Unser Unterricht: Englisch & Kinyarwanda

Hier der zweite Teil meines Question & Answer. Ebenfalls über die TVET school, unsere Schüler, uns als Schüler und die letzten interessanten Ereignisse.

Wie bereiten wir den Englischunterricht vor ? klappt es gut ? Wie gestalten wir den Unterricht ?

Donnerstags unterrichten wir 2 Stunden lang Englisch. Dann sitzen ca. 40-50 Schüler vor uns. Wir unterrichten dann nämlich fast alle Klassen auf einmal, da der Englischunterricht für alle Klassen zusammen stattfindet, weil wir die einzigen Englischlehrer sind. Die Klasse ist meistens sehr voll und laut. Das ist eigentlich auch das größte Problem. Es gibt nicht genügend Tische für alle, sodass man zu mehreren an einem Tisch sitzt und alle eng beieinander sind. Dadurch unterhalten sich viele Schüler und es ist schwer, sie leise zu bekommen. Es fühlt sich etwas falsch an, streng zu sein oder die Schüler zu ermahnen, weil wir ja fast nicht älter sind. Es könnten unsere Freunde sein. Und wir wollen einfach auch nett bleiben und lachen, sodass sie Spaß haben in unserem Unterricht. Eine Balance zu finden ist schwierig, aber ich glaube, dass das mit der Zeit besser wird. 

Da wir gemerkt haben, dass wirklich die meisten Schüler gar kein Englisch können, fangen wir bei 0 an. Wir haben in einem Raum alte Englischbücher und Workbooks aus Deutschland gefunden. Das Buch, an dem wir uns nun orientieren, habe ich selbst in der 5. und 6. Klasse benutzt. Ein Junge, der nicht auf die TVET school geht, hat uns einmal sein Englischbuch aus seiner Schule gezeigt. Ich konnte es kaum glauben, als ich im Umschlag gesehen habe, dass es im meinem Jahrgang in Bonn an der Otto-Kühne-Schule benutzt wurde. Wie es hier hin kommt? Ich weiß es nicht. 

Auf jeden Fall haben wir begonnen mit einer einfachen Vorstellung von einem selbst und arbeiten uns nun langsam vor zu Verben, Wochentagen und Uhrzeiten. Dabei versuchen wir mit unserem Kinyarwandabuch etwas zu übersetzen. Das klappt ganz gut. Dennoch kommen wir nur langsam voran, eben wegen der großen Anzahl an Schülern und weil es schwieriger ist, als gedacht. Wir wiederholen jede Stunde, was wir in der Stunde davor gemacht haben. Außerdem geben wir Vokabellisten auf, die wir in der nächsten Stunde als Test abfragen. 

Es ist schwierig, für so viele Schüler Blätter zu kopieren, weshalb wir viel an die Tafel schreiben. Nur die Tests kopieren wir für alle. 

Wir reden beide vor der Klasse und wechseln uns ab. Einer von beiden geht oft rum, um zu schauen, ob die Schüler wirklich abschreiben. Oft machen sie das erst nach Aufforderung und wenn wir zu ihnen an den Tisch kommen. Es wird zwar noch ein bisschen dauern, bis es sich ganz einspielt, aber ich versuche es gelassen zu sehen und es nicht mit Unterricht im Deutschland zu vergleichen.

Wie läuft unser eigener Kinyarwanda Unterricht ?

Wir haben fast jeden Tag eine halbe Stunde Kinyarwandaunterricht. Es klappt mal ganz gut, mal weniger. Wir lernen z.B. die Uhrzeiten, Geld zählen, die Wochentage, Körperteile etc. Dennoch ist schwierig, sodass wir oft alleine wiederholen müssen, was nicht immer klappt. Die Grammatik ist ganz anders und oft sieht man kein richtiges System, weil es immer eine neue Ausnahme gibt. Außerdem klingen für uns auch viele Worte einfach gleich, sodass auch Vokabeln lernen echt schwer ist. Trotzdem wollen wir dranbleiben und die Sprache besser können. Wir merken dennoch schon, dass wir mehr Dinge im Alltag und in Gesprächen verstehen, das ist wirklich sehr motivierend.

Ein paar neuere Ereignisse…

…für die ein eigener Blogeintrag zu überflüssig wäre, die aber dennoch eine Erwähnung wert sind.

  • Am 12. November, nun schon etwas länger her, wurden wir zum Jubiläum des Bischofs der Diozöse eingeladen, bzw. unsere ganze Kommunität. Sehr spontan wurden wir von einem uns unbekannten Priester abgeholt und zur Kathedrale in Huye gefahren. Es waren dort riesige Zelte aufgebaut und hunderte von Stühlen, alles sehr feierlich. Uns wurde ein Platz zugewiesen, relativ nah am Altar vorne. Wir waren etwas planlos, denn Gesine und Ich waren alleine unter den vielen unbekannten Menschen. Anschließend wurde draußen die Messe gefeiert. Mit traditionellem ruandischen Gesang und Tanz. Die einzige Person, die wir kannten, ein Pfarrer unserer Kommunität, hat als Priester die Messe kozelebriert und ist somit mit allen anderen Priestern (wahrscheinlich um die 100) eingelaufen. Nicht schlecht staunten wir dann, als der Premierminister Ruandas begrüßt wurde. Dieser war, in Begleitung einiger Personenschützer da und hat nach der Messe eine kurze Ansprache gehalten. Insgesamt waren es dort bestimmt 1000 Leute. Gegen Ende der Messe hat ein heftiger Regen alles ein bisschen durcheinander gebracht, aber plötzliche Regenfälle sind wir hier schon gewoht. Nach der Messe gab es einige Ansprachen und Danksagungen, unter anderem von Kindern einer boarding school. Ein kleines Mädchen hat sich getraut und vor allen Leuten für den Bischof ein Lied gesungen. Auf jeden Fall eine interessante Erfahrung.
  • Am Montag, den 28.11. habe ich vor Müdigkeit aus Versehen das erste Mal ohne mein Moskitonetz geschlafen. Wahrscheinlich ein Fehler, denn am nächsten Tag bin ich aufgewacht mit einem rotem, brennenden Auge und einer brennenden größeren Stelle am Hals. Am nächsten Tag hat es sich dann zu einem angeschwollenen Auge entwickelt. Es tat etwas weh, nach oben zu schauen und es zu bewegen. Außerdem ist es immer roter geworden, genauso wir die Stelle an meinem Hals. Nach eigener Ratlosigkeit waren sich dann viele sicher, dass es ein Insekt, bzw. eine Kakerlake gewesen sein muss, die über mich gelaufen sei. Alleine das reiche aus, um so eine Reaktion hervorzurufen. Heute sind fünf Tage vergangen. Am Auge ist das unangenehme Gefühl fast vergangen, der Hals ist noch rot, tut aber nichtmehr weh. Das wird in den nächsten Tagen noch vollständig verschwinden, dennoch schlafe ich ab jetzt sicher immer mit Moskitonetz.
  • Gestern war mein Geburtstag. Über die vielen Glückwünsche habe ich mich so gefreut. Auch hier haben mir viele gratuliert, die Schüler haben vor dem Mittagessen in der Kantine alle für mich gesungen und auch meine Freunde und Gesine haben mir einen wunderschönen Tag bereitet. Ich habe einen großen Kuchen von ihnen bekommen, das gehört auch hier zu jedem Geburtstag dazu. Schließlich haben wir den Abend noch mit den Salesianern gefeiert. Ein gelungener Tag, den ich nicht vergessen werde !

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  1. martina kampers

    Liebe Sonja! Wer weiß, vielleicht findest du ja deine Berufung zur LehrerIn?! Es freut mich, dass du einen neuen, anderen, vor allem lebendigen Eindruck von Kirche gewinnst. Ich weiß ja, das St. Winfried das nicht gerade vermittelt hat. Kakerlaken? BBBBRBRRRRRRR! Liebe Grüße, Martina Kampers

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