Vor einem Monat ging für uns das Zwischenseminar zu Ende und damit beginnt für uns die zweite Hälfte unseres Jahres. Durch das Seminar wurde mir nochmal bewusst, wie schnell die ersten sechs Monate vorbeigingen und dass es ab jetzt auch nur noch fünf übrig sind. Natürlich wurde mir vorher oft gesagt, dass die Zeit fliegt und viel zu schnell vorübergeht, aber ich wollte das nie so richtig glauben. Naja, ich will nicht sagen, dass die Zeit mir zu schnell vorbeigeht, aber es geht doch schneller als gedacht.
Nun startet also die zweite Hälfte. Oder ist es doch wieder ein Neunfang? In gewisser Weise beides! Zwar musste ich nun im „Hogar Don Bosco“ neu anfangen und mich neu eingewöhnen, allerdings fiel es mir nicht ganz so schwer. Denn anders als am Anfang des Jahres kann ich nun einigermaßen Spanisch, ich kenne die Jungs schon relativ gut und verstehe mich auch mit ihnen und den Erziehern sehr gut. Das wichtige für mich ist nun, meine Aufgaben noch genau herauszufinden und sie in den nächsten fünf Monaten so gut wie möglich umzusetzen.

Mein Tagesablauf hat sich im Vergleich zu der „Granja“ sehr verändert. Ich arbeite nun immer in der Frühschicht, was ich sehr gut finde. In den Ferien hat mir das auch sehr viel Spaß gemacht, da ich quasi die komplette Zeit mit den Jungs verbringen konnte. Nun da die Schule wieder angefangen hat, änderte sich das leider, weil die Jungs von ca. 7:30 bis 12:30 Uhr in der Schule sind. Ich frühstücke mit den Jungs im Hogar und begleite sie dann zur Schule. Danach sehen wir was gerade so ansteht. Zweimal in der Woche müssen die Uniformen für die Jungs hergerichtet werden, was manchmal etwas langweilig ist, aber nicht allzu lange dauert. Einige Jungs gehen Nachmittags zur Schule und müssen daher auch Vormittags beschäftigt werden. Dabei wird in zwei Teile eingeteilt. Von 8-10 Uhr machen sie ihre Hauaufgaben oder lernen. Am liebsten setze ich mich zu ihnen und helfen ihnen dabei. Um 10:00 Uhr bringe ich meist die „Merienda“ in die Schule und bleibe dann dort über die Pause. Danach haben die Jungs Freizeit, in der sie entweder Fußball spielen, fernsehen oder in den Computerraum dürfen. Bis zum Mittagessen habe ich sonst nicht viele Aufgaben, aber meistens taucht trotzdem immer irgendetwas auf, dass man tun kann. Nach dem Mittagessen habe ich meist noch eine halbe bis dreiviertel Stunde Zeit, um einfach nur mit den Jungs zu reden und mit ihnen Zeit zu verbringen.

Hier noch ein paar Informationen über: Karneval

Karneval wird in Santa Cruz sehr groß gefeiert. Auch wenn hier in Bolivien der traditionelle Karneval in Oruro gefeiert wird, gibt es auch hier einen schönen Umzug mit großen Wagen und ausgefallenen Kostümen. Anders als bei uns wird hier aber nicht mit Konfetti und Süßigkeiten geschmissen. Hier ist es üblich sich in der Karnevalszeit mit Wasserbomben und Farbe abzuwerfen. Und dabei macht auch wirklich jeder mit. Zweimal sind wir mit den Jungs losgezogen durch die Straßen und haben uns eine Wasserschlacht mit jedem geliefert, der uns über den Weg gelaufen ist. Mir persönlich hat es sehr viel Spaß gemacht, zu sehen wie vielSpaß die Jungs dabei hatten, aber auch wie schön die Atmosphäre während dieser Tage war. Außerdem haben die Jungs des „Hogars Don Bosco“ sich mit dem gegenüberliegenden Hogar einen Kampf geliefert, für den im Garten des Hogars extra eine Schlammgrube gegraben wurde. Dort wurden nicht nur ein paar Jungs aus dem anderen Hogar hineingeworfenen, sondern auch wir Freiwillige wurden mit dem Schlammbad noch einmal „Herzlich Willkommen“ geheißen. Am nächsten Tag nach der großen Schlacht konnte man an fast allen noch die Kampfspuren, in Form von nicht abwaschbarer Farbe sehen. Was mir erst hinterher klar wurde ist, dass man in blonden Haaren die Farbe sehr gut sieht. Nun laufe ich also immer noch mit grüner und roter Farbe in den Haaren herum, da diese einfach nicht raus will…Trotz allem würde ich diese drei Tage niemals rückgängig machen, da ich extrem viel Spaß hatte und auch nochmal eine bessere Beziehung zu den Jungs aufgebaut habe.

Viele Grüße aus Bolivien

Franka