Liebe Leser!
Ja, das waren wohl die Highlights der letzten Tage: Kino kucken, Feste feiern, Stoffe suchen!
Kino:
Der Kinobesuch in Indien war ein Erlebnis für sich. Wie überall bei den größeren Supermärkten und Geschäften hier, muss man erst einmal durch eine Sicherheitskontrolle (ein bisschen so wie am Flughafen) durch. Dabei haben uns die freundlichen Mitarbeiter die Akkus der Fotoapparate abgenommen.
Ich fand es auch sehr interessant, dass die Popcorn (Karamell, Käse oder Tomate als Geschmack) für umgerechnet ca. 2€ dort teurer waren als die Kinokarten. Dafür sind die Popcorneimer auch riesig und ganz lecker.
Die Kinosaale sind sehr edel und die Sitze, die man je nach Belieben vor oder zurückschieben kann, sind deutlich bequemer als in Deutschland. Die Filme dauern alle etwa 3h und haben eine viertelstündige Pause.
Obwohl ich auf Telugu leider immer noch nichts verstehe, konnten wir auch Dank einiger englischer Passagen die Handlung nachvollziehen.
Feste:
Von dem Ganesha Festival habe ich in meinem letzten Beitrag schon kurz berichtet. Vergangenen Mittwoch war der letzte Tag und somit der Höhepunkt der Zeremonie.
Durch jede Straße zogen am Abend Züge mit LKWs, auf denen Ganesha Statuen aufgebaut waren, einem Gefährt mit Boxen und lauter Musik, vielen tanzenden Männern und vorneweg eine ganze Schar von Trommlern. Vor der Statue saßen die Frauen und Kinder, die die Männer anfeuern und Reis in Bananenblättern verteilen.
Alle Teilhabenden haben orange oder rosa Bänder um den Kopf und bewerfen Vorübergehende mit Farbpulver und Blüten. Auch bei den kleinen Tempeln waren Tänzer und Reis wurde verteilt.
Wir wurden oft eingeladen mitzutanzen und bekamen auch manchmal ein bisschen Farbe ab.
Mich hat es sehr fasziniert mit welcher Energie, Ausdauer, Ausdruck und Rhythmus die Tänzer bis spät in die Nacht hinein feiern. Ich glaube in Deutschland würde man das nie so vorfinden. Vor allem, wenn man bedenkt, dass wahrscheinlich alle nüchtern waren. (Das ist meine Vermutung, weil es hier sehr schwer ist an Alkohol oder andere Rauschmittel zu kommen.)
Die Statuen (Sie sind alle aus Pappmache) wurden danach traditionell in den Fluss geworfen, beziehungsweise wurde die riesige Ganesha Statue von innen über ein Rohrsystem mit Wasser gefüllt.
Die Plakate dürfen allerdings erst heute abgehängt werden. Ein Tempel hat uns angeboten, dass wir uns dann welche aussuchen dürfen.
Da es in Indien so viele verschiedene Religionen gibt und auch die Kinder von Navajeevan verschiedener Glaubensrichtungen angehören, werden alle Feste hier gefeiert.
Am Dienstag war der muslimische Feiertag „Bakrid“. Das Datum richtet sich nach dem Mond. Father Pradeep, der den Vorsitzenden, Father Balashowry, diese Woche vertritt, hielt eine lange Rede. Soweit ich es verstanden habe, wird die Treue Abrahams gefeiert, der bereit war, seinen Sohn Isaak zu opfern. Deswegen gibt es zum Zeichen der Opfergabe an diesem Tag „non-veg Food“, also Fleisch.
Vor dem gesponsertem Essen führten die Jungen in der großen Halle des Moggas (siehe „Mein Projekt“) verschiedene Tänze und ein kleines Theaterstück auf.
Die Tänze waren richtig gut! Sogar die Kleinsten waren mit Feuereifer dabei. Es schien allen großen Spaß zu machen. Ich bewundere die Jungs dafür, so locker diese Tänze hinzuzaubern.
Nur ein kleines Fest war der Geburtstag des Begründers der Einrichtung, Father Koshy, am Donnerstag. Wir durften uns das Abendessen wünschen.
Es wurde für uns alle 13 Volontäre richtig aufgekocht. Hmmm!
Ich habe schon munkeln hören, dass bald wieder ein 10 tägiges Festival beginnt. Ich werde euch natürlich darüber berichten! 🙂
Stoffe:
Wer schon mal darauf geachtet hat, wird bemerkt haben, dass auf den Labeln unserer Kleidung neben China und Bangladesh häufig „made in india“ zu finden ist.
Indien ist wirklich eine Welt der Textilien. Allein schon die Bedsheets sind eine Kunst. Schneider gibt es an jeder Ecke.
Vorgestern haben alle neun Mädels einen Ausflug nach „Mangalagiri“ gemacht. Unser Incharge, Mrs. Banu, und ihr Mann Joseph haben uns begleitet. Das Geschäft, das sie uns dort zeigten, bestand aus drei Räumen mit verschiedenen Stoffen und Saris in Regalen bis zur Decke.
Bei so einer Auswahl dauerte es natürlich ewig bis jeder seinen Sari gefunden hat.
Eine nette Verkäuferin hat uns zu der Hütte geführt, in der die Stoffe gewebt werden. Die Weber sitzten vor mechanischen Holzwebrahmen auf dem Erdboden. Sie sind sehr geschickt und schnell bei der Arbeit.
Da kommen also unsere Stoffe, unsere Kleider her.
Schon beeindruckend! Alles Handarbeit!
Sobald wir wieder zu Hause waren, sind zwei Mädels und ich gleich zum Schneider gefahren.
Es gibt für die verschiedenen Bedürfnisse verschiedene Schneider, habe ich gelernt.
Das erklärt auch, warum der eine Schneider letztens so komisch geschaut hat, als ich ihm meine zerrissene Hose vorbei gebracht habe. Das war der Taschenschneider.
Am Donnerstag ist der Sari fertig, meinte der Schneider. Ich bin schon sehr gespannt! 🙂
Nächste Woche kann ich dann hoffentlich im Projekt so richtig durchstarten, wenn ich alle einzelnen Häuser besucht habe.
Dann berichte ich genauer über meinen Tagesablauf und meine Aufgaben.
Viele Grüße aus Vijayawada!
Rebecca
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