Leider gab es im letzten halben Jahr eher wenig Beiträge von mir. Das ist dem Umstand geschuldet, dass mich eigentlich fast dauernd die gleichen Abläufe im Heim begleitet haben. Und ihr wollt sicherlich nicht fünfmal das Gleiche hören :).
Aber es gab ein paar Brüche im Alltagsgeschehen. Denn wir wurden natürlich weiterhin von Don Bosco im Rahmen verschiedener Seminare begleitet. Über diese möchte ich nun ein wenig berichten.
Beginnen möchte ich mit einem Seminartag, der uns von der Einrichtung in Limbach zur Verfügung gestellt wurde. Gemeinsam mit einigen Praktikantinnen hörten wir für ein paar Stunden nochmal etwas zur Pädagogik DoPädagogik Don Boscosich durch die Akademie schon einiges wusste, war es trotzdem interessant und auch sinnvoll Themen zu wiederholen. Wir beschäftigten uns mit der Philosophie und dem Konzept, auf dem Don Bosco seine Arbeit aufbaute. Vor allem die drei Säulen Religion, Liebe und Vernunft spielen dabei eine große Rolle. Es ist auch unsere Aufgabe, das Konzept von Don Bosco umzusetzen, auch als Freiwillige/-r. Teilweise fiel mir dies im halben Jahr noch etwas schwer, weil es auch immer Überschneidungen mit anderen Ansätzen gibt und ich mich noch nicht allzu lange mit diesem Konzept auseinander gesetzt habe. Wir hörten noch einen Vortrag über Don Boscos Leben und schauten eine Reportage über Einrichtungen weltweit und wie sie arbeiten. Was mich hierbei am meisten erstaunt hat, ist, dass Don Bosco als Träger in manchen Ländern sehr bekannt ist. So wie hier in Deutschland die Caritas.
Im April erwartete uns eine Woche Onlineseminar. Ich muss ehrlich zugeben, dass es suuuper anstrengend wird jeden Tag um die 6 Stunden auf einen Bildschirm zu starren und aufmerksam zuzuhören. Was schade ist, da die Themen recht ansprechend waren und auch wichtig zum Diskutieren. Es forderte aber doppelt so viel Konzentration von mir dabeizubleiben, im Vergleich zu Präsenz-Seminaren. Das Seminar wurde vom Ministerium für politische Bildung gehalten. Wir setzten uns mit dem Thema: „Afrika auf dem Weg vom Krisen- zum Chancenkontinent“auseinander.
Nach einer Einführung und Vorstellungsrunde beschäftigten wir uns mit dem Kolonialismus in Afrika und diskutierten fleißig. Außerdem schauten wir uns verschiedenen Zitate zu dem Thema an und bildeten uns eine Meinung. Ich halte mich hierbei öfter erstmal zurück, bis ich einen angemessenen Stand an Hintergrundinformationen habe, auf denen ich mir eine Meinung bilden kann.
Der zweite Aspekt, welchen wir uns ansahen, war die Migration. Wir lernten etwas über verschiedene Migrationswellen und Routen. Und wir sahen zwei sehr ergreifende und berührende Reportagen zu diesem Thema. Einmal über Flüchtlinge aus Afrika an der spanisch-marrokanischen Grenze und einmal über ein Projekt von French Montana in Uganda (https://www.youtube.com/watch?v=gyhYk2VgL5g ). Diese Filme haben mich sehr nachdenklich gestimmt. Mir ging danach viel durch den Kopf. Wie schwierig die Lebenssituationen der Menschen teilweise sind und trotzdem sind sie fröhlich am Tanzen und machen das Beste aus ihrer Situation. Es ist so bewundernswert und ich merke anhand solcher Beispiele immer, wie verwöhnt wir eigentlich aufgewachsen sind.
Des weiteren schauten wir uns die Lage von Flüchtlingen hier in Deutschland an, die teilweise wesentlich schlechter und komplizierter ist, als ich gedacht hätte. Nach einer Reportage über Chinas Einfluss in Afrika, welche auch interessant und zum Teil überraschend/erschreckend war, machten wir uns Gedanken über die Frage: „Wer ist Schuld an Afrikas Lage?“. In meinen Augen eine sehr schwierige Frage, die im Endeffekt nicht mit einer bestimmten Partei/Person/Land beantwortet werden kann, weil viele Faktoren und Menschen gleichermaßen beteiligt sind und waren.
Zum Abschluss sahen wir einen Film über Kinderarbeit und Kinderhandel in der Kakaoindustrie. Mich hat dieser Film wirklich schockiert, vor allem die Selbstverständlichkeit, mit der so viel gemacht wird und unter den Teppich gekehrt wird.
Weil das ganze Thema an sich schon eher schwer im Magen liegt und nachdenklich macht, wurde in den Pausen mit Online-Montagsmaler aufgelockert, was sehr viel Spaß gemacht hat.
Auch dieses Seminar fand ich sehr informativ, mit vielen Themen hatte ich mich bis dato nie so ausführlich beschäftigt, aber ich denke es ist auch wichtig sich von Zeit zu Zeit mit Dingen zu auseinander zu setzen, die nicht direkt in unserem alltäglichen Blickwinkel liegen.
Darauf folgte ein Online-Zwischenseminartag im Mai, der eher der Reflexion und dem Austausch in der Gruppe diente. Mit kleinen Fragerunden wurde nach dem Stand von uns Freiwilligen geschaut: fühlen wir uns wohl, macht es Spaß, was sind unsere Aufgaben, gibt es Probleme, wissen wir schon wie es danach weitergeht? Zudem präsentierte jede Gruppe ihren Freiwilligendienst und ihre Einsatzstelle. Ich habe gemeinsam mit Elisabeth ein kleines Video über Limbach und Chemnitz erstellt. War ganz witzig, weil ich zuvor noch nie ein Video gemacht habe. Es kam bei der Gruppe aber echt gut an. Über ein Onlineboard war unsere Aufgabe eine Zwischenbilanz zu ziehen, die wir in Kleingruppen besprochen haben. In der großen Gruppe haben wir uns Themen überlegt, welche wir nochmal, auch in Kleingruppen, näher besprechen wollen. So habe ich mich mit weiteren Freiwilligen über Nähe und Distanz sowie Realitäten und Perspektiven der Jugendlichen ausgetauscht. Tatsächlich ging es uns in einer Menge Punkt ähnlich oder Meinungen deckten sich, auch wenn es von den Einrichtungen her Unterschiede gab. Zum Abschluss haben wir gemeinsam kurz über Zukunftsängste gesprochen. Solche Seminare finde ich sehr wertvoll, da ich feststellen konnte, dass ich mit manchen Gedanken und Sorgen nicht alleine bin, aber auch, dass wir alle viel Spaß haben, an ganz unterschiedlichen Orten.
Im Juli folgte ein weiterer Online- Seminartag. Wir tauschten uns auch hier über Erfahrungen aus und reflektierten unsere Arbeit. Dazu entwarfen wir zu Beginn Schlagzeilen über unsere aktuelle Situation, auch mit Hinblick auf das Ende des Dienstes. In diesem Seminar ging es auch darum, sich langsam mit dem Abschiedsgedanken zu konfrontieren. Ich finde es ist in solchen Momenten sehr wichtig sich bewusst zu machen, dass die letzten Wochen nochmal ganz bewusst mit viel Spaß gestaltet werden und ich mir frühzeitig überlege, was ich noch machen möchte. Dazu erzähle ich im nächsten Beitrag noch etwas mehr, Ihr dürft gespannt sein. Im Verlauf des Seminar erstellten wir eine Flusslandschaft, zur Selbstreflexion und beantworteten Impulsfragen. Außerdem wurde das Abschlussseminar etwas geplant und Themen dafür gesammelt. Wir teilten uns in Kleingruppen ein, welche alle eine Seminareinheit für das Abschlussseminar erstellen sollen. Damit begannen wir auch schon. Beendet wurde dieser Tag mit einem Film über die Zeit, der uns nochmal animieren sollte, die letzten Wochen wirklich gut zu füllen, damit wir am Ende nichts bereuen.
Und wenn man vom Ende spricht…
Anfang August trafen wir uns, glücklicherweise in Präsenz, in Benediktbeuern zum Abschlussseminar. Für einige war es wirklich die letzte Aktion, in meinem Fall folgten darauf noch zwei Wochen Arbeit in Limbach. Ich habe mich sehr gefreut die Gruppe wiederzusehen. Es gab erneut viele schöne Gespräche und viel Spaß. Und ich habe mein Geburtstag mit der Gruppe verbringen dürfen :). Es war interessant, die ganzen unterschiedlichen Planungen zu hören, wie es bei den Anderen weitergeht.
Wir begannen in Bene mit dem Austausch über Werte und Kompetenzen. Was haben wir dazu gewonnen und was haben wir als sehr wichtig erachtet in der Zeit? Das ganze erarbeiteten wir von Einzel-, über Kleingruppen-, zur Großgruppenarbeit um am Ende ein erlebnispädagogisches Spiel mit unseren Ergebnissen zu spielen.
Einen Großteil der Tage gestalteten wir mit unseren eigenen Seminareinheiten. Meine Gruppe hatte das dezent vergessen…weshalb wir im Schnelldurchlauf das Seminar in den Pausen der ersten zwei Tage vorbereitet haben. Aber unser Thema „Jugendkriminalität, mit besonderem Blick auf die Mafia und Baby Gangs in Neapel“ kam bei allen gut an. Wir hörten weitere Themen von den anderen Freiwilligen, wie z.B. „Wie Eltern ihre Kinder prägen“ usw.
Im Zuge der Tage wurden wir auch darüber informiert, wie wir weiterhin bei Don Bosco dabei sein können und uns als Ehemalige, bzw. Volunteer +, engagieren können. Es hat mich sehr gefreut, so vielfältige Möglichkeiten zu haben, denn es gibt echt viele Angebote weiterhin.
Ein Tag wurde als Besinnungstag genutzt, wo wir nochmal in Ruhe alle erzählen durften was wir genau gemacht haben in den letzten sechs Monaten, wie es uns dabei ging und wie unsere persönliche Planung weiter aussieht. Gemeinsam feierten wir einen Abschlussgottesdienst, mit Rückblick auf das ganze Jahr, die Akademie und den BFD. Ich fand es sehr berührend, wie viele Erinnerungen da zur Sprache kamen.
Ein kleines Highlight war der mexikanische Abend. Gemeinsam mit einem Ehemaligen der vor vielen Jahren in Mexiko war (ich hatte in einem früheren Beitrag von seinem Seminar berichtet) haben wir mexikanisch gekocht. Jede Gruppe bereitete ein Gericht vor. Ich durfte die Guacamole mit vorbereiten, was gar nicht so leicht war in der Menge ohne Pürierstab.
Ganz besonders schön war auch, dass den zweiten Teil des Seminars noch einige aus der Akademie dazu kamen, die nicht einen BFD gemacht hatten, sondern sich anderweitig für das halbe Jahr beschäftigt hatten. So hatten wir das Rückkehrerseminar des Auslandsdienstes integriert. Leider konnten nicht ganz alle kommen, aber ich hoffe, dass sich die ganze Akademiegruppe nochmal trifft in Zukunft.
Somit schlossen wir alle den BFD gemeinsam ab. Und ich vermisse die Gruppe, Don Bosco und das Kloster schon jetzt. Wie gut, dass Don Bosco eine Familie ist, bei der der Kontakt lange und mit vielen Angeboten bestehen bleibt!
Michael Pietrusky
Wieder sehr gut inhaltlich und lesbar.Hast du voll im Griff. Mach weiter so,Gruß Paps