See you Rwanda!

Ich bin zwar jetzt schon seit einer Woche in Deutschland angekommen, mit meinem Herzen bin ich aber zum Teil immer noch in Ruanda. Das ganze Jahr ist so schnell vergangen, besonders die letzten Wochen gingen wie im Flug vorüber und ich konnte gar nicht realisieren, dass nun mein Jahr in Ruanda zu Ende ging. Das Abschiednehmen begann für uns schon Ende Mai, als Elisa und ich zu unserem Abenteuer nach Uganda aufbrachen. Als wir zurückkehrten war das Schuljahr schon beendet. Und von da an gab es viele letzte Male. Oft war es uns gar nicht bewusst. Zum Beispiel unser letztes Mittagessen mit den Schüler*innen oder unser letzter Kinyarwanda-Unterricht. Manchmal wollten wir es auch einfach nicht wahrhaben. Ein letztes Mal auf den Markt gehen, ein letztes Mal in unserem Stammcafé Specialomelett ohne Fleisch (Omelett mit Zwiebeln, Tomaten, Paprika und Pommes) und frischgepressten Ananas-Saft bestellen, ein letztes Mal zu den Kindern nach Sahera gehen, um mit ihnen zu spielen, zu tanzen und zu lachen. Die Liste könnte noch unendlich weitergehen. Selbst auf die Sachen, die mich in Ruanda genervt haben, wie das unerträglich lange Abendessen der Priester oder die Gottesdienste, die nach meinem Geschmack auch 1,5 Stunden kürzer hätten sein können, schaue ich jetzt mit Wehmut zurück. (Naja, mit vielleicht nicht ganz so viel;) ). Aber vielleicht fühlte es sich auch nie wirklich nach Abschied oder nach einem letzten Mal an, weil immer davon ausgegangen wurde, dass wir noch einmal zurückkommen. Es wurde auch immer „See you“ anstelle von „Goodbye“ bei der Verabschiedung gesagt.

Abschied von den Priestern

Ganz besonders war unsere Verabschiedung in Sahera mit den Kindern und Jugendlichen. Es kamen über 700 Kinder zu unserer Abschiedsparty an unserem letzten Wochenende dort. Zuerst gab es Präsentationen von den Kindern. Sie führten Gedichte sowie traditionellen und modernen Tanz auf, schauspielerten und veranstalteten zwei Fashionshows. Dann hatten Elisa und ich noch eine kleine Abschiedsrede vorbereitet und als letztes bekamen wir von Père Thierry ein kleines Abschiedsgeschenk überreicht, bei dem es sich um ein auf Bananenpalmenblätter geschnitztes Bild handelt. Im Anschluss gab es dann für alle natürlich noch eine Kleinigkeit: Amandazi, Saft und Bonbons. Obwohl es so viele Kinder waren, haben wir es dank der Hilfe von anderen Jugendlichen doch ganz gut hinbekommen und es endete nicht im kompletten Chaos.

Ein Überblick von einigen Kindern
Übergabe von unserem Geschenk
Unser Abschiedsgeschenkt

Danke an alle, die für die Kinder und Jugendlichen in Sahera Geld sowie Kleidung gespendet haben. Als wir das erste Mal dorthin gegangen sind, waren nur etwa 40 Kinder da. Wir hatten nicht einmal einen Ball, mit dem man hätte spielen können. Mittlerweile kommen regelmäßig um die 300 Kinder, mal mehr und mal weniger. Wir haben Animateure, die sich auch noch weiterhin um die jüngeren Kinder kümmern werden. Es gibt eine feste Gruppe, die sich jedes Wochenende trifft, um traditionellen ruandischen Tanz zu lernen. Außerdem haben wir Fuß-, Basket- und Volleybälle, mit denen fleißig trainiert wird, sowie Springseile. Das Highlight für alle waren große Musikboxen, die das ganze Gelände beschallen können. Vor einigen Wochen verteilten wir an die Kinder „Boda boda“ (Gummischlappen) und Kleidung, die wir von Spender*innen erhalten haben, Zahnpasta und Zahnbürsten. Zu Beginn des neuen Schuljahres gibt es Hefte und Stifte für die Schüler*innen. Zwar ist das Projekt Sahera noch lange nicht fertig, aber es hat sich in dem Jahr, wo wir da waren, sehr viel weiterentwickelt. Am wichtigsten ist wohl die Beständigkeit des Jugendzentrums, welche es jetzt gibt, um den Kindern einen Ort zu geben, an dem sie sich mit ihren Freunden treffen, wo sie Sport machen, ihre Kreativität ausleben oder einfach Kind sein können.

Einige Kinder mit neuen Boda boda
Beim Tanzen

Auch wenn es nicht immer leicht für mich in Ruanda war, werde ich immer mit einem positiven Gefühl auf die Zeit zurückblicken. Das Land und die Menschen haben mich geprägt. Ich habe viel gelernt, sei es das Kennenlernen einer anderen Kultur, das Erlernen einer neuen Sprache, den Umgang mit anderen Menschen oder auch über mich selber. Ich habe mich weiterentwickelt und zum Teil bestimmt auch etwas verändert. Es gab viele Höhen und Tiefen, die ich schlussendlich alle erfolgreich überwunden habe. Ich habe hautnah erlebt, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, unseren Standard von Hygiene einzuhalten, nicht auf engem Raum mit der ganzen Familie wohnen zu müssen, immer etwas zu essen im Kühlschrank zu haben oder die Möglichkeit, etwas kochen zu können, zur Schule gehen zu können oder gar einen Freiwilligendienst zu leisten, wie ich ihn erlebt habe. Ich bin sehr dankbar für all das, was ich erleben und lernen durfte. Nun heißt es für mich „See you Rwanda! Bis zum nächsten Mal.“

Da dies vermutlich mein letzter Blogbeitrag wird, möchte ich mich bei allen bedanken, die mich auf meiner Reise begleitet und unterstützt haben und danke an alle, die meine Beiträge verfolgt und gelesen haben.

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„If you don‘t eat in Africa, Africa will eat you“

  1. Hallo Kathi,

    es war schön, es war schön auf diesem Weg Teil deines Abenteuers gewesen zu sein.

    Alles Gute
    Nick

  2. ufricke

    Oh Kathi, was ein toller Beitrag! Ich danke dir für deine Zeit und die schönen Momente die du den Menschen und Kindern geschenkt hast! Vermisse euch schon jetzt. Auf bald und alles Liebe für die nächste Schritte, die jetzt noch kommen werden! Liebe Grüße Ulla

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