Es ist Weihnachtszeit. Ist es wirklich Weihnachtszeit?
Wo sind der leckere Zimtgeruch, eine warme Tasse Tee vor dem brennenden Feuer im Ofen, ein Schlückchen Glühwein, ein wärmender Schal und ein weiter Wollpulli, schöne Weihnachtsdeko und ein echter Tannenbaum?
Vergeblich halte ich hier danach Ausschau. Wobei, so stimmt das nicht ganz. Bei 34 Grad im Schatten werden Wollmützen und Handschuhe auf dem Markt verkauft und bei dem kleinsten kühlen erfrischendem Windhauch holen die Afrikaner ihre dicken Jacken aus dem Schrank. Ja, tatsächlich gibt es hier Menschen, die bei über 30 Grad Winterausrüstung tragen!
Auch muss ich zugeben, dass es „Tannenbäume“ zu kaufen gibt. Warum „Tannenbäume“? Knallgrüne Plastiknadeln umgeben von grellen Glitzergirlanden entsprechen einfach nicht meiner Vorstellung von einem schönen Tannenbaum aus dem Wald.
Das ist alles ziemlich paradox, vor allem die Palmen, die mittlerweile mit Geschenkpapier umwickelt sind und im Dunkeln blinken.
Aber jetzt schweife ich nicht weiter ab. Denn eigentlich möchte ich von den Momenten erzählen, in denen glückliche Kinderherzen den weihnachtlichen Frieden in mein Herz gebracht haben.
Das waren zum Einen eine spontane Sterne-Mandala Stunde und ein Bastelnachmittag. Die sonst so lauten, lebendigen Jungs saßen plötzlich alle ganz ruhig da und haben präzise ihre Sterne ausgemalt. Sogar die älteren 17-jährigen konnten wir dazu motivieren, mitzumachen und sie haben am Ende stolz noch ihren Namen darauf geschrieben. Jetzt hängen 22 Mandalas hübsch aneinandergereiht im Essenssaal der Jungs und sie zeigen jedem der daran vorbeiläuft ganz glücklich ihre Ergebnisse.
Der Bastelnachmittag war auch ein voller Erfolg. Die Jungs haben ganz konzentriert Schablonen abgezeichnet, ausgeschnitten und mit Wasserfarben gemalt. Das war eine super Idee von Jule und mir, aber leider nicht ganz so überdacht. Denn Wasserbecher wurden ausgeschüttet und die Jungs mussten nochmal von vorne anfangen, weil alles durchnässt war. Mit viel Begeisterung wurden Arme und Hände angemalt und auch die
Tische und der Boden blieben nicht unverschont. Aber wozu gibt es nicht Eimer, Lappen, Besele und Schäufele? Am Schluss war wieder (fast) alles wie vorher- außer die Jungs. Die sind ganz stolz mit ihren gebastelten Weihnachtsgirlanden in alle Richtungen weggerannt, damit ihnen ja keiner was wegnehmen kann.
So und jetzt zur letzten Aktion: dem Plätzchen backen.
Für uns das selbstverständliche in der Vorweihnachtszeit, für die Jungs etwas vollkommen Neues und Spannendes. Zum Glück hatten wir genug Teig vorbereitet, weil natürlich auch einiges beim Teigausrollen und ausschneiden genascht wurde. Anstatt Nudelhölzer und Ausstechformen haben wir Becher zum Ausrollen und Messer genutzt, damit jeder seine eigenen Plätzchen gestalten konnte. Sogar das Mehl war sehr interessant für die Jungs, wurde eifrig gegessen, als Schmuck für Haare und Haut genutzt und nebenbei auch für den Teig.
Am Schluss hatte jeder seinen eigenen Teller mit den selbstgemachten Plätzchen und die Jungs haben ganz ungeduldig auf Jule und mich gewartet, bis wir alles im Ofen fertig gebacken haben.
Am Abend als alle Jungs gemeinsam versammelt waren, hat jeder seine eigene Tüte bekommen und glücklich sofort all seine Plätzchen vernascht.
So ging ein schöner Tag zu Ende, an dem die Jungs einen kleinen Einblick in unsere Heimat bekommen haben und etwas vollkommen Neues gelernt haben.
Das schönste Geschenk, das die Jungs uns gegeben haben, waren ihre strahlenden Augen und die lächelnden Gesichter während und nach allen kleinen Weihnachtsaktionen.
In diesem Sinne wünsche ich euch eine wunderschöne, gesegnete Weihnachtszeit
Bis bald
Eure Lea
Sylvia Gebhardt
Liebe Lea,
ich wünsche Dir und allen die Dir am Herzen liegen, ein schönes 2020.
Glückliche und gefahrlose Momente in Deiner Mission
Gruß Sylvia