Hallo liebe Leser,

Seit 2 Wochen bin ich mit meinen Mitvolontären Gina und Marie-Luise hier in Cotonou und jeden Tag werden wir reicher an Erfahrungen! Ich habe schon so unglaublich viele schöne, lustige und verrückte Sachen erlebt und möchte meine ersten Eindrücke von dieser Stadt gerne mit euch teilen.

Die Stadt: Die großen staubigen Straßen sind gepflastert, auf ihnen sieht man einige Autos (die oft schon ganz alt und klapprig sind) und ganz ganz viele Mofas. Um hier von A nach B zu kommen, nutzt man meistens das reiche Angebot an Zems (Mofataxis, gut erkennbar an den gelben Hemden), allerdings sollte man den Preis wissen, weil man sonst als Weißer einen ziemlich hohen Betrag gesagt bekommt. Regeln wie ‚rechts vor links‘, ‚wenn es dunkel ist fährt man mit Licht‘ oder ‚man überholt nur links‘ werden nur selten beachtet. Zum Teil sind kleine Löcher (so dass ein Mofareifen reinpassen würde) im Boden, auf den Zems werden auch mal ungesichert Schaufeln, 5 Meter lange Stangen oder Säcke voller Mais transportiert. (Wenn ihr also einen Sicherheitsjunkie kennt und den so richtig schocken wollt, dann schickt ihn mal hier her :)). Aber es läuft alles gut, die Leute wissen schon, wie man hier fahren muss und an welchen Stellen man aufpassen sollte. Also kann man die aufregende Fahrt in vollen Zügen genießen!

Dann sieht man wieder mal ein Auto voller Ananas oder einen Kleinbus, der vollgestopft mit Menschen ist. Um sich Platz zu verschaffen, wird gehupt. An den Straßenrändern sind neben Wohnhäusern Geschäfte, z.B. für Schreibwaren oder Handys, Apotheken, kleine Supermärkte mit dem ganz normalen Angebot, Banken und viele kleine Schneidereien. Man findet auch immer mal wieder Tankstellen, das sind dann kleine Stände, bei denen man Benzin, das in alte Plastikflaschen abgefüllt ist, tanken kann. Verkäufer gehen herum und bieten z.B. Klamotten, Sonnenbrillen oder Kaugummi an.  Die kleineren Seitenstraßen sind Sandwege, es liegt relativ viel Plastikmüll herum. Hühner und Ziegen laufen über die Straße, in manchen Vierteln sogar Wildschweine. Palmen und Bäume sorgen für ein bisschen grün.

Hier wohnen wir: Unsere WG ist auf dem großen Gelände der Schwestern. Vorne am Tor haben wir sogar einen Securitymensch. Dann gibt es eine weiterführende Schule, ein kleines Ausbildungszentrum, Büros (z.B. für Sozialarbeiter) und das Foyer. Das ist ein Heim für Mädchen, die aus verschiedenen Gründen nicht bei ihren Familien leben. Es wird versucht, die Mädels wieder in ihre Familien zu integrieren, oder ihnen dabei zu helfen, einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Außerdem ist auf dem Gelände ein Basketballplatz, eine kleine Kapelle für die Schwestern, eine Marienstatue, wo die Foyermädels jeden Tag beten und eine Plantage, wo u.a. Bananen- und Papayapalmen, Chili und Orangensträucher wachsen. Unsere WG ist in dem Haus, in dem die Schwestern leben. Wir sind jetzt momentan nur zu dritt, es wäre aber noch Platz für 2 weitere Volontäre. Wir haben eine kleine Küche, wir können darin zwar nicht kochen, aber haben einen Kühlschrank. Das ist ganz praktisch weil hier sind nämlich viele Miniameisen unterwegs und da muss man auf seine importierte Schokolade schon ganz besonders aufpassen. Unser Bad hat ne richtige Dusche (das finden wir ganz cool weil wir uns schon auf Eimerduschen eingestellt haben :)). Ich bin zusammen mit Gina in einem Zweierzimmer, Marie-Luise ist daneben und hat ein Zimmer für sich alleine. Unsere Betten sind mit Moskitonetzen ausgestattet, um sich in der Nacht vor Malariamücken zu schützen. Unsere Wäsche waschen wir mit der Hand und die Foyermädels haben sich darüber schon köstlich amüsiert weil wir gar nicht so genau wussten, wie man das denn am besten macht.

 Das Essen: Morgens essen wir immer mit den Schwestern, es gibt Baguette mit Butter und Marmelade. Mittags sind wir während der Woche im Ausbildungszentrum Maison de l’esperance, dort gibt es europäische und beninische Gerichte, wie z.B. Yams mit scharfer Soße oder Maisbrei mit Tomatenzwiebelsoße. Am Wochenende essen wir Mittags bei den Schwestern, da gibt’s dann oft Nudeln oder Reis mit Soße, Fisch, Hühnchen, Salat, Yams, und manchmal sogar Pizza! Am Abend essen wir mit den Schwestern oder mit den Foyermädels, und auch dann wird warm gegessen.  Als Nachspeise gibt’s manchmal Papaya und ganz oft Ananas, die wachsen hier richtig gut! Es ist auf jeden Fall spannend, neue und fremde Gerichte zu probieren, weil man nie weiß, obs einem auch wirklich schmeckt 🙂

Die Kirche: Die Kirche in unserem Quartier ist nur ein paar Minuten zu Fuß entfernt. Sonntags gibt es gleich mehrere Messen, z.B. eine in der Stammessprache Fongbe, eine für die Kinder, eine für die Erwachsenen,… Die Messe dauert mindestens eineinhalb Stunden, es wird viel gesungen (begleitet von einem Kinderchor, Schlagzeug und Piano) und dabei schwungvoll mitgeklatscht. Die Kirche ist voller Menschen, die sich alle echt schick gemacht haben und ihre schönsten,buntesten Kleider tragen .

Die Sprache: Das Französisch der italienischen Schwestern hier verstehe ich ganz gut, bei den Beninern ist das manchmal noch ein bisschen schwierig, aber das braucht einfach ein bisschen, bis man sich an den Akzent gewöhnt hat. Oft wird auch ziemlich leise gesprochen, was die Sache noch ein bisschen komplizierter macht. Viele Kinder sprechen noch kein oder nur sehr wenig Französisch, sondern Stammessprachen, wie z.B. das Fongbe (ich finde das hört sich ein bisschen an wie chinesisch), ein paar Wörter kann ich da auch schon! Afon gandji ya sagt man z.B. zur Begrüßung 🙂

Die Temperatur: Die Luftfeuchtigkeit ist sehr hoch (das habe ich besonders gemerkt, als ich aus dem Flugzeug ausgestiegen bin-hui war das krass, als mir die beninische Luft entgegengeschwabbt ist! Inzwischen fällt es mir aber gar nicht mehr so auf), und wir haben’s zur Zeit immer so zwischen 25 und 28 Grad.  An manchen Tagen ist das richtig heiß, allerdings ist es auch oft bewölkt, windig und es regnet oder gewittert auch mal (wir haben gerade eine kleine Regenzeit) , und dann kommt’s einem so richtig frisch vor! 🙂

Die Reaktionen: „Yovo, Yovo!“ Das bekommen wir hier soo oft zu hören. Auf Fongbe bedeutet das „Weiße/-r und mit unserer Hautfarbe fallen wir auf jeden Fall richtig auf! Die meisten Kinder sind ganz aufgeregt, wenn sie uns auf der Straße sehen, sie winken oder kommen zu uns gelaufen, aber manche erschrecken sich auch und fangen an zu weinen. Die Foyermädels finden meine Haare ziemlich witzig und spielen gerne daran rum. Insgesamt sind hier alle sehr freundlich zu uns, und inzwischen sind wir auch schon ganz gut im beninischen Smalltalk.

In unserer ersten Woche haben wir die verschiedenen Projekte der Schwestern in der Stadt angeschaut, mehr darüber gibt’s beim nächsten Eintrag!

Ich fühle mich auf jeden Fall sehr wohl hier, es ist total aufregend und macht unglaublich viel Spaß, jeden Tag wieder zu staunen und davon ganz müde und hungrig zu werden, alles zu entdecken, mit den Kindern zu spielen, Zem zu fahren, sich auf dem Markt umzuschauen, das fremde Essen auszuprobieren, Freunde zu finden,… Ich genieße jede einzelne Sekunde hier!

Viele liebe Grüße,

Eure fongbelernende Barbara