Mimmi in Benini

(M)ein Jahr in Benin

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Wer hat an der Uhr gedreht…

…ist es wirklich schon so spät? Ich kann es kaum glauben: es ist schon Ende Juni und mir bleiben nur noch zwei Monate im bunten Benin! Vor lauter Erleben kommt das Schreiben hier viel zu kurz und selbst mein tägliches Tagebuchschreiben wird eher zum sonntäglichen Nachschreiben. Also verzeiht mir bitte, dass es hier auf diesem Blog sehr ruhig geworden ist! Je mehr man sich hier eingelebt hat, desto schwerer fällt es einem den für mich so normalen Alltag nach Deutschland zu bringen, desto mehr Mühe macht es einem, all das mir so Selbstverständliche anderen Menschen zu erklären. Und doch möchte ich Euch mal wieder an meinem Freiwilligendienst und meinen Erfahrungen teilhaben lassen!  

Was bisher geschah…

…nicht ein, sondern gleich zwei Projektwechsel:

Von Januar bis April durfte ich den Espace Eveil in Ladji kennenlernen. Ladji ist eines der ärmsten Viertel Cotonous, das direkt am See Nakoue liegt, wodurch es während der Regenzeit im Juni/Juli auch größtenteils unter Wasser steht. In den drei Monaten habe ich die vierjährigen Racker total ins Herz geschlossen und beinahe jeder Vormittag verging wie im Flug. (Wenn ihr mehr Projektdetails lesen möchtet, dann schaut doch gerne hier vorbei). Ich erinnere mich gerne an folgende Momente und Kinder: 

Julian*, der bis zum Schluss jeden Tag mit seinem hellen Stimmchen « Tata Mia » piepste und sobald ich ihn anblickte mit seinen Händen sein Gesicht verbarg. 

Gédéon*, der morgens immer auf mich zurannte und mich stürmisch umarmte. 

Cécilia*, die genau weiß, dass ich kein Fon verstehe und trotzdem jede Pause zu mir kam, um die Fehler der anderen zu verpetzen (leider konnte ich nur erahnen, um was es geht ;))

Ronald*, der mir bei seiner Ziegen-Imitation einfach in den Po biss. 

Und viele, viele mehr…

Nachmittags arbeitete ich jeden Tag in der Baraque SOS und half zweimal die Woche bei Alphabetisierungskursen mit, die im Markt selbst an zwei Orten stattfinden: wieso sollte man auch auf Mädels warten, wenn man das ABC direkt zu ihnen bringen kann? Die unendliche Energie und Unerbittlichkeit der Mädels war anfangs eine große Herausforderung, aber man lernt sie doch alle mit ihren Ecken und Kanten wertzuschätzen! 

Und nun arbeite ich seit April hauptsächlich im Maison du Soleil, dem Zentrum für minderjährige Mamas und ihre kleinen Sonnenscheine und verbringe meine Zeit mit Windel wechseln, Brei füttern und Liedchen singen. Auch hier habe ich total Spaß und ich merke, wie mir die kleine Sonnengemeinschaft wirklich ans Herz wächst. Ganz vom Markttrubel verabschieden musste ich mich aber glücklicherweise auch noch nicht, sondern verbringe immer noch zwei Nachmittage die Woche zwischen Tomaten, Schüsseln in allen Größen und bunten Stoffen!

…Heimatbesuch

Ende Februar konnte ich endlich meine Liebsten wieder in die Arme schließen und ihnen mein Benin zeigen, das ich inzwischen so lieben gelernt habe. Somit verbrachten wir eine intensive Woche Familienzeit in Westafrika und auch für sie war es total schön, dass alles, von dem ich vorher immer nur übers Telefon berichten konnte, endlich lebendig wurde! 

…Mango, Mango, Mango, Mango, Mango…

soweit das Auge reicht: ÜBERALL stapeln sich die Körbe voll praller, gelber Mangos – die Mango-Saison! Es mag vielleicht zwischen all den großen Ereignissen und Veränderungen nebensächlich klingen, aber die Mangozeit und meine täglichen vier Mangos haben die letzten drei Monate wirklich bereichert! Noch nie zuvor konnte ich eine Mango für 16 Cent kaufen. Das Schönste war unsere montägliche Mangoparty: jeden Montagabend essen wir im Mädchenheim und die Mädels dort kriegen nur die Früchte aus dem Garten. Somit nahmen wir die immer weiter sinkenden Mangopreise und die Mangoflut als Anlass, den Mädchen eine Freude zu machen. Gemeinsam zuppelten wir jeden Montag Mangokerne ab und feierten die Mangosaison! 

Und wie es weitergeht…

Nun bleiben uns noch 9 Wochen Benin  « Et On fait le programme » wie die Beniner sagen würden. Tatsächlich haben wir für neun Wochenenden schon viel zu viele Pläne, sind fleißig am Stoff und Mitbringsel besorgen und machen uns Gedanken um den Abschied und die Heimkehr. Und zugleich versuche ich noch viele besondere Marmeladenglasmomente im Alltag zu sammeln! 

*Zum Schutz der Privatsphäre sind alle Namen geändert

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Thema von Anders Norén.