Nach den Weihnachtsfeiertagen blieben mir und meinen Mitvolontärinnen ein paar Tage zum Durchschnaufen, bis es zu unserer Reise in den Norden Benins losging-mei haben wir uns da lange drauf gefreut! Die erlebnisreichen Tage haben echt Spaß gemacht, was mir also in Erinnerung bleiben wird, ist…

…erst mal unser Guide Euloge, der uns begleitet hat, mit dem die Stimmung echt super und locker war, der voller Energie war und der in ganz Benin durch seine Reisen Leute kennt (wir wurden sogar mal spontan zum Essen bei Freunden von ihm eingeladen)

…die geraden geteerten Straßen, auf denen uns viele schwere LKWs aus dem Norden Benins, Niger oder Mali entgegenkamen, vollbeladen mit Mais, Zwiebeln und Baumwolle. Davon gibt es jetzt in der Trockenzeit richtig viel.

An den Straßenrändern dichter Wald mit vielen Palmen, zum Teil durch den Harmattan (Wind aus der Sahara) sandverstaubtes Laub,

beninische „Berge“, die in Bayern als Hügel abgestempelt werden würden (da sind wir auch auf ein paar raufgekraxelt mit unseren Flipflops-es tat unglaublich gut, die frische Luft dort zu atmen, die nach Laub und Blumen riecht und die Aussicht zu genießen, soweit es der Harmattan zugelassen hat). In den Dörfern, an denen wir vorbeifuhren, standen am Straßenrand große Kohlesäcke und Tüten mit Maniokmehl zum Verkauf.

Die Dörfer hatten Brunnen, oben im Norden gab es viele Esel als Nutztiere, wir sahen ganz viele Moscheen. Immer wieder gab es liegengebliebene LKWs oder Autos, und auch wir hatten während unserer Reise drei kleine Pannen.

…Silvester in der Stadt Dassa, in der ziemlich wenig los war (in Cotonou hätte es Feuerwerk gegeben!). Da wir nicht einfach so nach Mitternacht in unsere Unterkunft wollten, sind wir spontan noch in den Pool auf der Essterrasse eines Hotels gesprungen.

…das Baden unter zwei wunderschönen Wasserfällen, im kalten erfrischenden Wasser, umgeben von einer traumhaften Landschaft.

…die spontanen Animationen mit den Kindern in mehreren Dörfern. Euloge hat das super angeleitet und wir haben einen Mix aus Singen, Tanzen und einfachen Spielen gemacht. Die Kinder hat’s gefreut und auch uns hat das sehr viel Spaß gemacht.

…das Tanzen! Jeden Tag hatten wir dazu die Möglichkeit, egal ob während den Animationen mit den Dorfkindern oder mit erwachsenen Dorfbewohnern, die wir z.B. im Vorbeigehen gesehen haben, die auf ihrem Hof Musik laufen hatten und die uns nicht gehen lassen wollten, bevor wir ein bisschen mit ihnen getanzt haben. Das brachte immer Stimmung, egal ob die Musik traditionell oder modern war-mitreißend ist es auf jeden Fall und das macht so viel Spaß!

Nach dem Tanzen noch das traditionelle Bier „Tchoukoutou“ probieren

…der Spaziergang durch die Felder eines Dorfes, wir haben gesehen, wie Maniok und Yamswurzel angebaut wird.

Bei der Ernte hilft jeder jedem: Der Bauer trommelt seine Freunde zusammen, die ihm dann helfen. Dafür bekommen sie eine Mahlzeit von der Frau des Bauern und einen kleinen Teil der Ernte. Der restliche Teil wird verkauft oder aufgehoben, um sich davon zu ernähren und um im nächsten Jahr wieder etwas anpflanzen zu können. Ist alles geerntet und die Pflanzen beginnen zu vertrocknen, verbrennt man das Gestrüpp, um damit Schlangen von den Dörfern fern zu halten.

…die Safari im Parc National de Pendjari, während der wir ganz viele Antilopen, Affen, Elefanten, Krokodile, Nilpferde, exotische Vögel und sogar einen Löwen gesehen haben.

…das Dorf Tanéka Béri, in dem die Menschen in traditionellen runden Hütten mit Strohdächern leben, ohne fließendes Wasser oder Elektrizität.

Wenn jemand krank wird, steht hier Naturheilkunde an erster Stelle. Und: Die Menschen haben hier eine viel viel bessere Lebenserwartung als die Bewohner Cotonous, die täglich mit Abgasen, Rauch und Konservierungsstoffen in der Nahrung zu tun haben. Das Dorfleben ist gut organisiert, es gibt in jedem der vier Quartiere einen „Gerichtshof“ und einen König. Einen von ihnen durften wir auch kennenlernen, wir haben ihn in seinem Audienzsaal erwartet und konnten ihm Fragen stellen, die ein Dorfbewohner dann übersetzte, denn: Der König selbst, ein großer Mann mit Stoffhut, elegantem Gewand und einem Holzstab, in den Motive geschnitzt sind, spricht kein Französisch. Seit 13 Jahren ist er an der Macht und kümmert sich im Dorf um administrative Aufgaben. Er ist mit zwei Frauen aus dem Dorf verheiratet (die meisten Männer leben dort polygam), mit denen er 10 Kinder hat. Eines davon wird sein Nachfolger werden.

Die meisten Bewohner des Dorfes sind Bauern. Wenn es zu bestimmten Jahreszeiten aber keine Arbeit auf den Feldern gibt, verlassen viele von ihnen das Dorf, um in anderen Dörfern oder Städten ein bisschen was zu verdienen. Dann gibt es noch neun weise alte Männer, die quasi in engerer Verbindung zu Gottheiten stehen, die das Dorf beschützen (Naturreligionen sind in Benin noch oft vertreten). Man erkennt sie gut daran, dass sie nichts außer einen Lendenschurz und einen Stoffhut tragen dürfen, und das, obwohl es im Norden Benins in der Nacht echt frisch wird (Ich bin froh, dass ich einen dicken Pulli und einen Schlafsack dabei hatte).

Die meisten sprechen kein Französisch, sondern eine Stammessprache. Es ist auch nicht mehr das schon vertraut klingende Fongbe aus dem Süden, da es in Benin ziemlich viele Stammessprachen gibt und wir uns immer neue Begrüßungen merken mussten. In Tanéka Béri fanden wir das ziemlich witzig, das hörte sich dann so an:

A: „Inangnon“

B: „Ääh“

A: „Ääh“

B: „Ääh“

A: „Ääh“

Die Bewohner waren sehr freundlich, die alten Männer hatten Lachfalten um die Augen und mit der Zeit haben uns immer mehr Kinder begleitet, oft sandverstaubt und mit zerrissener Kleidung. Sie boten uns an, die Früchte eines Affenbrotbaumes probieren, die hier oft bei den Dörfern wachsen.

…und letztendlich die ersten Kommentare der Schwestern, als wir wieder daheim ankamen, auf gut deutsch: „Na, was macht der Staub?“ und „Gute Dusche!“.

Uns hat die Reise super gefallen, wir hatten viel Spaß und haben gleichzeitig auch nochmal so viel Neues über Benin gelernt… trotzdem war es schön, wieder in Cotonou anzukommen, diese laute, bunte Stadt, in der das Leben ist und die ich so lieb gewonnen habe. Ich konnte meine Foyermädels wieder in die Arme nehmen und die letzten zwei Arbeitstage im Ausbildungszentrum genießen, denn dann hieß es schon „Arbeitswechsel“, es war ja von Anfang an geplant, dass wir Volontäre in verschiedene Projekte der Schwestern reinschnuppern dürfen. Jetzt unterstütze ich vormittags eine Tata in einer Vorschule, am Nachmittag bin ich in der Baraque SOS auf dem Markt (eine Kurzbeschreibung findet ihr unter „die Projekte“, aber natürlich werde ich auch einen Blogeintrag schreiben, wenn ich so einigermaßen in die neue Arbeit reingekommen bin).

Am Ende dieses Blogbeitrags möchte ich euch fleißigen Spendern ein ganz großes DANKESCHÖN sagen! Habt vielen lieben Dank für eure Hilfe, gemeinsam kann man da echt viel erreichen. Fühlt euch gedrückt, mit eurem Einsatz helft ihr mir und meinen Kindern und Jugendlichen hier viel weiter und das freut mich sehr. Vergelt‘s Gott!

PS: Schaut auch gerne mal in der Galerie vorbei, da gibt’s weitere Bilder von der Reise. Macht‘s es gut und bis zum nächsten Mal,

Eure Tata Barbara