Muy buenos días, lange ist´s her, dass ich mich gemeldet habe, deshalb gibt es jetzt ein Update, wie mein Alltag hier in der Ciudad Don Bosco in Medellin aussieht.
Mittlerweile sind wir nämlich endlich eingeplant in die Arbeit auf dem Campus und haben feste Aufgaben in der Schule des Internats. Jeder von uns drei Volontären begleitet in der Woche unterschiedliche Schulklassen und unterstützt den Lehrer in verschiedenen Sachen.
Vormittags ab 7:30 Uhr bin ich abwechselnd bei den Klassen „quinto“ (5. Klasse) und „procesos básicos“ (grundlegende Prozesse). Die Kinder dieser Klassen sind zwischen 10 und 13 Jahren alt. Hier bestehen meine Aufgaben überwiegend aus der Unterstützung des Matheunterrichts, den ich entweder komplett übernehme oder bei dem ich mit einzelnen Schülern Rechenaufgaben übe. Ich habe außerdem Karteikarten gestaltet, mit denen die Kinder das EinmalEins lernen können, und regelmäßig wiederholen wir dann entweder mit allen oder in Kleingruppen die Multiplikation.
Die Kinder sind viel motivierter, spielerisch Mathe zu machen und ich merke, sie haben sich schon deutlich verbessert.


Aber nicht nur in Mathe kann ich meine Hilfe anbieten. Meistens gestalte ich auch den Englischunterricht. Entweder gibt mir der Lehrer ein Thema vor oder ich kann selbst entscheiden, was ich mache. Da die Kinder sich oft mit Englisch schwer tun, üben wir hauptsächlich einfache Begrüßungen und Vorstellungen oder reden über Farben und Zahlen. Die meisten Kinder sind aber sehr interessiert und freuen sich, wenn sie neue Sätze lernen. Mindestens genauso spannend wie Englisch ist auch Deutsch. Die Kinder der 5. Klasse haben den Satz „Ich mag dich“ gelernt, aber da sie es sehr aggressiv und hart ausprechen, klingt dann eher, als würden sie mich hassen.

Ab und zu halte ich auch Unterrichtsstunden in „ciencias sociales“ (Sozialunterricht). Einmal habe ich auf Wunsch des Lehrers einen Vergleich von 1. und 2. Weltkrieg gemacht. Natürlich war hier für die Kinder am spannendsten, wie die Panzer und Waffen aussahen, aber sie haben insgesamt gut zugehört und ich merke, dass sie uns Volontäre als Assistenzlehrer respektieren.

Unterrichtsstunde „ciencias sociales“

Einmal pro Woche gibt es Tanz- und Sportunterrichtsstunden, die eine gute Abwechslung zu den anderen Fächern darstellen. Besonders der Sportunterricht, der nur aus Fußballspielen besteht, ist das Highlight der Woche für die Kinder.

Sportstunde auf der „cancha arena“

Je nach dem, bei welchem Lehrer ich bin und welches Unterrichtsfach ansteht, werde ich mehr oder weniger in den Unterricht eingebunden. So gibt es Stunden, in denen ich nur zuhöre und Fragen der Kinder beantworte, aber auch Stunden, die ich alleine vorbereite und halte.

Um 12:20 Uhr endet der erste Unterrichtsblock und die Kinder gehen nach Hause. Für uns endet der Schultag allerdings noch nicht. Nach dem Mittagessen geht es um 13:00 Uhr weiter. Montags und freitags begleite ich die 3. Klasse im Unterricht. Der Unterricht macht sehr Spaß, weil die Klasse klein ist und dadurch eine sehr ruhige und familiäre Atmosphäre herrscht. Der Lehrer ist außerdem sehr motiviert und bindet mich immer in den Unterricht ein. Besonders im Englischunterricht kann ich ihm gut helfen.
Allgemein freuen sich die Kinder jedes Mal sehr, wenn ich zu ihnen in den Unterricht komme.

Die restlichen Tage der Woche verbringe ich bei „preescolar“ (Vorschule). Dort sind 8 Kinder im Alter von 5 Jahren, die alle ein Jahr vor ihrer Einschulung stehen. Die Betreuerin kann meine Hilfe gut gebrauchen, da in der Gruppe ein Kind mit Autismus ist, das immer mal Wutanfälle bekommt und dann die volle Aufmerksamkeit von einem von uns erfordert. Entweder bleibe ich dann bei den restlichen Kindern oder gehe mit dem Jungen raus und wir spielen Fußball oder Verstecken. Auf Dauer ist das sehr anstrengend und ich trage viel Verantwortung, aber es ist auch ein gutes Gefühl, dass ich nützlich bin und die Betreuerin unterstützen kann. Der Unterricht bei den Vorschulkindern ist sehr abwechslungsreich. Mal lernen die Kinder Buchstaben und Zahlen oder spielen einfach nur mit Knete oder Puzzeln. Oft malen wir auch Bilder aus oder zeichnen etwas.  In der Pause, in der die Kinder auch ihren Nachmittagssnack erhalten, spielen wir dann unterschiedliche Sachen. Meistens wollen die Kleinen einfach nur auf mir herumklettern oder von mir huckepack getragen werden. Oft krabbeln wir auch auf dem Boden herum und stellen uns vor, wir wären wilde Tiere, die sich gegenseitig bekämpfen. Im nächsten Moment sind wir dann Entdecker, die an geheimen Orten nach Schätzen suchen, oder Polizisten, die die bösen Räuber ins Gefängnis stecken müssen.
Eins kann ich sagen: Bei der ganzen Energie wird es auf jeden Fall nicht langweilig und die Kids sind wirklich zuckersüß, sodass die „Arbeit“ mehr Freizeit als Arbeit ist.
Unser Arbeitstag endet dann um 17:00 Uhr mit dem Abendessen.

Vor ein paar Tagen hatten wir einen Projekttag, der von einem Farbhersteller gesponsort wurde. Ein Kamerateam begleitete die Kinder beim Fertigen ihrer Kunstwerke. Anfangs entstanden noch richtig schöne Bilder, irgenwann muss das normale Malen dann aber zu langweilig geworden sein und die Kinder mischten einfach alle Farben zusammen und ertranken die Blätter im Wasser. Alle hatten auf jeden Fall viel Spaß.

Maltag

Letzte Woche war die „semana ambiental“, eine Woche rund um das Thema Umweltschutz. Es gab verschiedene Projekte, wie zum Beispiel eine Müllaufsammelaktion auf dem Gelände der Ciudad Don Bosco und kleine Spiele und Quizze, wie man nachhaltiger lebt und Wasser spart.

Das war´s fürs Erste von meinen neuen Aufgaben in der Ciudad. Es kann gut sein, dass ich später nochmal in andere Projekte gehe, die außerhalb des Internats in der Stadt sind. Darüber werde ich euch auch berichten, wenn es soweit ist.
Jetzt folgen noch ein paar Bilder von unseren Wochenendausflügen. Bleibt gesund und „hasta la próxima“!