Zeit! Davon habe ich genug – denkt man sich am Anfang des Jahres. Das mache ich später noch…habe ja noch acht Monate…ein halbes Jahr…drei Monate.

Nicht mal mehr drei Monate bleiben uns hier in Bolivien! Unser Rückflug ist für Mitte August geplant. Von Anfang an wurde uns gesagt: Die Zeit vergeht viel zu schnell. Genau wie die Tatsache, dass es hier sehr wohl kalt wird, wollte ich das Anfangs nicht so recht glauben. Aber spätestens nach dem Zwischenseminar habe ich gemerkt wie schnell es wirklich geht. Habe ich in den ersten Monaten ab und zu noch gedacht: „Mhh, ein halbes Jahr würde mir eigentlich auch reichen“, merke ich jetzt grade, wie die Zeit davonläuft. Es sind nun noch weniger als drei Monate und mir graust es schon vor dem Moment in dem ich Abschied nehmen muss. Natürlich freue ich mich schon extrem auf mein Zuhause, meine Freunde und Familie. Allerdings habe ich hier gerade eine sehr sehr schöne Zeit!
Mittlerweile bin ich voll im „Hogar Don Bosco“ angekommen. Ich verstehe mich super mit den Jungs und verbringe immer eine schöne Zeit mit ihnen.

Verschiedene Ereignisse der letzten Zeit möchte ich hier gerne mit euch teilen:

Ein besonders schönes Erlebnis war ein Ausflug zum Baden. Wir sind zu einer nahegelegen Lagune eingeladen worden. Es war zwar nicht der wärmste Tag, aber das schreckte niemanden ab. Sofort stürzten sich alle auf die Rutsche, die Tretbote und die Klettergerüste. Den ganzen Tag rutschen, rennen, sich gegenseitig in den Sand einbuddeln und Volleyball spielen. So lässt es sich schon mal aushalten! An diesem Tag habe ich sehr viel Zeit mit den Jungs verbracht, gespielt und sehr coole Gespräche geführt. Natürlich habe ich einen Sonnenbrand davongetragen, aber bei so viel Spaß, wie ich an diesem Tag hatte, nimmt man das gerne in Kauf.

Am 27. Mai war hier in Bolivien ein sehr sehr wichtiger Tag und zwar für alle. Muttertag! Im Hogar habe ich mit meiner Mitarbeiterin zusammen eine spezielle „Merienda“ für alle Mütter aus dem Hogar vorbereitet. Es war zwar nur eine Kleinigkeit, aber alle haben sich sehr gefreut. In der Schule der Jungs gab es eine riesige Feier. Jede Jahrgangsstufe durfte einen Tanz aufführen und am Ende wurden dann alle Mütter mit ihren Kindern zusammen auf die Tanzfläche eingeladen. Die Mütter unserer Jungs konnten die Tänze leider nicht anschauen, aber sie haben sich sehr gefreut, dass ihre Erzieherin und ich zugesehen haben. Obwohl die Jungs den Tag leider nicht mit ihren Müttern feiern konnten, strahlten sie Fröhlichkeit aus und gratulierten ihrer Erzieherin und bedankten sich für all die Unterstützung, die sie von ihr bekommen. Sogar mir haben einige gratuliert, mit den Worten: „Du bist zwar noch nicht Mutter, aber du wirst es bestimmt mal.“ Für mich war es mal wieder wunderschön zu sehen wie fröhlich die Jungs, trotz ihrer Situation sind und wie viel Spaß sie an diesem Tag hatten.

Die wenige Zeit, die uns noch mit den Jungs bleibt, weis man gerade in den schönen Momenten zu schätzen. Unter der Woche habe ich nur mit einer Hand voll Jungs zu tun. Und mittlerweile ist es egal, ob wir Hausaufgaben machen oder etwas spielen. Es passiert immer etwas was, das uns zum lachen bringt.

An den Samstagen spielen wir sehr oft Fußball. Meist bleibe ich lieber am Spielfeldrand und spiele mit den anderen Karten oder knüpfe Armbänder mit ihnen. Ab und zu bringen sich aber auch die älteren Jungs mit Spielideen ein. Dabei habe ich schon eine paar neue interessante Spiele kennengelernt, bei denen man einfach nicht anders kann als zu lachen.

Die Zeit im Hogar war sehr schön und wird mit jedem Tag noch besser. Und gerade weil es jetzt bald zu Ende geht versuche ich nochmal alles mitzunehmen was geht. Vom 1. Bis zum 7.Juli fahren wir noch einmal ins Campamento und ich freue mich wirklich sehr darauf nochmal eine ganze Woche mit einer Gruppe zu verbringen.

Viele Grüße aus Bolivien

Franka