*Intro von Nils Holgersson ertönt* Die Produzenten von Nils Holgersson haben sich ewige Zusammenfassungen, wie man sie von anderen Serien kennt („Was bisher geschah…“), gespart. Da ich bei ebendiesen Zusammenfassungen immer das Gefühl hatte, wertvolle Lebenszeit zu verschenken, halte ich mich an den Aufbau der guten alten Animeserie. Ich mache also direkt da weiter, wo mein letzter Eintrag aufgehört hat: bei der Busreise von Hyderabad (wo unser Zwischenseminar stattfand) unserem Urlaubsziel Goa entgegen!

In Indien kann man wunderbar über Nacht reisen. Deshalb hat sich wahrscheinlich auch meine Zeitwahrnehmung, was Reisen betrifft, im Gegensatz zu Deutschland grundlegend verändert: Wo sich in der Heimat die Zeit im Auto oder Zug oft zog (jeder kennt es – das „wann sind wir endlich da…?!“), fliegt die Zeit im indischen Bus nur so dahin.

So stiegen Ida, Annette und ich Abends in Hyderabad mit vielen anderen Indern in einen Bus ein, und dann auch relativ erfrischt in Panaji (eine Stadt in Goa) wieder aus (was gar nicht so selbstverständlich ist: je näher wir Goa kamen, desto kurviger wurde die Straße. Da haben einige Mägen Tango getanzt). Von Panaji mussten wir aber immer noch die knapp siebzig Kilometer bis zu unserem Zielstrand Agonda zurücklegen – irgendwie habe ich total unterschätzt, dass Goa ein ganzer Bundesstaat und nicht eine simple Hippie – und Yogaversammlung ist. Dank einiger Leute mit Ahnung fanden wir die Busse, die uns Agonda Beach näher bringen sollten. Für die letzten Meter wollten wir eigentlich ein Tuk-Tuk nehmen (die heißen hier übrigens „Auto“), fanden aber keinen Fahrer mit angemessenen Preisvorstellungen. Als wir mit Hilfe von Google Maps die letzte Wegstrecke zu Fuß zurücklegten, kam ich mir wie ein richtiger Backpacker vor 😀

Agonda ist wunderschön, hat aber meiner Meinung nach mit Indien nicht so viel zu tun. Überall sind Europäer, die Yoga machen (da konnte man am Strand teilweise echt witzige Sachen beobachten) oder konzentriert ausspannen. Zwar sieht man auch immer wieder Inder, die dann aber meistens in den kleinen Touristenständen arbeiten (und davon sind die meisten aus Nordindien und kommen nur für die Touristensaison). Man kann ohne Frage viel Indisch essen, aber eben genauso gut Europäisch, wenn nicht noch besser. Trotzdem (oder vielleicht auch gerade deshalb) hatten wir dort unglaublich viel Spaß, haben uns sowohl mit coolen Deutschen in ihren Sechzigern, Österreichern und Indern (aus den Ständen) angefreundet. Was mich überrascht hat, war, dass es scheinbar wirklich viele Leute gibt, die regelmäßig und schon seit vielen Jahren einmal alle ein, zwei Jahre für zwei oder mehr Monate nach Indien kommen.

Agonda Beach

Die meiste Zeit haben wir am Strand (konzentriert) entspannt, gelesen, gebadet (und zwar im Badeanzug/Bikini! Beim Baden am Strand neben Vilathikulam tritt man in voller Montur an) oder sind die Straße mit den vielen kleinen Ständen entlangspaziert. Mein persönliches Highlight war der Tag, an dem Ida unbedingt ein Surfboard ausleihen wollte. Ich hatte zum ersten Mal ein Surfboard in der Hand und gleich richtig viel Spaß damit, auch wenn mich jede Welle vom Board geschmissen hat (wenn ich es denn mal geschafft hatte, darauf zu knien und nicht einfach wie ein Wal auf dem Board liegen geblieben bin)!

Et voilà – hier sieht man mich beim Surfen

Da ich ein erklärter Gegner von Sonnencreme bin und außerdem dachte, ich wäre schon ein bisschen gegen die Sonne abgehärtet (haha), ließ ich besagte Creme an diesem Tag leider einfach weg und bekam prompt die Rechnung für diese Untat. Ich habe mir einen Sonnenbrand geholt, der mich noch länger begleitet hat… Am nächsten Tag musste ich am Strand ein T-Shirt tragen (um nicht komplett gebrutzelt zu werden), was furchtbar auf meinem Sonnenbrand gekratzt hat… Man lernt eben nie aus (aber leider auch nicht dazu, denn das war bis jetzt leider auch lange nicht der letzte Sonnenbrand :D)

So sah meine Sonnenbrand-Bademode aus – die Cap ist allerdings nur der Coolness wegen von Ida ausgeliehen

Am 22. Februar haben wir uns dann in Margao von Ida verabschiedet, die das Flugzeug als Transportmittel zurück ins Projekt gewählt hatte. Annette und ich dagegen hatten uns für einen Sleeperbus entschieden, der so ein bisschen an den „Fahrenden Ritter“ aus Harry Potter erinnerte 😀

Am darauffolgenden Tag kamen wir pünktlich zum Abendessen wieder in Vilathikulam an!

Ich nenne es den „Fahrenden Inder“ – Annette und ich hatten eine Zweierschlafkabine im „zweiten Stock“

Fazit dieser Reise: Da ich nicht erwartet hatte, in Goa das mir bekannte Indien vorzufinden, hatte ich eine echt super Zeit dort. Und: Eigentlich war Goa als Silvesterurlaub geplant gewesen. Im Nachhinein waren uns Annette und ich aber einig, dass es für uns ziemlich schön war, Goa zu einer Zeit zu erleben, wo es nicht von Feierwütigen überlaufen ist und man einfach eine entspannte Zeit verbringen kann.

Das war der zweite Teil des Reise-Zweiteilers (Fachleute werden jetzt bemerken, dass es sich um den letzten Teil dieser Reihe handelt :D). Viele Grüße aus Vilathikulam!