Meine lieben Blogleser,

Stellt euch vor, es ist Sommer. Draußen ist es heiß und abends bleibt es lange hell. Und dann gibt es ein großes Fest! Man würde doch zusammenkommen, miteinander tanzen, lachen und feiern. Weihnachten habe ich hier also nicht ruhig und besinnlich, sondern laut, bunt und fröhlich erlebt! Durch die verschiedenen Feiern in der letzten Woche bin ich doch noch in die beninische Weihnachtsstimmung gekommen, und ich finde es echt nicht schlecht, schließlich feiert man ja, dass Gott Mensch geworden ist, und das ist doch auf jeden Fall ein Grund, es krachen zu lassen!

In den letzten Tagen haben mich laute Musik, Trommelrhythmen und Tanz begleitet. Wir haben zuerst in der Baraque SOS gefeiert, wo sich die Mädels, die auf dem Markt verkaufen müssen, ausruhen können.

Stühle waren vor der schön dekorierten Baraque aufgestellt, aus großen Lautsprechern kamen moderne beninische Songs, und die Mädels haben dazu getanzt.

Bei Festen lassen sich die Beteiligten hier gerne etwas aus einem einheitlichen Stoff schneidern, und deshalb sahen alle Tatas und Fofos (die Erzieher/-innen) gleich aus.

Mit den Mädels konnte ich mich nicht gut unterhalten, weil fast alle von ihnen kein oder nur wenig Französisch sprechen, sondern die Stammessprache Fongbe. Aber beim Tanzen versteht man sich auch ohne Worte! Zwei Schwestern waren da, außerdem waren UNICEF Benin und Einrichtungen, die mit der Baraque zusammenarbeiten, vertreten. Es wurde ein Krippenspiel mit Marionetten vorgeführt und ein Zauberer begeisterte die Kinder.

Einen Tag später feierten wir mit den Foyermädels. Gemeinsam wurde gebetet, die Mädchen hatten ein Krippenspiel vorbereitet, die Schwestern haben gesungen, die Präaspirantinnen (7 Mädels, die beschlossen haben, Schwestern zu werden) und einige Mädchen haben Tänze vorgeführt, und wir Volos haben „In der Weihnachtsbäckerei“ zum Besten gegeben.

Neben den Palmen standen der Plastiktannenbaum mit vielen Glitzergirlanden und bunt blinkenden Lichterketten und eine herrlich kitschige Krippe. Die Schwestern und Tatas verteilten Geschenksäckchen für die Mädels, in denen von verschiedenen Spendern u.a. Schmuck, Stoff, ein Kamm und ein Teddy waren. Zusammen haben wir gegessen und danach wurde noch lange getanzt!

Eine weitere Feier fand im Maison de l‘Esperance statt. Nicht nur die Jugendlichen, die dort eine Ausbildung machen, waren dabei, sondern auch die Babys der minderjährigen Mütter aus dem Maison du Soleil und einige Marktmädels.

Das Maison de l’Esperance bietet nämlich in der Nacht Schlafplätze und somit Schutz vor körperlicher Gewalt für Mädchen, die auf dem Markt verkaufen müssen und eigentlich auch dort schlafen würden. Auch diese Mädels durften bei der Feier dabei sein. Es gab ein buntes Programm, zusammengewürfelt aus einer Messe, einem Krippenspiel, einer Zaubervorstellung, Tanzvorführungen, Playbackshows und einem Sketch.

Von Weihnachten selbst möchte ich euch natürlich auch berichten! Am 24. gab es am Nachmittag eine Messe für die Kinder, wir sind aber abends in die Kirche gegangen. Zwei Stunden lang wurde zusammen gebetet und viel gesungen. Der Pfarrer hat die Jesuskrippenfigur durch den Gang nach vorne getragen, die Menschen haben geklatscht und gejubelt! Bei der Krippe selbst durften die Blinklichterketten natürlich nicht fehlen.

Die Kirche war mit bunten, langen Bändern dekoriert, ein Chor sang zum einen traditionelle Gesänge auf Fongbe, zum anderen aber auch sehr mitreißende moderne Lieder, zu denen fest mitgeklatscht wurde, die Stimmung war echt cool!

Man sang „Stille Nacht“ und „Engel haben Himmelslieder“, von draußen hörte man immer wieder mal das Krachen von Feuerwerkskörpern, die hier nicht nur an Silvester zum Einsatz kommen. Um Mitternacht war die Messe vorbei, aber das war noch nicht das Ende des Abends! Kurz saßen wir noch mit den Schwestern und Präaspirantinnen im Esszimmer zusammen, haben Cola getrunken, Kuchen gegessen und uns unsere Geschenke überreicht. Eine weitere Bescherung gab es danach in unserer Volo-WG, in der wir bis spät in der Nacht bei Kerzenschein, Tee und Plätzchen von zuhause zusammensaßen, uns einen kleinen Zuckerschock holten und gemeinsam feierten. Das richtige Weihnachtsessen gab es am nächsten Tag gemeinsam mit den Schwestern und Präaspirantinnen in dem festlich dekorierten Esszimmer (die Schwestern lieben es, Papiersterne und –wörter auszuschneiden und den ganzen Saal damit zu verzieren), am Nachmittag waren wir bei den Foyermädels und haben Spiele mit ihnen gespielt.

Hier noch ein Bild mit den Präaspirantinnen und ihrem Weihnachtsbaum 🙂 

Für mich war es dieses Jahr ein ganz anderes Weihnachten, es hat mir gut gefallen und ich bin dankbar dafür, es hier erlebt haben zu dürfen! Ich habe jetzt erst mal ein bisschen Urlaub und werde mit Gina und Marie-Luise eine Reise in den Norden Benins machen, da freut‘s uns schon besonders drauf 🙂

Ich hoffe ihr habt auch ein schönes Weihnachtsfest verbracht und die Feiertage genossen. Zum Abschluss möchte ich euch hier noch einen guten Rutsch in ein hoffentlich fantastisches 2018 wünschen!

Sonnige heiße Grüße schickt euch

Eure Barbara