Schon die kleine Milena hat immer „da lang“ gesagt und die große Milena sagt das jetzt auch wieder!
Opa Richard
Mit diesen Worten hat mich mein Opa am Tag vor meiner Abreise verabschiedet. Wenn man mich als Kleinkind fragte, wohin ich gehen wolle, sagte ich immer „da lang“. Damals war „da lang“: „Zum Spielplatz.“ Am 07. September hieß „da lang“ für mich: „Auf ins Abenteuer Benin!“
Beim Abschied von meiner Familie sind einige Tränen gekullert, aber spätestens im Afrika-Gate im Brüsseler Flughafen wurde aus dem mulmigen Abschiedsgefühl ein vorfreudiges Kribbeln, denn schon dort haben wir uns ein bisschen wie in einer anderen Welt gefühlt. „Schwuppdiwupp“ waren die 10 Stunden Reisezeit vorbei und mein Leben hat sich komplett auf den Kopf gestellt! Nichts ist mehr so, wie es war und das ist unfassbar aufregend!
„Bonjour Tata Milena!“
So werde ich jeden Tag freudig von allen Seiten begrüßt! Tata heißt auf der Stammessprache Fongbé (eine der vielen Sprachen, die man im Benin spricht) „große Schwester“. Jetzt bin ich also nicht mehr nur große Schwester von meinen zwei Lieblingen Zuhause, sondern auch Tata von vielen, vielen Kindern, mit denen ich jetzt ein Jahr lang Zeit verbringen darf! Irgendwann wird hier alles Alltag sein, aber jetzt bestaune ich noch die Verkäuferinnen auf der Straße, die ihre Ware auf dem Kopf balancieren, renne aufgeregt mit Mia an der Hand über die Straßen und hoffe, nicht von den hupenden Zems (Mototaxis, die hier das gängigste Verkehrsmittel sind) erwischt zu werden, freue mich wie ein kleines Kind, wenn ich meine Ananas zum Preis für Einheimische ergattere, lerne die ersten Wörter auf Fongbé und verbringe die ersten sonnigen Stunden mit den Babys, Kindern und Jugendlichen in den verschiedenen Projekten, die ich unterstützen darf (dazu bald mehr!).
ALLER ANFANG IST SCHWER!
Ich möchte ehrlich sein: Die ersten 15 Tage in meinem neuen Zuhause waren ein großes Auf und Ab! Am Anfang war alles so neu und aufregend. Das ist es immer noch! Aber so langsam fängt bei Kopf an zu realisieren, dass ich jetzt wirklich ein ganzes Jahr lang nicht Zuhause bin. Jeden Abend liege ich erschöpft von all den neuen Eindrücken im Bett und komme gar nicht so richtig hinterher, die Lebensrealität, auf die ich hier treffe, zu verarbeiten. Auch die Verständigung klappt nicht so leicht, wie ich mir das vorgestellt habe … denn dass der afrikanische Akzent Französisch wie eine andere Sprache klingen lässt – damit habe ich wirklich nicht gerechnet! Mais ça va aller!
Wie Mia vor ein paar Tagen so schön gesagt hat: „Jetzt zählen wir noch die Tage, die wir schon hier sind – bald sind es Monate!“ Und wenn es dann Monate sind, dann bin ich sicher auch so richtig angekommen!
Liebe Grüße aus dem zur Zeit eher regnerischen Benin (hier ist gerade „la petite saison de pluie“ – „die kleine Regenzeit“)!
Milena
PS: Typisch ich – mit allem etwas spät dran – ist jetzt für alle, die mich nicht so gut kennen mein „Ich über Mich“ online, in dem ich ein bisschen mehr über mich erzähle.
Eva Maria
Schön von dir zu hören!! Diese ferne Welt in das kleine Dorf zu bringen- echt gut!!
Sei lieb gegrüßt Evi