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Ein Jahr mit mir und Don Bosco, Ort unbestimmt

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In der Würze

Was passiert ist…

Ein Monat. Ein Monat ist es her, dass wir uns alle verschwitzt in den Armen lagen zu schnulzigen deutschen Pop-Songs, die aus unseren kaputten Lautsprecherboxen krachten, dass Daniel seine „emotionale“ Rede hielt und wir uns schließlich nach nur kurzem Schlaf daran machten, die Zimmer in Bene zu räumen. Wir versagten beim letzten Gruppenspiel (der Knoten, den wir formten, war selbst mit Schummeln auch nicht in noch so langer Zeit lösbar), bezahlten unsere Bier- und Limoschulden und machten uns schließlich alle auf den Weg mit dem Zug in unsere Praktikumsstellen. In Würzburg angekommen wurde dann rasch all das Unkronkrete, Ungefähre, das unsere Vorstellung der nächsten zwei Monate geprägt hatte, zur neuen Lebensrealität…- und jetzt, nach etwa einem Monat, kann ich sagen, dass es irgendwann und irgendwie dann auch zu Alltag und Zuhause geworden ist 🙂

Get to know the Würze!

Dieses neue Zuhause lässt sich so beschreiben: Wohnen tun wir vier Volos (also Anna, Daniel, Kaya und ich) auf dem Gelände der Caritas-Don Bosco GmbH hier in Würzburg. Die Einrichtung hier besteht aus KiTa, Internat, Mutter-Kind-Wohngruppen, Ausbildungsstellen und sogenannter berufsvorbereitender Bildungsmaßnahme (BvB), in der benachteiligte Jugendliche, z.B. mit Autismus, auf eine Ausbildung vorbereitet werden sollen…- ergo gibt es hier viele Wohngruppen und junge Menschen, aber eben auch kleine Kinder. Insgesamt ist das dann ein echt großes Gelände (Fun Fact: Die größte Don Bosco Einrichtung Deutschlands!) mit echt vielen Mitarbeitenden (etwa 330)…- und mittendrinnen: wir! Mittendrinnen ist vielleicht etwas übertrieben, wohnen tun wir aber bei welchen, die hier und auch in der Don Bosco-Welt wirklich mittendrinnen sind: Bei Hatto, Johannes, Xaver und Leonard oder für Außenstehende: Bei den vier Patern, Brüdern, Salesianern, die hier vor Ort in Würzburg gerade leben und mitarbeiten.

Wenn ich anderen erzähle, dass ich hier in einer Wohngemeinschaft mit Salesianern, also Männern, die sich diesem Orden verpflichtet haben, die hier enthaltsam und praktisch ohne eigenen Besitz leben, wohne, so staunen einige erst einmal etwas. „Sind die denn auch…- weltnah?“ oder „Also sind die denn dann … sehr konservativ?“ sind nur zwei Beispiele der Gedanken, die vielen wohl erst einmal durch den Kopf gehen. Am besten könnte ich diese Gedanken wohl beantworten, indem ich euch einmal an einem unserer Abendessen teilnehmen lasse, da das aber leider nicht geht, versuche ich es euch zu umschreiben: Diese vier Männer heißen jeden und jede bedingungslos Willkommen. Egal ob für ein Abendessen oder mehrere Wochen, es ist gar keine Frage, dass jeder Besuch immer mit ehrlicher Freude empfangen wird. Sie sind selbstlos, machen sich nichts aus Konsum, Prestige oder Luxus und stellen die Jugendlichen, für die sie arbeiten und handeln an erste Stelle.

Und dazu kommt dann noch der für viele wohl überraschendste Punkt: Sie sind selbstkritisch und bereit, zu hinterfragen und zu diskutieren…- um das zu illustrieren folgt eine kurze Auflistung einiger Gesprächsthemen, die wir am Abendessenstisch und dann oft auch bis lange nach dem eigentlichen Essen, bereits beredet haben: Sex vor der Ehe, Zölibat, Homosexualität, Gender, Klimawandel, Politik, die Kirche, Religion an sich etc. etc. etc.. Das Beste daran ist aber nicht, dass wir diskutiert haben, sondern viel mehr, dass ich dabei das Gefühl hatte, dass die vier sich darüber freuen, dass wir Nachfragen stellen und andere Meinungen haben; dass sie eben auch gerne mit uns in die Diskussion gehen. Ich glaube, es ist grade den Salesianern mit ihrer Art zu verdanken, dass Würzburg für mich zu einer verkorksten und ungewöhnlichen Art von Zuhause geworden ist und dafür bin ich super dankbar:)

Daniel und ich auf der alten Mainbrücke
Vier Volos:)

Arbeiten tun wir aber auch!

Natürlich haben wir hier aber in erster Linie den praktischen Teil unserer Akademie und das bedeutet eben auch: Arbeiten! Nach Absprache mit Pater Johannes haben wir vier uns dann so auf die vielseitigen Bereiche, die uns hier angeboten wurden, aufgeteilt, dass Anna in einer Mutter-Kind-Wohngruppe mithilft, Daniel in der BvB Jugendhilfe, dem Vorbereitungsjahr auf die oben erklärten BvB, eingesetzt ist und Kaya und ich im Kindergarten sind. Anna hat übrigens selbst einen Blog, wo sie bestimmt bald auch mehr von ihrer Erfahrung in der Wohngruppe erzählt (wie ihr seht hinke nicht nur ich mit dem bloggen hinterher ;)), also guckt gern vorbei: https://blogs.donboscovolunteers.de/nordlichtimsueden/

Über die konkreten Erfahrungen, die ich bei meiner Arbeit mit den Kindern mache und schon gemacht habe, will ich gern in einem seperaten Blogbeitrag mehr berichten, also guckt gern bald hier vorbei, das sprengt sonst den Rahmen dieses Beitrags…- so viel sei aber generell gesagt: Wir alle machen hier sehr interessante Erfahrungen bezüglich der Arbeit mit jungen Menschen, dem Komplex soziale Arbeit an sich aber auch bezüglich uns selbst; und selbst nach grade einmal einem Monat kann ich für mich sagen, dass ich hier auf jeden Fall bereits gewachsen bin und kaum abwarten kann, wie die 2. Hälfte meines Praktikums mich noch lernen und wachsen lassen wird.

Um mehr zu erfahren über z.B. die Gemeinschaft, die wir hier erfahren, die Menschen, die wir hier kennenlernen, die Arbeit in den Praktikumsstellen, Heimweh, das Freizeitleben in Würzburg usw. schaut gern bald wieder hier vorbei, viele Beiträge sind geplant…- ich würd mich freuen!! 🙂

Mit herbstlichen Grüßen aus der Würze,

Pauline

Typisches Familienessen

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