“ Dear Eric,Brief

I´m so happy to write this letter to you. Now I´m here in Rwanda. But I feel so bad because I miss you and I miss also our friends. I want someone how can give me a job because now I stay at home only and I haven´t got anything to do. Here I´m in a bad situation because I haven´t got a job. Also my uncle. We only have some money to buy something what we can eat. Please pray for me, I want a job. Thank you for praying.

Love You “

Dieser Brief stammt von einer meiner drei Englischschülerinnen. Alle drei kommen sie aus Burundi und unser Unterricht findet drei Mal die Woche jeweils zwei Stunden statt, da in Burundi Französisch Amtssprache ist, in Ruanda Englisch. Heute möchte ich euch die Geschichte dieser Schülerin erzählen:

Als das Mädchen zur Welt kommt, ist ihre Mutter erst 17 Jahre alt. Der Vater, ein burundischer Soldat, der im Dorf der Mutter stationiert ist, hat diese vergewaltigt und kümmert sich weder um die Mutter, noch um das Kind.

So ist die Großmutter gezwungen, das Kind zu akzeptieren und in ihrer Familie aufzunehmen. Doch das Baby wiegt gerade mal 900g und leidet an vielen Krankheiten. Die junge Mutter, die von vielen Problemen geplagt ist, hat wenig Hoffnung, dass ihre Tochter überlebt und noch wächst. Deshalb bekommt das Baby den Namen „Gashugwekimana“, was so viel heißt wie Blume von Gott.

Doch schließlich wird Gashugwekimana gesund und die Mutter fängt an ihre Tochter zu akzeptieren. Deshalb ändert sie den Namen. Übersetzt heißt sie jetzt „Gott liebt mich“ . Die heute sehr starke junge Frau ist stolz auf ihren Namen, und will ihn deshalb nicht mal für den Artikel ändern.

Als sie schließlich 4 Jahre alt ist kommt ihr Vater zurück. Er will, dass die Mutter ihn heiratet, doch diese lehnt das ab. So gründet er eine eigene neue Familie.

Das wird zum Problem für einige Menschen, die verbieten wollen, dass das Mädchen bei der Mutter bleibt. Als sie schließlich 6 Jahre alt ist, stellt die Mutter als Bedingung, dass der Vater sich von seiner neuen Frau trennen muss. Der Vater lehnt das Angebot ab. So wird dem gerade einmal 6 Jahre alten Kind die Entscheidung überlassen, ob es bei der Mutter oder beim Vater bleiben will. Das Kind kann sich aber nicht entscheiden. Deshalb sorgt die Mutter dafür, dass es bei ihrer großen Schwester, also der Tante und deren Familie unterkommt. Das ist eine schwere Umstellung. Das junge Mädchen ist es gewöhnt im Bett neben ihrer Mutter zu schlafen, jetzt fühlt sie sich einsam. Dazu wird sie von der Tante mit viel mehr Strenge erzogen.

Mit 10 Jahren gibt die Großmutter dem Vater das Versprechen, dass das Kind mit 12 Jahren zu ihm ziehen wird. So beginnt eine noch härtere Zeit für das junge Mädchen. Die neue Frau des Vaters akzeptiert sie nicht, verweigert ihr das Essen und gibt ihr keine Zeit zum Lernen. Wenn sie zum Beispiel um 13Uhr für die Mittagspause aus der Schule kommt, denkt die Stiefmutter nicht daran, dass das Mädchen müde oder hungrig sein könnte. Ohne Essen und gestresst muss sie am Nachmittag wieder zum Unterricht. Dadurch muss die sonst so gute Schülerin (sogar Klassenbeste war sie schon) mit 14 Jahren eine Klasse wiederholen.

Zum Glück befreit ihre Tante sie aus dieser Situation und nimmt die mittlerweile fast junge Frau wieder bei sich auf. Dadurch bricht allerdings auch der Kontakt zum Vater ab und er hört auf, Unterhalt zu zahlen.

Trotzdem ist das Mädchen ihrer Tante und deren  Familie noch immer sehr dankbar, da sie sie bis heute unterstützen und wie eine Tochter aufgenommen haben.

Die Politik in Burundi macht es der Familie unmöglich dort zu bleiben. Nicht mal das Haus konnten sie noch verlassen. So entscheiden sie nach Ruanda zu fliehen. Zuerst nur von Juni bis September 2015, also für 3 Monate. Nun ist die Familie (also der Onkel, die drei Töchter, der Sohn und die Nichte) ohne die Tante, seit kurzem hier in Ruanda.

Der Wunsch meiner Schülerin ist es jetzt, das letzte fehlende Jahr in der Schule hier zu beenden. Dafür braucht sie auch das Englisch. Danach (ab 2018) möchte sie studieren. Entweder Kinderpsychologie, Medizin oder Journalismus.

Wie viele Jugendliche in ihrem Alter, liebt sie es zu singen und zu tanzen. Außerdem schreibt sie eigene Theaterstücke und redet gerne mit Personen. Dazu träumt sie davon einmal die beste Sängerin oder beste Filmschauspielerin zu werden. Auch ein Buch wollte sie schon schreiben, doch der Lehrer in Burundi glaubte nicht an sie. Mit der Politik dort ist es nämlich so: „Wenn man sieht, dass jemand ein Talent hat und etwas gut kann, wird alles dafür getan, dass er oder sie es nicht tun kann“, erklärt sie mir. Doch der Traum bleibt, und die junge Erwachsene hofft, ihre Geschichte dieses Jahr erzählen zu können. Sie hat nämlich keine Angst und ist gerade wegen der vielen Probleme in der Vergangenheit stark. Auch wenn sie bis heute nicht gerne in den Spiegel guckt, weil sie in sich dann immer das Gesicht ihres Vaters sieht.

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