Drawingstunde in der 3. Klasse. Wir kommen munter und gut gestärkt vom Mittagessen in das Klassenzimmer. Nach und nach trudeln die Schüler ein, lachen, singen, packen ihre Pausebox ein und setzen sich allmählich auf ihre Plätze. Nach einem lautstarken „Good afternoon Miss“ beginne ich an die Tafel zu zeichnen. Die Aufgabe der Jungs und Mädels besteht darin, die Zeichnung so genau wie möglich abzumalen. Sie beginnen ganz eifrig zu zeichnen. Manche mit mehr Begeisterung und manche mit Weniger, aber zumindest machen alle das, was wir von ihnen wollen.
Fertig mit der Zeichnung drehe ich mich wieder um. Anita geht durch die Reihen, um sich die Fehlenden und wer alles sein Heft „vergessen“ hat aufzuschreiben. Laut ist es schon in dem Raum, aber bei 39 Schülern ist das auch nicht verwunderlich. Außerdem sitzen alle dicht an dicht nebeneinander, da der Raum sehr sehr klein ist. Wir lassen die Kinder in Ruhe malen und schlichten zwischendurch kleine Streitgespräche oder gucken, dass sich die Lautstärke im Rahmen hält. Nachdem ein wenig Zeit verstrichen ist, geben wir den Kindern das Signal, dass sie nach vorne kommen dürfen und uns ihr Resultat zeigen können.
Kurze Zeit später kommt Anita auf mich zu und erzählt mir, dass das eine Mädchen total schön gezeichnet hat, aber leider die Beine des Schweins und des Bären vergessen hat. Als Anita sie dann darauf hingewiesen hat, sei sie total erschrocken über sich selbst zurück zu ihrem Platz geeilt, um den Fehler sofort zu beheben.
Ich weiß auch nicht, was in dem Moment mit mir passiert, aber ich kann mich einfach nicht halten und muss richtig zum Lachen anfangen. Ich muss über diese Szene lachen, die sich in meinem Kopf zu formen beginnt. Über das erschrockene Gesicht, dieses unschuldige kleine Mädchen. Wie es sich über so etwas Unwichtiges empört, eine Kleinigkeit.
Anita guckt mich etwas verdutzt an, beginnt aber zu schmunzeln. Lässt sich dann anstecken und beginnt ebenfalls zu lachen. Auch die Kinder bemerken unser Lachen und wirken etwas verwirrt. Miss Vroni und Miss Anita lachen im Unterricht? Darf das so sein? So etwas oder Ähnliches werden sie sich denken. Aber sie lassen sich darauf ein und erfreuen sich an unserem Anblick. Zwei deutsche Lehrerinnen, die sich mitten im Unterricht nicht mehr einkriegen vor lauter Lachen. Nach und nach stimmen sie mit ein, bis das ganze Zimmer nur so schallt vor Gelächter. Es ist ein wahrhaftiges Lachkonzert. Und es tut richtig gut! Solche Momente sind Momente für die Seele. Es ist eine Riesenfreude zu sehen, dass wir alle miteinander lachen können. Egal welche Hautfarbe, welches Alter, oder wie viel Geld wir haben. Wir sind alle Menschen, die sich gemeinsam freuen können.
Diese Unterrichtsstunde hat etwas ganz tief in meinem Herzen berührt. Sie hat mir gezeigt, wie simpel es eigentlich ist glücklich zu sein. Für diesem Moment konnten wir all unsere Sorgen vergessen und den Augenblick genießen. Gemeinsam!
Vielleicht haben wir ja in dieser Stunde mehr gelernt, als in der sinnvollsten Mathestunde!
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