Der 24. Dezember rückte immer näher und ich konnte mir noch nicht vorstellen, wie Weihnachten hier gefeiert wird, da es keinerlei Anzeichen dafür gab. Bis vor dem 24. war noch keiner hier wirklich in Weihnachtsstimmung, hatte ich zumindest das Gefühl. Also haben Gesine und ich uns die Weihnachtsstimmung selbst kreiert. Wir hatten uns vorgenommen für Freunde, Mitarbeiter und ein paar Weitere Plätzchen zu backen. Und wir wollten 3 Sorten backen. Gut vorbereitet wie wir sind, haben wir einen Großeinkauf einige Tage zuvor gemacht und jede Menge Butter, Puderzucker, 2 Gläser Marmelade, Mehl und weitere Zutaten gekauft. Einiges war schwerer zu bekommen. Zu unserer großen Freude gab es Vanillezucker dann doch auf dem Markt, im Supermarkt aber nicht. Nach gemahlenen Mandeln suchten wir vergebens. Hier werden hauptsächlich Erdnüsse gegessen. Zum Test (und auch weil wir große Lust auf Plätzchen hatten), haben wir vorher Zitronenblätter-Plätzchen zur Probe gebacken. Sie waren sehr lecker, also mussten sie auch am 21. nochmal gebacken werden: unserem großen Backtag. Unsere Aktion startete am Nachmittag, was sich im Nachhinein als etwas knapp berechnet herausstellte. Wir blieben im Endeffekt am Abend noch länger, als der Koch selbst. Wir machten also jeweils die doppelte Menge des Spritzgebäcks, der Zitronenblätter und der Husarenkrapferl. Zu letzterem mussten wir statt den Mandeln dann Erdnüsse hinzufügen. Diese klein zu hacken war nicht ganz einfach, weshalb die Hälfte unserer Husarenkrapferl etwas anders aussahen. In einem Raum hinter der Küche haben wir schon vor längerer Zeit Weihnachts-Ausstecher gefunden. Einige Stunden später, sehr müde und voll vom Vernaschen des Teiges, waren wir mit unseren ca. 500 Plätzchen fertig. Diese haben wir noch am selben Abend in die Tütchen aufgeteilt, die wir bemalt hatten.
Auch am 24. war die Weihnachtsstimmung noch nicht so zu spüren. Also sind wir nachmittags mit einem Mitbruder los auf den Markt, um etwas Weihnachtsschmuck zu kaufen. Angekommen haben wir schon die sehr auffälligen Weihnachtslichterketten gesehen, die den Markt zu einer Art Disko gemacht haben. Von einer solchen Lichterkette haben wir gleich eine gekauft. Kurz bevor wir zur Messe gegangen sind, die um 17:30 angefangen hat, wurde dann noch ein Weihnachtsbaum im Esszimmer aufgestellt. Der wurde dann nach der Messe und vor dem Abendessen noch schnell mit der blinkenden Lichterkette, einem blinkenden Stern und ein paar Grußkarten zu Weihnachten geschmückt (Bild folgt später). Vor der Messe wollten wir noch unsere Klamotten waschen. Einen Teil haben wir in die Waschmaschine gestopft. Der Strom- und Wasserausfall, den wir schon gewohnt sind, haben jedoch dazu geführt, dass die Waschmaschine sich nichtmehr öffnen lies und der Waschgang stoppte. Egal, was wir versuchten, unsere Wäsche war eingeschlossen. Das hatte uns an Weihnachten noch gefehlt. Bis morgen zum nächsten Tag wollten wir jedoch abwarten, vielleicht würde die Waschmaschine den Waschgang ja von alleine fortsetzen.
Wir sind dann also zur Weihnachtsmesse gelaufen und kamen gerade rechtzeitig. So viele Leute waren noch garnicht da, das änderte sich dann in den nächsten 2 Stunden. Es kamen noch sehr viele, sodass man in den Bänken dicht an dicht gequetscht war. Das war aber nicht weiter schlimm. Wer keine Lust mehr hatte, der ist aufgestanden und gegangen. Es gab ein reges Kommen und Gehen und auch sonst war es nicht leise. Die 10 Taufen und eine Hochzeit, die auch noch stattgefunden haben, haben die Geduld vieler, besonders der Kinder, etwas strapaziert. Draußen vor der Kirche standen riesige Trommeln, die eigentlich zu den Lieder geschlagen werden sollten. Es passierte jedoch auch gelegentlich, dass laute Schläge ertönten, während keine Lieder gesungen wurden. Die Messe dauerte auch wegen den Gesängen so lange. Denn es wurden alle Strophen gesungen und zudem sehr viele Lieder. Auch die Predigt war entsprechend lang.
Ein Blickfang war auf jeden Fall die Krippe vorne links im Altarbereich. Sie war mit denselben blinkenden Lichterketten geschmückt, mit einem „Merry Christmas“-Schild und schimmernden Girlanden.
Es war lustig, dass die Lichterketten abwechselnd mal schneller, mal langsamer blinkten, teilweise wie eine Disko.
Nach 3 Stunden war die Messe dann um und wir haben vielen Leuten „Noheli nziza“ (Frohe Weihnachten) gewünscht. In der Kommunität haben wir dann auf Weihnachten angestoßen und sehr lecker zu Abend gegessen. Viele Plätzchen, Pommes und Pizza.
Am 25. waren wir zu einer Taufe eingeladen. Die Messe war meines Eindrucks nach noch viel voller als an Heilig Abend. Es gab diesmal nicht nur 10 Taufen, sondern ca. 100. Ja 100. Das ganze erschien mir wie ein großes Chaos. Erst haben sich ein paar der Eltern und Paten vorne in einer Reihe aufgestellt und der Priester hat ein paar Kinder gesalbt. Als nächste stellten sich Andere in die Reihe, bzw. quetschten sich nach vorne. Irgendwann war es dem Priester dann zu viel. Er wollte das Chaos ordnen und hat etwas ins Mikrofon geschrien. Daraufhin haben sich alle neu sortiert und sich in drei Schlangen zum Altar aufgestellt. Die Kinder wurden dann noch mit Wasser getauft und es wurden Tücher zum Trocknen verteilt. Diese ganze Prozedur dauert wahrscheinlich eine Stunde.
Das Foto von der Taufe hat übrigens ein Mädchen gemacht, das neben mir saß und mich sofort gefragt hat, ob sie ein Foto machen soll. Auf mein ja ist sie hoch motiviert aufgesprungen. Sehr süß! Sie war aber nicht die einzige, die gerne Fotos gemacht haben. Nicht wenige Fotografen waren sehr beschäftigt, alle Kinder und Eltern zu knipsen. Es gab ein regelrechtes Blitzlichtgewitter, als wären die Babys Prominente auf dem roten Teppich. Nach der Messe sind erst ein paar Familien nach vorne zum Altar gelaufen und haben ihre Geschenke an den Priester übergeben. Es ist hier üblich, dass man Geschenke nach vorne bringt, wenn Kinder getauft werden. Das sind dann z.B. traditionelle Flechtkörbe (Agaseke), ungeweihte Hostien oder Messwein. Danach sind alle Kinder losgestürmt und haben sich die Krippe angeschaut.
Wir sind dann nach der 3 stündigen und 15 minütlichen Messe zurück zur Kommunität und haben das Weihnachten-Feiern fortgesetzt. Die Kommunität war über die Weihnachtstage allerdings etwas geschrumpft aufgrund von Abwesenheit. Das war aber nicht weiter schlimm.
Die erste Messe sollte nicht unsere letze gewesen sein, denn nachmittags hatten wir versprochen, mit dem Kinderchor zur Messe zur gehen und diesen zu begleiten. In dieser Messe waren tatsächlich nicht so viele, nach und nach wurde die Kirche dennoch immer voller. Die Kinder haben super gesungen, Gesine und ich haben versucht, mit den Liedblättern etwas mitzusingen und mit zu klatschen. Die Liedblätter waren außerdem auch Hauptbeschäftigung der Kinder, was die Chorlehrerin etwas zur Weißglut brachte. Genauso das versehentliche Bänkeverrücken, welches Laute Töne verursachte.
Nachdem sämtliche Bänke schief standen, Blätter gefaltet und Roben aus und wieder angezogen waren, war die zweistündige Messe vorbei. Nach den insgesamt 8 Stunden und 15 Minuten Messe der letzen Tage, konnten wir jedoch keine Pause machen. Wir waren noch bei den Novizen zum Abendessen eingeladen. Es war sehr lecker. Wir haben ein bisschen getanzt und die Novizen haben zwei Lieder gesungen. Sehr müde fielen wir dann ins Bett.
Am 26. Dezember haben wir morgens nochmal spontan eine Plätzchen-Backaktion gestartet, denn um 10 kamen ca. 15 Sternsinger, die Lieder gesungen und Sprüche aufgesagt haben. Es war wirklich zuckersüß anzuschauen. Das gesammelte Geld wird nach Rom geschickt und dann von dort aus verteilt. Die Sternsinger kamen auch mit einem riesigen gelben Stern und gebastelten Papierkronen.
So, das war’s jetzt erstmal. Wir sind gerade auf dem Weg nach Kigali mit dem Bus. Unser erstes Mal dort, wir freuen uns sehr, hier ein paar Tage der Ferien verbringen zu können. Ich hoffe ihr hattet alle schöne Tage und kommt gut ins neue Jahr.
Ps: wir haben unsere Wäsche aus der Waschmaschine bekommen. Wie gedacht, ging sie am nächsten Tag auf, wir mussten allerdings von Hand noch einmal neu waschen, da alles einen speziellen Geruch angenommen hatte.
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