Liebe Leser!
Soeben habe ich die Lektüre „In uns allen steckt ein Flüchtling“ von Rupert Neudeck beendet.
Ich habe noch nicht viel von meinen Erfahrungen mit Indien selbst als Fremde berichtet.
Neu inspiriert, auch mit Gedanken an die vielen, die in Deutschland Fremde sind, möchte ich das jetzt nachholen.
Gerade die letzten Tage bei unserem Zwischenseminar haben sich die Dinge nochmals geordnet, sodass es mir jetzt leichter fällt, einen Bogen von der Ankunft in Vijayawada am Flughafen bis heute im Zug auf dem Rückweg von Mumbai zu spannen.
Alle Menschen sahen gleich aus, weder Namen noch Gesichter könnte ich behalten. Auf der Straße wich ich schreckhaft zurück. Wie oft wurde man beim Bezahlen mit fremder Währung über’s Ohr gehauen! Ich ließ das meiste lieber von den erfahreneren Volontären regeln. Trotzdem, ich befand mich in einer Blase der Euphorie und des Entdeckens.
Ich hatte das Glück, viele helfende Menschen (die Inder sind wirklich besonders gastfreundlich) um mich zu haben. Ich könnte alles nachfragen, hatte meine Aufgaben und wurde, zum Teil mehr als ich das in Deutschland gewöhnt war, geschätzt und geachtet.
Beim Lesen von „In uns allen steckt ein Flüchtling“ konnte ich die Situation, fremd zu sein, aufgenommen werden zu wollen, einen Nutzen, eine Beschäftigung und Anerkennung erhalten zu wollen, auf einmal ganz anders nachvollziehen.
Ich denke, ich weiß es zu schätzen, in einer Gemeinschaft hier aufgehoben zu sein.
Heute fühle ich mich richtig zu Hause, kenne meine Nachbarn und kann mich verständigen. Sehr interessant ist, dass im Vergleich viele Sachen, angefangen bei Palmen und Bananen, über das Straßenleben, die Kommunikation, Kleidung und Schmuck bis hin zu Religion, Menschen und Sicherheitsstandards, vollkommen normal und alltäglich geworden sind.
Zum Beispiel sitzen gerade neben mir im Zug (abgesehen davon, dass doppelt so viele Leute wie Plätze in dem Abteil sind) essende Frauen im Sari mit hennarotem Haar, Nasenpircing und Ohrkettchen, die ihren Müll aus dem Fenster werfen, komplett weiß angezogene Männer mit Nehrukäppchen und andere auf den Gepäckablagen. Zudem geht eine Gruppe singender, trommelnder und mit Zimbeln musizierender Menschen gemeinsam mit diversen Bauchladenverkäufern durch den Gang. – völlig normal und entspannt!
So fällt es mir jetzt echt schwer, euch über Kultur, Land und Leute zu berichten. ( Ein Grund – oder faule Ausrede – , warum die Kulturseite immer noch unvollständig ist )
Man kann also im Fachdeutsch behaupten, dass die Integration gelungen ist!
Um zu meiner Inspiration zurückzukehren:
Ich wünsche jedem Flüchtling und Fremden auf dieser Welt, sich irgendwann genauso heimisch zu fühlen.
Es schweift zwar etwas vom Thema ab, da ich hier ebenfalls in einem sozialen Projekt arbeite und um Unterstützung gebeten habe. Dennoch finde ich ist der Einsatz für Fremde und Verlorene, wie ich es anfangs ein bisschen war, wie es die Weisen- und Straßenkinder hier und aber auch Flüchtlinge beispielsweise in Deutschland sind, überall auf der Welt zu unterstützen.
(Ich weiß schon, was ich mache, wenn ich wiederkomme!)
Ich hoffe, dieser kleine Ausflug war nicht ganz fehl am Platze!
Wenn auch nicht regelmäßig, werde ich euch sicher zukünftig wieder über Indien und meine Arbeit hier berichten.
Schöne Grüße von Vijayawada 🙂
Rebecca
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