Hallo zusammen! Seit meinem letzten Eintrag ist schon wieder einige Zeit vergangen. Das liegt aber nicht daran, dass es nichts Interessantes zu berichten gäbe, sondern eher an der seltsamen Angewohnheit der Zeit, total schnell an mir vorüberzuziehen… Da aber erst am vergangenen Montag die (hinduistische) Hochzeit einer ehemaligen Mitarbeiterin Vembus stattfand, nehme ich dieses Event zum Anlass, meine Blogseite mal wieder mit neuem Inhalt zu füttern und tiefer in die Heiratsmaterie einzutauchen.

Zu Anfang ist festzuhalten, dass die Ehen hier (in dieser doch eher ländlichen Region) meist von den Eltern bzw. den Familien der jeweiligen Eheleute arrangiert werden. Natürlich gibt es Ausnahmen. Die Hochzeit, von der im Folgenden die Rede ist, zählt nicht zu den Ausnahmen.

Und los geht´s – erstmal mit dem, was ich verpasst habe 😀 Der Verlobung am Abend vorher konnte ich leider nicht beiwohnen, genauso wenig wie der tatsächlichen Hochzeitszeremonie, die zwar am Montag selber stattfand, jedoch um 7.30 Uhr am Morgen! Das ist hier nicht nur bei hinduistischen Hochzeiten der Fall, sondern auch bei christlichen. Von unseren Fathers habe ich erfahren, dass es hier wohl darum geht, unter den richtigen Sternen zu heiraten, zu genau bestimmter Uhrzeit. Und die ist eben ziemlich früh. Der Kernteil einer jeden Hochzeitszeremonie ist „to tie the thali“: das Umbinden der Hochzeitskette. Ist das also vielleicht der Ursprung des englischen Ausdrucks „to tie the knot“? Schöner Gedanke – wohl eher schwierig zu beweisen…

Jetzt kommen wir endlich zu dem Part, wo ich auch tatsächlich dabei war: Um 9.30 Uhr Vormittags sind Annette und ich zusammen mit Ammaa und den Jungs aus der Press losgestiefelt. Die Feier fand nämlich in einer kleinen Eventhalle direkt in Vilathikulam statt. Aus einiger Entfernung konnte man schon die Musik hören, was angesichts der kleinen Schule direkt daneben aus deutscher Sicht vielleicht etwas rücksichtslos klingen mag, hier aber ganz normal ist. Bei allen möglichen Feierlichkeiten werden die großen Boxen bis zum Anschlag aufgedreht (ich persönlich finde das total cool: Mit der richtigen Hintergrundmusik fühlt man sich direkt wie im Bollywood-Film, auch wenn man einfach nur die Straße entlangläuft!). Und als ich am Tag darauf nach erledigtem Einkauf vom Stadtzentrum zurück nach Vembu gelaufen bin, hat die Schule selber die Nachbarschaft zum Beben gebracht. Ich glaube, dort wurde schon fleißig für das Programm zum Jahrestag der Schule geprobt; den haben zu dieser Zeit nämlich gefühlt alle Schulen. Aber ich bin abgeschweift! Weg von der Musik und zurück zur Hochzeit.

Auf den hiesigen Hochzeitsfeiern gibt es kein festes Programm, sondern eher Programmpunkte, die es abzuhaken gilt und die da wären: Essen und Fotos mit dem Brautpaar (fungiert gleichzeitig als Beglückwünschung). Deshalb gibt es auch keinen zeitlich festgelegten Anfang oder Ende der Feier, sondern es herrscht ein reges Kommen und Gehen unter den Gästen. Lediglich enge Freunde oder Familie kommen schon zur Hochzeitszeremonie selbst und bleiben die ganze Feier über.

Kaum waren wir also angekommen, wurden wir auch schon zum Essen hochgeschickt, wo uns zu meiner Freude von allen Tischen Kinder aus der Evening-Tuition zugewunken haben (da fühlt man sich einfach gleich viel wohler :D). Wir durften beim Essen die wirklich coole Aussicht über die nächsten Dächer Vilathikulams genießen:

Auf Hochzeiten gibt es immer die besten Soßen zum Reis!

Gleich danach gings runter in die kleine Halle, wo das frisch angetraute Brautpaar auf einer Bühne stand, um mit allen Gästen nacheinander abgelichtet zu werden. Das war auch die Zeit, in der Geschenke und Glückwünsche an das Brautpaar gerichtet wurden.

Dass ich nicht lächle, liegt nur daran, dass ich mich an gute tamilische Sitten angepasst habe 😉

Wir saßen noch ein bisschen auf den Stühlen in der Halle, sahen dem Treiben (dem Fotografieren) zu und quatschten mit den Evening-Tuition-Kids, dann gings auch schon zurück nach Vembu…

Als Annette und ich am selben Tag zur Charles-Schule spazierten, haben wir neben dem Tempel, der auf unserem Weg liegt und Vembu am nächsten ist, gleich zwei große Plakate entdeckt (entdeckt ist gut, die waren wirklich schlecht zu übersehen), die die frohe Botschaft der Hochzeit verkündeten. Ein ähnliches hatte auch schon direkt vor der Eventhalle gestanden. Diese Plakate zu Hochzeiten sind hier nicht unüblich:

So viel diesmal aus Indien. Ich mache jetzt das Licht aus; hier ist nämlich eigentlich schon längst Schlafenszeit 🙂