Frühling in den Bergen und ein kleines Feriencamp – 12.03.2023

Es war nicht das erste Mal, dass ich aufgrund der intensiven Höhensonne in Khisabavra Sonnenbrand bekommen habe, aber das erst Mal, dass ich ohne Jacke hinaus gehen konnte. Von einem Tag auf den anderen ist der Schnee geschmolzen, der letzte Woche noch weit über die Knöchel reichte.

Letzten Montag hat die Sonne so freundlich geschienen, dass ich schon am Morgen hinauf zur Kirche gegangen bin, um im Garten ein bisschen Morgenyoga zu machen. Nun möchte ich kurz die letzte Woche beschreiben, die frühlingshaft warm, reich, aber leider auch ersteinmal unsere letzte im Dorf war.

Schwester Veronika kam für ein paar Tage aus Tbilisi angereist, um mit uns zusammen ein Feriencamp für die Kinder zu veranstalten. Nebenbei wollten wir die Animatoren vor Ort ein bisschen ausbilden – ob uns das so gelungen ist, wie wir uns es vorgestellt haben, weiß ich nicht, jedenfalls habe ich versucht, meine Kenntnisse aus dem Gruppenleitergrundkurs wieder auszugraben. Trotz viel zu kurzfristiger Planung wurden es dennoch schöne drei Tage 🙂

Am ersten Tag hat Schwester Veronika den Animator*innen das Konzept des Oratoriums nach Don Bosco vorgstellt: Bildung – Freizeit – Spiritualität – Gemeinschaft. Schließlich soll das Oratorium ein Zuhause für alle sein. Das war auch das, was den Animatoren am wichtigsten war: Gemeinschaft und Liebe untereinander.

Jeder Tag begann mit einem fröhlichen Tanz in der Morgensonne, den die Animatorinnen von vor Ort begeistert angeleitet haben. Vormittags waren dann Bildung und Spiritualität an der Reihe:

Das Thema, in die Fastenzeit eingebettet, hieß „sichvaruli ³“ – „Liebe hoch drei“.

In den drei Tage wurden mit Filmen und Gruppenarbeit erst die Beziehung zu Gott, zum Nächsten und dann zu sich selbst erarbeitet. Nachmittags haben die Kinder den Pfarrgarten von Müll befreit, an einer Quizshow teilgenommen und eine Schatzsuche gemacht, bei der verschiedene Aufgaben gelöste werden mussten: Unter anderem, einem Mitmenschen aus dem Dorf eine Freude zu bereiten. Zum Abschluss des Tages haben alle Kinder ein Herz bekommen, auf dem stand: „Du bist wertvoll!“. Am letzten Tag stand die Beziehung zu sich selbst im Vordergrund und wir wollten den Kindern die Möglichkeit geben, Zeit für sich selbst zu finden. Das hat leider nicht so geklappt, weil die Stempel, die man nach den verschiedenen Stationen bekommen hat, wichtiger wurden als die Stationen selbst und es zu einem einzigen Gerenne kam.

Eine Atmosphäre konnten wir dafür beim „Spiel“ kreieren, das ich bei meinem ehemaligen Mathelehrer kennengelernt habe: Die Kinder sitzen mit geschlossenen Augen in einem Kreis und ein paar stehen in der Mitte. Auf verschiedene vorgelesene Fragen und Wünsche reagieren die Kinder in der Mitte, indem sie die Kinder im Kreis vorsichtig berühren und ihnen so etwas sehr positives mitgeben können. Ich habe bei diesem Spiel gemerkt, wie wichtig mir die Kinder hier geworden sind und wie viel Zeit wir miteinander verbracht haben.

Schön fand ich auch die Mittagessen während des Camps im Kindergarten: Während ich den Speisesaal sonst im Alltag immer unangenehm empfand, weil es kalt war und ich die georgischen Unterhaltungen nicht verstanden habe, kam nun so viel Leben mit den vielen Kindern hinein.

Auch wenn mein Georgisch immer noch nur langsam vor sich hin humpelt, habe ich immerhin ein bisschen die Thematik verstanden und war ziemlich stolz, als ich es geschafft habe, die Vertrauensaufgabe „Spinnennetz“ auf georgisch zu erklären 🙂

Ein Höhepunkt war für mich eine halbe Stunde, die ich mit den Jüngsten des Camps verbracht habe, die zu klein für ein Spiel waren: „tschven vart jgupi umagresi“ – „Wir sind die Coolsten!“, haben wir zwischendurch immer wieder lauthals gerufen. Ich bin mir sicher, wir hatten mindestens genauso viel Spaß wie die älteren – zumindest ich!

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Am Sonntag sind wir nachmittags dann nach Achalziche aufgebrochen, eine Stadt, eine Stunde vom Dorf entfernt, in der wir nun bis Ende April sein werden. Hier arbeiten wir in einem Zentrum für junge Menschen mit Behinderungen und sind in den verschiedenen Therapien und Workshops für die Besucher*innen dabei. Untergebracht sind wir bei drei afrikanischen Schwestern, die so herzlich und freundlich sind und mit denen man vor allem wunderbar lachen kann, dass ich mich vom ersten Moment an sehr wohlfühlte.

Ein herzliches Willkommen mit Kuchen und Lied!