Diese Woche waren Elisa und ich das erste Mal richtig in Kigali! Eigentlich war nur das Wochenende geplant, aber aufgrund von ein paar organisatorischen Problemen wurden es dann doch insgesamt sechs Reisetage.
Kigali ist die Hauptstadt und größte Stadt Ruandas. Sie befindet sich in der Mitte des Landes und ist mit dem Bus von Huye aus in etwa vier Stunden gut zu erreichen. Das Ticket kostete uns umgerechnet ungefähr 2 Euro. Bisher hatten wir nur einige Eindrücke, als wir vom Flughafen nach Rango gefahren waren. Doch da es damals schon lange dunkel war, konnten wir außer dem leuchtenden Convention Center nicht wirklich viel gesehen. Wir freuen uns sehr, dass wir jetzt schon nach so kurzer Zeit Kigali-City erleben durften!
Die Stadt ist mit einer Großstadt in Europa zu vergleichen. Die Straßen sind voller Autos und Motos (Motorrad-Taxen, die unser liebstes Fortbewegungsmittel in Ruanda sind) und überall sind viele Menschen. Im Gegensatz zu Rango und Huye leben hier auch viele weiße Menschen, weshalb wir ausnahmsweise mal nicht so aufgefallen sind wie sonst, was auch mal ganz angenehm war.
Außerdem gibt es wirklich eine große Vielfalt an Restaurants. Deshalb gingen wir am ersten Tag auch direkt zum Italiener. Wir hatten zwar auch schon mal in Rango Pizza zum Mittagessen, die wirklich sehr lecker war, aber auch ganz anders, als ich sie von zu Hause gewohnt bin. Die Pizza in Kigali sah zwar lecker aus, aber wenn ich ehrlich bin, ziehe ich die aus Rango und Deutschland vor. Naja, das Gefühl bleibt das gleiche und auch leider der Preis… Meine Margherita hat 9 Euro gekostet. In Kigali gibt es eben Großstadtpreise. Für einen Cappuccino zahlt man in Kigali 3000 ruandische Francs, in Huye nur 1000.
Abgesehen von europäischen Restaurants, findet man auch viele Supermärkte, die europäische Produkte anbieten. Da alles importiert ist, ist aber auch alles deutlich teurer und wir sind lieber auf den Markt gegangen, um uns etwas zu kaufen. Die Märkte dort waren mit Abstand mein Highlight, besonders der Kimironko Market hat es mir angetan. Wir waren dort dann auch gleich drei Mal. Man findet dort wirklich alles. Angefangen bei Lebensmitteln wie Fisch, Fleisch, Obst und Gemüse über Haushaltsgegenstände, Werkzeuge, Stoffe, Souvenirs bis hin zu Haaren. Aber dazu komm ich gleich…
Elisa und ich waren wirklich sehr froh, dass wir das erste Mal nicht alleine auf dem Markt waren. Jonathan, ein anderer Freiwilliger, den wir bei unserem Online-Sprachkurs kennengelernt haben und der schon seit zwei Monaten in Ruanda ist, nahm uns mit. Sobald man den Markt betritt, wird man als Weißer/Weiße sofort zu sich gerufen, gezogen und man „kriegt irgendwelche Sachen angedreht“. Alle und damit mein ich wirklich ALLE wollen einem etwas verkaufen. Da der Markt sehr groß, voll und unübersichtlich ist, kann man sich auch gerne mal verlaufen. Leuten mit Platzangst würde ich ihn auf jeden Fall eher nicht empfehlen. Meine Lieblingsecke war die mit den Stoffen und dem Schmuck. Insbesondere vom letzten hätte ich mir wirklich alles kaufen können. Ich hab mich dann bis auf zwei Armbänder und ein paar Ohrringe doch ganz gut zurückgehalten, wie ich finde. Der Schmuck bestand oft aus „natürlichen“ Dingen, wie etwa Kokosnussschalen und Bananenbaumblättern. Das war ziemlich cool. Außerdem kaufte ich mir noch zwei Tücher, in denen ich von nun an lebe. Es es wirklich sehr bequem, sich diese einfach umzulegen und sich darin einzukuscheln. Schon seitdem ich das erste Mal hier eine Frau mit einem Tuch gesehen hatte, wollte ich unbedingt eins haben und jetzt wird es nicht mehr abgelegt.
Die Preise auf dem Markt werden gehandelt. Besonders dabei war Jonathan eine große Hilfe, weil wir wirklich gar keine Ahnung hatten, wie teuer die verschiedenen Sachen sind. Er hat uns erklärt, dass es immer ganz gut ist, etwa die Hälfte bis ein Drittel des Preises runterzuhandeln. Manchmal waren wir echt gut. Da haben wir es über die Hälfte geschafft. Elisa hat sich auch einen Rock nähen lassen. Eigentlich wollte die Frau 28.000 haben, aber Elisa bezahlte im Endeffekt nur noch 22.000 für den Stoff und das Schneidern zusammen. Das wurde auch direkt getan. Auf dem ganzen Markt saßen die Leute mit ihren Nähmaschinen und nähten direkt die Kleidung. Das Nähen des Rockes dauerte etwa eine Stunde. Er sieht wirklich toll aus. Ich glaube das nächste Mal lasse ich mir auch in Kigali ein Kleidungsstück nähen. Dort gibt es wirklich viel mehr Auswahl als in Huye.
Auch die Auswahl an Haaren ist in Kigali größer. Eine Sache, die wir auch unbedingt in Ruanda machen wollten, waren uns Braids flechten zu lassen, die kleinen Zöpfchen. Eigentlich wollten wir uns nur Extensions kaufen und die dann irgendwann in Huye einflechten lassen, aber da spontane Entscheidungen bekanntlich ja die besten sind, ließen wir sie direkt einflechten. Ungefähr drei Stunden saßen wir in dem Salon und es standen jeweils drei bis vier Frauen gleichzeitig um jede von uns herum und flochten unsere Haare. Ich dachte, es täte mehr weh, weil sie wirklich sehr eng an der Kopfhaut geflochten haben, aber ich muss sagen, es ging. Wenn ich es noch zweimal machen lasse, merkt meine Kopfhaut bestimmt bald gar nichts mehr. Der Anblick ist echt ungewöhnlich, es gefällt mir aber eigentlich ganz gut. Besonders dass meine Haare jetzt so lang sind, finde ich echt cool!
Auf einem anderem Markt habe wir uns dann auch direkt zwei Bonnets gekauft. Das sind eine Art Schlafhauben aus Seide, die man nachts aufsetzt, damit die Haare nicht strapaziert werde und die Braids länger halten.
Zudem waren wir noch in zwei Museen. Samstag besuchten wir das Kandt House Museum, in dem es um den deutschen Kolonialismus in Ruanda geht. Darüber hinaus gehört zu dem Museum ein Amphibien-Park, in dem man Schlangen und ein Nilkrokodil von neun Jahren sehen konnte. Da die Krokodile über 100 Jahre alt werden, gilt es noch als Baby, auch wenn es mir persönlich schon groß genug war. Genauso wie auch die Schlangen. Normalerweise habe ich wirklich eine unglaubliche Angst vor allen Reptilien und Amphibien, weshalb ich erst nicht ganz so begeistert von der Idee war. Die Schlangen fand ich dann doch zum großen Teil aushaltbar, aber als uns dann der Frosch, das Fressen für die Schlange, gezeigt wurde, war ich raus und wartete an der Tür. Die „Niyo Art Gallery“ hat mir dann schon viel besser gefallen. Die Bilder waren wirklich wunderschön! Obwohl die Galerie and sich echt klein ist, haben wir bestimmt 1,5 Stunden darin verbracht. Ich fand insbesondere die Elefanten-Bilder toll.
Natürlich durfte auch Kigalis Night-Live nicht fehlen. Wir waren einmal am ersten Tag in einer Art Bar, in der wir einige sehr nette Menschen kennengelernt haben, die uns dann auch direkt ein paar Tips gegeben haben, wie zum Beispiel die Museen. Die Bar befand sich im obersten Stock von einem Einkaufszentrum, weshalb man einen tollen Blick auf die Straße und das Convention Center hatte. Am nächsten Tag waren wir dann mit Jonathan in einem Club. Von den Tanzskills müssen wir uns auf jeden Fall noch eine Scheibe abschneiden und in unserer Kleidung haben wir uns auch etwas underdressed gefühlt, weil die meisten ruandischen Frauen alle in Kleidern und hohen Schuhen da waren, Spaß gemacht hat es trotzdem!
Der eigentliche Grund für uns nach Kigali zu kommen, war jedoch unser Visum. Wir wollten uns Freitag darum kümmern und dann bis Sonntag bleiben, damit wir pünktlich zum Schulbeginn wieder zurück sind, aber aufgrund der Verspätung des Busses und fehlender Dokumente konnten wir das alles erst ab Montag machen und mussten etwas länger bleiben, was zugegebenermaßen gar nicht schlimm war. Die Menschen waren alle super nett und haben uns mit offenen Armen aufgenommen. Untergebracht waren wir in der Haupteinrichtung von Don Bosco in Ruanda, Uganda und Burundi. Das war natürlich sehr praktisch, denn so hatten wir „Kost und Logis frei“. Die Einrichtung liegt zentral in auf einem Berg, weshalb wir auch immer einen schönen Ausblick hatten. Wir waren sehr froh, dort unterkommen zu können. Samstag und Sonntag waren wir viel unterwegs. Deshalb kamen uns die paar Tage mehr ganz gelegen und wir konnten die Menschen vor Ort noch besser kennenlernen.
Am Mittwochmorgen fuhren wir dann zurück und freuten uns doch schon etwas auf unser neues zu Hause und die Menschen in Rango. Ich freue mich sehr, dass ihr meinen Blog bis hierhin gelesen habt, denn ich glaube, der Eintrag wurde etwas länger als gewöhnlich. Danke und bis zum nächsten Mal!
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