Hallo zusammen!

Nun bin ich schon über einen Monat in Sunyani und lebe mich immer mehr ein. Die Kultur wird vertrauter, ich kenne nun mehr Leute, bin gewohnt an meine Umwelt und kann sogar schon ein paar Wörter in Twi, eine der Volkssprachen hier in Ghana. Willkommen im Alltag! Doch wie sieht der überhaupt aus?

Jeden Morgen um Viertel vor sieben gehe ich in den Gottesdienst der Salesianer-Community, anschließend gibt es bei ihnen Frühstück. Ich genieße dieses Beisammensein mit den Brüdern sehr, es ist immer wieder interessant, diverse Geschichten und Erlebnisse von ihnen zu hören und die ständigen Witzeleien mit ihnen zu teilen. Inzwischen nennen die Brüder mich schon die „einzig gesegnete Frau der Community“.

Montag, Mittwoch und Freitag Vormittag gebe ich dann Computerkurse in der Pfarrei, die ungefähr 20 Minuten zu Fuß von dem Don Bosco Areal entfernt liegt. Die restlichen Tage in der Woche übernimmt Raphael die Kurse, ein österreichischer Volontär. In diesen Kursen bringen wir unseren Teilnehmern die grundlegenden EDV-Kenntnisse bei. Die Schüler sind zumeist junge Erwachsene, die sich in Punktur Computer weiterbilden wollen. Manchmal fällt mir das Unterrichten nicht leicht, da man selbst Vieles schon als selbstverständlich voraussetzt, was man von den Schülern aber noch nicht erwarten kann. Umso mehr freut es mich jedoch immer, wenn der Inhalt dann verstanden wurde. Die Kurse dauern von 8.30-12.00 Uhr, wobei eine Unterrichtsstunde eine bis ein-einhalb Stunden dauert.

Große Halle inklusive des Raumes für die Computerkurse

Nach einer kurzen Pause zu Hause fahre ich dann gemeinsam mit Brother John und Raphael ins Oratory. Brother John ist seit sechs Jahren hier und schon eine Legende: ein inzwischen 89 Jahre alter, bereits ein wenig dementer und gerade deshalb umso liebenswerterer italienischer Salesianer mit begrenztem Englischwortschatz. Er verbringt jeden Tag mit den Kindern und freut sich immer auf “sein” Oratory. Das Oratorium ist einfach gesagt ein Platz zum Beten, Spielen und Lernen. Täglich kommen bis zu 150 Kinder, um sich nach der Schule auszutoben. Es liegt auf dem Gelände der Pfarrei und bietet eine große Halle, einen Spiel- und Basketballplatz, sowie ein Fußball- und ein Volleyballfeld.

Spielplatz auf dem Oratory-Gelände

Jeden Tag gibt es ein neues „Motto“: montags ist Kreativtag mit singen, tanzen und Musik, dienstags ist Spieletag, mittwochs Sporttag, donnerstags Bastel- und Maltag und freitags ist einfach alles, worauf die Kinder beziehungsweise ich Lust haben. Und was mach ich da? Ich leite dementsprechend immer ein wenig den Tag nach diesen Kategorien, gebe das Material aus, bin ganz einfach dabei und spiele mit ihnen. Teilweise ist das recht anstrengend: die große Menge an Kindern, wir sind zu dritt – Brother Kenneth arbeitet nachmittags ebenfalls dort – und die die Altersstufen von ungefähr 4-16 Jahren ist manchmal nicht leicht zu handhaben. Doch wie einer der Fathers mal zu mir gesagt hat: wer nicht erschöpft ist, nachdem er mit Kindern gearbeitet hat, muss etwas falsch gemacht haben. Und wer aber erschöpft ist, weiß, dass die Kinder einem auch immer etwas zurückgeben. Das scheint mir bisher auch sehr schlüssig.

„Meine“ Kinder und ich

Am Wochenende besuche ich samstags bisher immer andere Oratorien, es gibt etwa 20 hier in der Umgebung, und sonntags besuche ich die Jungs im Boyshome auf dem Don Bosco Areal; das Boyshome ist auch der Arbeitsplatz meiner Mitvolontärin Kathrin.

Kathrin und ich im Oratory „Holy Spirit“

Insgesamt ist dieser Alltag oder auch Stundenplan gerade am Anfang in der Eingewöhnungsphase recht anstrengend und auch recht voll, allerdings genieße ich die Zeit und freue mich, so viel Neues täglich erleben zu können. Außerdem gibt es ja immer noch unseren Bungalow als Rückzugsort, oder auch die „mehr oder weniger deutschsprachige Insel“, wie Lucas jetzt sagen würde: zusammen mit vier österreichischen Volontären – Raphael, Lucas, Josef, Xaver– leben Kathrin, mit der ich gemeinsam hier her gekommen bin, und ich dort. Diese Art von WG ist ziemlich witzig und man kann sich gut über die jeweiligen Erfahrungen und Erlebnisse in den verschiedenen  Stellen austauschen. Die Erfahrungen meiner Mitbewohner könnt ihr durch die jeweiligen Verlinkungen nachlesen.

So weit zu meinem Alltag hier in Ghana. Weitere spezifische Erlebnisse teile ich dann im nächsten Blogeintrag.

Herzliche ghanaische Grüße

Klara