Anna Indien 2019/20

#Anna#Baujahr1996#SozialesJahr#in#Vijayawada#19/20

#MedicalstuffAndHospitals

Kaum zu glauben, aber jetzt sind es schon drei Wochen in Indien, welche mir vorkommen wie zwei Monate. Wo ich mich vor einer Woche noch fragte, wann denn endlich auch bei mir die „Wackel-Dackel“ Bewegung bei Zustimmung und Begrüßung zum Automatismus wird , frage ich mich jetzt eher ob das für uns übliche Kopfnicken genauso schnell wieder zurück kehrt, als es vergessen war.

Noch völlig happy davon, in der ersten Woche die alltäglichen Speisen in ihrer vollen Schärfe auskosten zu können, tritt auch bei mir plötzlich ein kleiner `Break-Down´ ein, denn vor Erschöpfungszuständen und grippe-ähnlichen Zuständen bleibt wohl kaum einer verbannt. Meinen 23.Geburtstag durfte ich noch mit meinen Mitvolunteeren in einem westlichen Restaurant mit Burger und Pizza genießen. Als krönender Abschluss organisierten sie mir einen Bluberry Cheesecake, der in Indien alles andere als leicht aufzutreiben war, da sie wussten, dass dies mein Lieblingskuchen war. Überwältigt von all den Gefühlen, dass sie mich so überraschten, obwohl wir uns bis dahin erst eine Woche kannten, zwang es mich am nächsten Tag dann doch zur Bettruhe.

Da mittlerweile schon 2 Wochen mit den Beschwerden vergangen sind, suchten wir ein Krankenhaus auf, um einen Check-Up machen zu lassen. In Indien sucht man in der Regel erst das Krankenhaus auf, welches einen weitervermittelt an Fachärzte oder gleich behandelt. Da es Pflicht ist, bei stationärem Aufenthalt einen Begleiter dabei zu haben, der sich 24/7 um dich und deine Medikamentenversorgung kümmert, ging Hannah mit mir. Unangenehm war es, dass wir als „Weiße“ ganz ohne Wartezeit an einer Reihe anderer Patienten vorbeigeführt wurden, um ins Arztzimmer zu gelangen. Dabei noch zu vermuten, dass der Ein oder Andere womöglich eine viel schlimmere Krankheit besaß als man selbst, begünstigte dieses Gefühl nur.

Im Behandlungsraum angekommen, begann das Drama um die Beschwerdenbeschreibung. Die Englischkenntnisse der Ärzte waren ausgezeichnet, doch verzweifele ich immer noch bei dem Versuch die indische Aussprache zu verstehen. Hannah übernahm so gut es ging, denn sie verbrachte schon ein halbes Jahr hier, weshalb sie sich schon gut reinhören konnte. Bei dem Wort „Powerless“ leitete der Arzt sofortige Maßnahmen ein und spritzte drei Injektionen, die sicher helfen sollten. Nach meinem Lachanfall der in Tränen endete und einer verstörten Hannah die panische Angst vor Spritzen besitzt, setzte ich mich auf mit einem Gefühl von Schwindel und Benommenheit. Völlig perplex durften wir nach 20 Minuten wieder nach Hause, woraufhin ich ganz ohne Beschwerden aus dem Krankenhaus schwebte. Am nächsten Tag erklärte mir Google das eine der Injektionen Opiate enthielt, was das Gefühl von Sorglosigkeit erklärte. Der Arzt hatte wohl vermutet, dass jetzt nur noch Schmerzmittel helfen würden. Verwundert und amüsiert über die leichtsinnige Medikamentenanwendung der Inder, werde ich jetzt doch genauer nachforschen, was bei der weiteren Behandlung verabreicht wird.

Dadurch, dass ich bisher durch die Erschöpfung noch keine Möglichkeit hatte, in einen geregelten Alltag zu finden, verbittert dies ein wenig und ruft ein Gefühl von Heimweh hervor, wie ich es so früh noch nicht erwartet hatte. Das Gewohnte beginnt zu fehlen, das Sichere, wo man sich auskennt und genau weiß, wie alles funktioniert. Eine große Stütze liefern dabei die Mitvolunteere und die aufmunternden Worte aus der Heimat, die erklären, dass dies ganz normal sei und man durchhalten solle. Auf dem Weg vom Krankenhaus zurück verschlug es mir schon wieder jeglichen Gedanken von Heimweh, als ich durch die Straßen von Vijayawada lief und so viele glückliche Menschen beobachtete, die mit einem solch einfachen und anspruchslosen Leben vollkommen zufrieden und glücklich waren. Das ehrliche Lächeln der Mütter, welche in einem bunten Sari gewannt, ihre Kinder durch die Straßen trugen oder die Gesprächsrunden der Männer, welche den ganzen Tag mit großer Mühe Kunst in Türen und Schränke schnitzten. All das nur zu beobachten, erinnert mich, genau hier meine Erfüllung gefunden zu haben.

#JoWirSchaffenDas

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  1. Mehic, Dagmar

    Unglaublich wie ein so junge Menschen aus unserer Konsumgesellschaft in einem Land mit so viel Armut und Straßenkindern die teilweise von den Eltern ausgesetzt wurden in der Lage sind in all dem bunten Trubel das Schöne und menschliche dieser Kultur zu sehen und trotz aller Widrigkeiten an Ihrem Vorhaben festhalten und das mit großer Freude und Hingabe! Einfach bewundernswert, ich bin wahnsinnig stolz die Oma eines dieser tollen Kinder zu sein!

  2. Ralf Koschinski

    Hey,

    schon der nächste Blog.
    Bei so(viel) Beschäftigung wird doch kaum Heimweh aufkommen.
    Prima geschrieben.

    Hab weiterhin so ne spannende Zeit.
    Weist ja, bin dir ganz nah.

    Gott segne dich und liebe Grüße
    Paps

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