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Eine Tour durch Viji und die indische Kultur

In diesem Blog möchte ich mit euch ein bisschen in die indische Kultur und die Stadt, die jetzt ingesamt fast ein Jahr lang meine „indische Heimat“ ist, eintauchen. Vermutlich wenig erstaunlich für die meisten von euch ist die Tatsache, dass die indische Kultur einen großen Kontrast zur deutschen Kultur darstellt. Das war für mich besonders zu Beginn meiner Zeit hier ziemlich herausfordernd. Als europäische Person zieht man hier in Vijayawada (eine nicht touristische Stadt) sehr viel Aufmerksamkeit auf sich, was sich durch viel Anstarren, permanent und ungefragt als Fotomotiv „auserwählt“ zu werden (was manchmal sehr anstrengend und nervig ist!) und Ansprechen der Einheimischen äußert. Leider bleibt dadurch immer das Gefühl, dass man selbst nicht ein Teil der Gemeinschaft ist, auch wenn man schon länger Kontakt mit den indischen Bewohner:innen hat. Im Arbeitsleben bzw. in den Communities begegnen einem die Menschen aber zu unserer großen Freude immer herzlich und aufgeschlossen. Vor allem wenn es darum geht, uns als fremde Personen in ihren Lebensraum zu lassen, um dort mit ihren Kindern Zeit zu verbringen. Nicht nur in diesem Bereich begegnet man der Offenheit der indischen Kultur. Auch bei der Vielzahl an Traditionen und indischen Festen dürfen wir Volontär: innen immer teilnehmen, was mir sehr gut gefällt. Insgesamt muss man so manche Gewohnheiten von zuhause allerdings erst einmal ablegen, um sich vollständig auf die indische Kultur einzulassen, denn Eigenschaften wie z.B. Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit haben hier keine große Bedeutung. Mit der Zeit gewöhnt man sich jedoch daran und geht eben 5 bis 10 Minuten später zu einem Treffen los, weil man weiß, dass der Andere/die Andere noch nicht da sein wird. Eine Sache, die ich der indischen Lebensweise wirklich hoch anrechne, ist ihre Spontanität. Zuhause ist alles viel mehr durchgetaktet wohingegen hier in Vijayawada fast alles immer möglich ist. Am Abend ist noch ein Fest? Natürlich können wir daran teilnehmen. Und mir gefällt hier auch, dass uns Volontär: innen alle Türen offen stehen: wir können in Schulen arbeiten, Kindern in Communities den Tag verschönern oder einfach beim Kochen mithelfen. Vor allem im Alltagsleben bedeutet das aber auch, dass nicht unbedingt immer alles mit Effizienz verbunden ist. 

Eine Erfahrung, die meinen bisherigen Aufenthalt in Vijayawada am meisten geprägt hat, ist zu sehen und zu erleben, wie Menschen in marginalisierten und sehr ärmlichen Gebieten leben. Ich begegne der Armut durch meine Arbeit jeden Tag und man lernt dadurch sehr schnell, den Wohlstand von zuhause wertzuschätzen. Es ist schön und fühlt sich gut an, dass man durch die tägliche Arbeit hier in Indien zum Wohl der Kinder und Jugendlichen vor Ort beitragen kann. Dadurch entstehen nicht selten berührende Situationen, die ich sicherlich nie vergessen werde.

Zu Beginn dieses Beitrags hatte ich schon kurz erwähnt, dass die Stadt Vijayawada keine wirklich touristische Stadt ist. Daran möchte ich anknüpfen und euch ein bisschen mehr darüber erzählen, wo ich denn jetzt wohne und wie es hier so ist. Generell kann man sagen, dass Vijayawada eine eher kleinere Stadt in Indien ist. Für mich aus Deutschland zwar immer noch tausendmal größer als gewohnt, aber das sind eben die indischen Dimensionen. Um das vielleicht auch noch mit einem Fakt zu belegen: in Viji (unsere Abkürzung für unseren Wohnort) leben um die 2 Millionen Menschen. Dadurch, dass die Stadt kaum Touristen anlockt, gibt es auch nicht viele Sehenswürdigkeiten. Was ich allerdings meiner Familie zeigen werde, wenn sie mich besuchen kommt, sind Attraktionen wie den Durga Tempel, den Fruit Market, One Town und die Undavalli Caves. Das Gute an einer nicht touristischen Stadt ist, dass man abgesehen von One Town nicht mit ellenlangen Warteschlagen rechnen muss. One Town habe ich bewusst ausgeschlossen, denn dort ist immer „die Hölle“ los, was wiederum den richtigen indischen Alltag wiederspiegelt. Ingesamt muss ich aber sagen, dass wir uns hier in Vijayawada echt nicht beklagen können, es gibt alles, was das Herz begehrt. Beispielsweise ist fünf Gehminuten von unserer Flat entfernt ein riesiger Einkaufsladen, der D-Mart, indem man alles bekommen kann – von Lebensmitteln bis hin zu Haushaltsgeräten und Klamotten. Hier gilt es aber die richtige Tageszeit für einen Besuch auszusuchen, denn besonders am Abend könnte man meinen, dass ganz Vijayawada gerade einkaufen ist. Neben den typisch indischen Einkaufsläden gibt es natürlich auch noch so vieles mehr wie zum Beispiel die vermutlich allen gut bekannten Ketten wie Subway, Mc Donalds und Starbucks, aber auch zahlreiche süße Cafés. Oft gehen wir gemeinsam als WG am Wochenende in ein Café und genießen dort die Zeit zusammen. Eine Sache, die man allerdings nicht so oft bei uns antrifft, sind Grünflächen oder Stadtparks. Es gibt natürlich ganz vereinzelt ein paar Grünflächen, wo meist Cricket gespielt wird, aber eine vielfältige Natur, wie wir es von zu Hause gewohnt sind, findet man hier nicht sehr oft und genau das fehlt mir hier auch ziemlich. Zuhause habe ich sehr viel Zeit draußen verbracht, in den Bergen, auf dem Rennrad, beim Joggen oder einfach nur für einen Abendspaziergang. Das geht hier eher weniger. Denn wenn es hier abends dunkel wird, ist es uns weiblichen Personen nicht angeraten nochmal alleine rauszugehen. Das zeigt sich auch im Nachtleben, das vor allem von Männern geprägt ist. Generell merkt man in Viji, dass die Männerquote definitiv höher als die Frauenquote ist. Das führt manchmal doch zu einem merkwürdigen Gefühl, wenn man als Mädchentruppe durch Männer gefüllte Straßen gehen muss. 

Nach mehr als vier Monaten hier in Vijayawada merke ich aber schon sehr, wie ich mich an all das gewöhnt habe und es sich inzwischen schon durchaus wie ein richtiges Zuhause anfühlt. Bin ich mal für ein paar Tage nicht hier, freue ich mich direkt auf die gewohnte Umgebung und unsere Flat. 

In nächster Zeit stehen Termine wie das Zwischenseminar mit unserer Heimatorganisation in Hyderabad an und direkt im Anschluss daran ein kleiner Urlaub in Hampi und dann nähert sich auch schon meine Halbzeit hier in Indien. Daher werde ich in meinem nächsten Blog-Beitrag wohl wieder sehr viel zu berichten haben, bis dahin: macht´s gut! 

Durch viele Spendeneingänge konnte ich meinem Spendenziel schon deutlich näher kommen. Doch ein bisschen fehlt mir noch, weswegen ich mich riesig freue, wenn ihr mich weiterhin in meiner Arbeit hier in Indien unterstützt. Ihr könnt das folgendermaßen machen:

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