Sprache, Freizeit und Malaria ?

Nun der 3. Teil meines Question & Answer:


Wie geht es Gesine nach Malaria und kann man es trotz Prophylaxe bekommen?

Malaria ist hier in Rwanda laut dem Auswärtigen Amt im gesamten Land verbreitet und es besteht ganzjährig die Gefahr einer Ansteckung. Besonders die westliche und östlichen Regionen seien betroffen. Laut Studien im Internet wird aber auch gesagt, dass die südliche Region, in der wir leben, zusammen mit der östlichen Region das höchste Malaria-Risiko besitzt. Ehrlich gesagt lese und höre ich überall andere Informationen. Ich kann also nur davon sprechen, was ich hier gehört habe. Laut den Salesianern ist das Malaria-Risiko hier nicht hoch, weil wir in den Bergen leben (ca. 1.700 Meter über dem Meeresspiegel). Die Salesianer schlafen im Gegensatz zu uns auch ohne Mückennetz und meinen, dass sie hier in Rango noch nie Malaria bekommen haben. Für die Malaria-Mücke sind kältere Temperaturen nicht mehr ideal, trotzdem bekomme ich am Abend nach der Dämmerung, wenn es kälter ist, die meisten Mückenstiche. Ich glaube das liegt an der Dunkelheit, dass die Mücken dort am aktivsten sind. 

Von Ärzten in Deutschland wird Malaria-Prophylaxe meist empfohlen, wenn man als Tourist für eine kürzere Zeit in Rwanda ist. Da man aber jeden Tag eine Tablette einnehmen muss, um den Schutz zu haben, ist das für Volontäre sehr schwierig. Von den Vor-Volontären hat bis jetzt keiner wirklich ein Jahr Prophylaxe genommen. Ein paar haben Malaria bekommen, ein paar nicht. Von einem Mädchen weiß ich, dass sie trotz Prophylaxe Malaria bekommen hat. Man muss es selbst wissen, aber die Ärzte hier vor Ort kennen sich mit Malaria sehr gut aus. Fast jeder bekommt es mal in seinem Leben und es lässt sich einfach im Blut nachweisen. Bei Symptomen von Grippe wird sofort auch ein Malaria-Test gemacht. Danach werden dann Medikamente verschrieben. 

In Gesines Fall: sie hat sich schwach gefühlt, ihr war übel und sie hatte keinen Appetit. Es war natürlich nicht besonders schön, aber nach der Einnahme von Tabletten über 3 Tage war es dann auch schon wieder vorbei und sie hat sich fitter gefühlt. Jetzt merkt sie nichts mehr und es geht ihr gut. Es kommt von Person zu Person darauf an, wie stark die Symptome sind. Manche Personen überstehen es auch gut ohne Medikamente. 

Fakt ist, dass man sich viel zu viele Gedanken macht. Die Leute hier nehmen das sehr gelassen, es ist normal hier. Dennoch habe ich außer Gesine noch keinen Fall mitbekommen und wie gesagt, die Ärzte kennen sich damit sehr gut aus. 

Können wir uns in einer anderen Sprache als Kinyarwanda verständigen?

Hauptsächlich wird in Rwanda wirklich Kinyarwanda gesprochen. Wir sind dabei, es zu lernen, auch wenn es sehr schwierig ist. Amtssprachen sind außerdem noch Französisch, Englisch und Swahili. 

Mit den Salesianern reden wir meistens Französisch, wenn wir etwas nicht erklären können, dann auch Englisch, jedoch können die Salesianer besser Französisch. Am Tisch wird ein Mix aus Kinyarwanda und Französisch geredet, je nachdem, wie sie gerade Lust haben. Ein paar Worte Kinyarwanda verstehen wir dann, aber noch keine ganzen Sätze. 

Mit dem Koch reden wir Englisch, er kann das relativ gut und möchte es auch noch besser lernen. Mit der Köchin reden wir Französisch. Mit den Jungs und Mädchen der Schule reden wir Englisch, oder besser gesagt, versuchen es. Was wir können, sagen wir auf Kinyarwanda. Wir haben bemerkt, dass das Englischniveau der Schüler sehr unterschiedlich ist. Insgesamt kann man sagen, dass wir nur mit manchen Schülern wirkliche Konversationen führen können. Das ist aber nicht schlimm, weil freundlich „Hallo“ und „Wie geht’s dir?“ auf Kinyarwanda zu sagen, schon oft reicht. 

Viele Ältere, die ins Oratorium kommen, können sich einigermaßen bis gut mit uns in Englisch unterhalten, sogar ein paar jüngere sind echt gut. Der Großteil der Kinder, vor allem der Jüngeren, spricht jedoch kein Englisch. Hier ist die Kommunikation etwas schwierig, aber Smalltalk auf Kinyarwanda können wir jetzt. 

Der gesamte Unterricht in Rwanda von der Grundschule (6 Jahre) bis zur Weiterführenden Schule (weitere 6 Jahre) ist in Englisch. Deswegen ist es auch sehr verwunderlich, dass die Kinder meist so schlecht Englisch sprechen, selbst wenn sie älter sind nicht. Man merkt, dass das Schulsystem hier eine Lücke hat, wir fragen uns, wie die Schüler überhaupt irgendetwas von dem verstehen, was sie von der Tafel abschreiben und lernen. Denn der Stoff wird einfach an die Tafel geschrieben und dann ins Heft kopiert. Die Lehrer erklären dann noch etwas auf Kinyarwanda (zumindest hier in der Schule). Das fachspezifische Englisch ist für uns auch nicht leicht zu verstehen, deswegen ist es dann umso verwunderlicher, dass die Schüler, die kaum Englisch sprechen können, es verstehen (sollen).

Wenn wir mal in die Stadt gehen, dann werden ein paar Worte auf Englisch schon verstanden oder wir hatten jemand dabei, der Kinyarwanda kann.

Auf der Straße sprechen uns viele Leute mit „Bonjour“ und „ça va“ an, die meisten können aber kein Französisch, Englisch auch nicht viele. Die, die zur Uni gehen, können gut Englisch, manche auch gut Französisch und die, die auf eine Privatschule gegangen sind, auch. Man merkt, dass hier große Unterschiede herrschen, zwischen Privatschulen und öffentlichen Schulen. Es gibt sehr viele Internate, ganz anders, als in Deutschland.

Der Einfluss der Sprachen Französisch und Englisch im Alltag ist jedoch noch zu sehen. Musik aus Rwanda ist immer wieder gemixt mit Englisch und Französisch und auch in der Kirche werden ab und zu ein paar französische Lieder gesungen. 

Mir kommt es so vor, als würden eher Ältere noch etwas Französisch sprechen, die Jüngeren dafür mehr Englisch. Dies mag auch daran liegen, dass das Schulsystem 2008 von Französisch komplett auf Englisch umgestellt wurde.

Kinyarwanda wird ebenfalls in den umliegenden Ländern in der Grenzregion gesprochen, in Burundi spricht man Kirundi, was jedoch fast identisch zu Kinyarwanda ist. Viele der Salesianer und einige Leute, die wir kennen, sind ursprünglich aus Burundi.

Wann haben wir Freizeit? Was können wir unternehmen?

Wir haben hier in unserem Projekt keine festen Arbeitszeiten. Außer, dass wir donnerstags Englisch unterrichten, sind wir nicht an Aufgaben gebunden. Wenn wir uns einmal Freizeit nehmen wollen, um uns einfach mal auszuruhen, können wir das auch unter der Woche machen, wollen wir jedoch etwas größeres unternehmen, dann machen wir das eher am Wochenende, da wir unter der Woche oft in der Schule und im Oratorium sind. Morgens um 7:15 findet das Mot du Matin (Morgenwort) statt. Danach frühstücken wir meist oder helfen der Schulköchin Gemüse zu schneiden. Sie kocht in riesigen Töpfen über Feuer für die zur Zeit ca. 80 Schüler. 

Die riesen Töpfe werden oben in den Kessel gehängt

Wir helfen aber auch oft dem Koch der Kommunität. Vormittags und nachmittags sind wir oft in der Schule, schauen beim Unterricht zu, unterhalten uns mit den Schülern, wenn sie freie study time haben. Ab 11 Uhr helfen wir dann wieder in der Schulküche, das Essen auf Teller zu verteilen und Wasserkannen und Becher auf den Tischen zu verteilen. Dann kommen auch schon die Schüler und wir teilen das Essen aus. Entweder wir essen mit ihnen, oder wir gehen zum Essen in die Kommunität. Nachmittags sind wir dann oft wieder in der Schule und danach im Oratorium. Ab und zu kochen und backen wir auch selbst für die Kommunität. 

Wir können uns selbst aussuchen, wo wir wann sein wollen. Unter der Woche können wir auch zu den verschiedenen Clubs, die hier in der Schule seit einer Woche angeboten werden und dort mit den Schülern sein. Es gibt den Chor, traditionellen Tanz und moderner Tanz und einen Club, der sich mit der Umwelt und Nachhaltigkeit beschäftigt. 

In unserer Freizeit, besonders am Wochenende, gehen wir mit Freunden raus. Z.b. Fußball schauen, ob im Stadium in Huye, auf dem Fernseher oder ein Match hier in der Umgebung. Man kann aber auch zum Beispiel schwimmen gehen in einem der Hotels oder Pools in Huye.

Wenn wir uns aussuchen können, was wir machen wollen, dann würden wir natürlich gerne einmal nach Kigali und etwas von Ruanda sehen. Es kommt sicher noch die Gelegenheit zu reisen, wir haben aber noch nichts geplant. Wir fühlen uns sicher genug, auch alleine zu reisen, würden es trotzdem auch gerne mit Freunden machen, die wissen dann fürs erste schon etwas mehr, als wir. Zur generellen Sicherheit kann ich schwer viel sagen. Uns wurde gesagt, dass Rwanda ein relativ sicheres Land ist und das in andere Ländern, z.B. der D.R. Kongo schwieriger ist. Ich fühle mich sicher, auch abends. Dennoch würde ich dann nicht alleine rausgehen. Es ist immer noch ein fremdes LAnd und viele Straßen sind unbeleuchtet.

Das National Museum hier in Huye ist bestimmt auch einen Besuch wert. Es soll eines der tollsten Museen in Rwanda sein und wurde uns schon mehrmals empfohlen. Sollten wir es besuchen, werde ich berichten. Auch nach Kigali kann man vom Busbahnhof einen Bus nehmen und ist in 4 Stunden dort. Viele Leute hier fahren am selben Tag hin und zurück. Und das ganze nur für 3000 RWF (3 Euro).

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Fragen, die uns beschäftigen und begleiten

  1. martina Kampers

    Liebe Sonja, was esst Ihr denn? Ich habe echt die geringste Vorstellung von der ruandischen Küche. Wenn Du zurück bist, kochst Du ja vielleicht mal was – ich Kampers gern (-: Das mit der Schulsprache, die die Schüler*innen nicht verstehen ist natürlich doof. Was für verschwendete Chancen! Ich halte es auch für eine Form des kulturellen Kolonialismus. Schade! Liebe Grüße, Martina

    • Sonja Schellenbaum

      Vielen Dank für den Kommentar, das sehe ich genauso :(.
      Über die Ruandische Küche habe ich im Beitrag „was bisher geschah…“ berichtet, bald kommt aber auch noch mal ein spezifischer Beitrag zu Essen (auch zu Essen aus den anderen Projekten auf der Welt).
      Liebe Grüße

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