ich gar nichts mehr gesehen.
Selbst heftige Regenschauer haben dem Abend keinen Abbruch getan. Manch einer hat sich bewusst in den Regen gestellt, um dort weiter zu tanzen. Zwischendurch hatte der Stromgenerator kein Benzin mehr, dann wurde einfach ohne Mikro weiter gesungen und geredet. Während der Veranstaltung wurden auch mittendrin kaputte Lampen ausgewechselt, das hat niemanden gestört.
Einem Zuschauer und leider auch einem Mädchen aus dem Foyer war der Abend wohl zu viel. Sie sind in Trance gefallen, erzählen von bösen Geistern. Ich persönlich habe es nicht gesehen, wie es ist, wenn jemand in Trance ist. Aber ich habe herzzerreißende Schreie gehört und das Gesicht des Mädchens, wann immer man es gesehen hat, so leblos, leer und traurig. Zusammen mit einem Salesianer macht sie nun eine „Therapie“ und ich sehe von Tag zu Tag Leben und Freude in ihr Gesicht zurückkehren. Anscheinend sieht sie schon seit langer Zeit ein Dämon, das sie nachts nicht schlafen lässt und sie tagsüber ängstigt – ihr droht, sie zu töten. Ob der böse Geist nun nur ein Geschöpf der Phantasie ist, psychische Ursachen hat oder etwas für mich Unerklärliches ist, es macht das Mädchen auf jeden Fall kaputt und ich hoffe sehr, dass die „Austreibungen“ helfen.
In Westafrika sind neben dem Christentum und dem Islam auch Naturreligionen noch weit verbreitet. Dämonen, Geister und viel Aberglaube: Beispielsweise hat mir Rita aus dem Foyer erzählt, dass sie einen „Riss“ im Gesicht hat, weil man als Neugeborenenes 7 Tage lang das Haus nicht verlassen soll. Ihr großer Bruder hat sie aber schon früher mit nach draußen genommen und ein großer Vogel ist dann über sie geflogen. Das hat sie verflucht. Deswegen hat sie diese Narbe.
Es scheint hier mehr zwischen Himmel und Erde zu geben, was ich wohl niemals sehen und verstehen werde. Es ist auf jeden Fall sehr spannend, zu erleben, wie manche die Welt mit ganz anderen Augen sehen. Auch wenn ich in dieser Hinsicht blind bin.
Sonntag morgens gab es dann einen sehr langen Festgottesdienst, bei dem alle Menschen einen traditionellen Pagne getragen haben. Jede Ethnie hat ein anderes Muster, andere Farben. Auch ich durfte einen tragen, es war ein blauweiß-gestreifter der Ethnie Yakuba. Nachdem die Kirche wirklich aus allen Nähten zu platzen schien und viel gesungen und gelacht wurde, gab es eine Mini-Blaskapelle, viele kleine Stände und am Abend ein großes Konzert. Natürlich waren die Foyermädchen überall dabei.
Sonnige Grüße aus Duékoué und DANKE fürs Lesen!
Franzi
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