Willkommen zu meinem Blog über unseren Urlaub am Pazifik, der mittlerweile schon etwas länger her ist.
Bevor ich aber vom eigentlichen Urlaub erzählen kann, gab es noch ein paar Schwierigkeiten.
Einen Tag vor unserem Flug, als ich den Online Check-In machen wollte, fiel mir auf, dass ich noch gar keine Buchungsnummer zugeschickt bekommen habe. Als ich dann noch einmal meine tausenden E-Mails, die ich nach der Buchung des Fluges erhalten habe, durchgelesen habe, stand in einer, dass meine Buchung „Reversada“ (rückgängig gemacht) wurde, was ich beim ersten Mal wohl als „Reservada“ (gebucht) gelesen hatte. Man hätte es vielleicht daran erkennen können, dass es in Rot geschrieben war, aber wer mich kennt, weiß, dass Rot und Grün zu unterscheiden, noch nie zu meinen großen Stärken zählte.
Also durfte ich dann ganz entspannt einen Tag vor dem Flug noch einmal versuchen, ein Ticket zu kaufen. Versuchen deshalb, weil das Online-Bezahlen mit ausländischen Karten in Kolumbien sehr viel Ausdauer und Glück braucht. Natürlich hat nichts funktioniert, aber ich konnte mein Flugticket dann schließlich, etwas teurer als ursprünglich, wie ein echter Kolumbianer in bar bezahlen.
Am 07.12. ging es dann also mit Yannik, Leo und Wissam (Ein Belgier, der von November bis Februar hier war) los zum Flughafen.
Der eigentlich nur einstündige Flug dauerte dann aber irgendwie etwas länger als gedacht. Nachdem wir zwei Stunden geflogen sind und ich schon vor einiger Zeit eigentlich die Küste gesehen hatte, wunderte ich mich ein wenig. Besonders, als ich dann beim Landeanflug durchs Fenster eine große Stadt erkannt habe, obwohl unser Ziel an einer fast unbewohnten Regenwaldküste liegt. Als uns die Stewardess dann mit „Bienvenidos a Medellín“ begrüßt haben, wurde mir klar, dass wir wohl einen kleinen Rundflug gemacht haben.
Die Ansagen während des Fluges, dass wir aufgrund von Unwettern umkehren müssen, hatte ich nicht gehört, weil ich Musik gehört hatte. Die anderen Fluggäste haben aber auch überhaupt keine Reaktion gezeigt, als wären sie das schon gewohnt.
Uns wurde dann gesagt, dass es am selben Tag keinen Flug mehr geben würde und wir morgen wiederkommen sollten. Warum man dieses Unwetter eine Stunde vorher noch nicht vorhersehen konnte verstehe ich bis heute noch nicht. Naja dafür hab ich hier jetzt was zu erzählen gehabt.
Beim zweiten Versuch sind wir dann jedenfalls tatsächlich in Bahía Solano gelandet, einer Satellitenstadt, bzw. Dorf, welches auf der einen Seite vom Pazifik und auf der anderen Seite vom tropischen Regenwald von der Zivilisation abgeschnitten wird und nur mit dem Flugzeug oder einmal wöchentlich per Schiff zu erreichen ist. Die Region an der Pazifikküste Kolumbiens gehört zu den regenreichsten der Welt. Als wir aus dem Flugzeug ausgestiegen sind, wurden wir von der unglaublich schwülen Luft erdrückt. Und es roch genauso, wie ich es aus einem Regenwaldhaus im Zoo kannte.
Am Flughafen, der aus einer Landebahn und einer großen Hütte bestand wurden wir von einem Lolli lutschenden Soldaten begrüßt und sind dann mit einem halb auseinanderfallenden Minibustaxi eine halbe Stunde durch den Jungel zu dem Dorf „El Valle“ gefahren, wo wir mittaggegessen haben und ich die beste Limonade meines Lebens getrunken habe.
Nach dem Essen sind wir 20 Minuten am Strand entlang zu unserem Hostel gegangen, welches direkt am Strand lag und auch nur über diesen zu erreichen war. Unser Zimmer würde ich als überdachte Terasse mit Doppelbetten im Regenwald und Blick aufs Meer beschreiben.
Den Rest des Nachmittags haben wir im 27 Grad warmen Meer verbracht und beim Sonnenuntergang Fußball am Strand gespielt. Leider wird es hier in Kolumbien schon immer ab 18 Uhr dunkel, weshalb wir abends mit Handytaschenlampen eine Nachtwanderung zum Dorf gemacht haben, wo wir uns Nudeln fürs Abendessen gekauft haben.
Der zweite Tag hat mit einem leckeren Frühstück und Sonnenschein begonnen. Generell hatten wir, was das Wetter angeht, sehr viel Glück. Normalerweise regnet es dort täglich, aber wir hatten nur zweimal Regen in fünf Tagen. Ansonsten haben wir den zweiten Tag hauptsächlich die Ruhe und das Meer genossen, uns entspannt, Karten gespielt und am Nachmittag eine kleine Wanderung am Strand zum Árbol de la Libertad (Baum der Freiheit) gemacht.
Am Sonntagmorgen sind Wissam und Ich um 5:30 Uhr aufgestanden, weil Wissam am Tag davor einen Fischer kennengelernt hat, der uns angeboten hat, uns mit auf sein Boot zu nehmen. Die Fahrt mit dem Fisher war sehr interessant. Er hat uns traditionellen Fischern aus dem Dorf vorgestellt, die noch mit Paddel und einem Holzboot rausfahren. Außerdem hat er uns gezeigt, wie er seine Fische fängt, indem er einfach eine Schnur mit Köder hinter seinem Boot herzieht. Das Angeln mit Netzen oder Angeln ist nämlich verboten. Aber anstatt Fische zu angeln, ist er mit uns zu einem Korallenriff gefahren, wo wir dann zusammen geschnorchelt haben.
Auf der Rückfahrt wurde mir langsam übel, obwohl ich normalerweise nicht seekrank werde. Wieder im Hostel angekommen habe ich gemerkt, dass ich Fieber bekomme und Nachmittags lag ich dann leider schon schwitzend mit Schüttelfrost im Bett. Bei dieser Hitze gab es natürlich keine dicken Decken, weshalb mir nichts anderes übrigblieb, als meine einzige lange Hose und Pulli anzuziehen und vollzuschwitzen.
Es gibt auf jeden Fall deutlich angenehmere Orte, um krank zu werden. Zum Beispiel einen, an dem nicht alles ständig klamm oder feucht ist, oder ein Zimmer, welches aus Wänden besteht. Außerdem hatte ich kaum Wechselklamotten dabei, weil wir nur mit Handgepäck gereist sind und Waschen konnte ich auch nicht, weil bei einer Luftfeuchtigkeit von über 90% überhaupt nichts trocknet. Insgesamt war die Lage für mich also recht ungemütlich.
Die anderen drei haben am Montag, unserem letzten ganzen Tag, einen Tagesausflug mit demselben Fischer gemacht. Sie haben zusammen Fische gefangen und sind zu einem Nationalpark gefahren, wo sie dann die selbst gefangenen Fische mit Reis zum Mittag gegessen haben. Mehr darüber könnt ihr in Yanniks Blog lesen.
Am Dienstag ging es mir dann wieder gut und wir sind zurück nach Medellín geflogen, wo das Klima wieder angenehm war. Insgesamt war es für mich natürlich ärgerlich, dass ich krank geworden bin, aber ich bin trotzdem sehr dankbar für die ersten zwei superschönen Tage.
Zurück in Medellín, sind wir einen Tag später mit allen Volontären, also zu diesem Zeitpunkt sieben, und Laura (unsere Koordinatorin) für eine Nacht nach Santa Elena gefahren um die Volontärs Gemeinschaft zu stärken. Santa Elena ist ein kleines Dorf östlich von Medellín, wo die Salesianer ein kleines schickes Haus haben.
Bei den eisigen Temperaturen von 15 Grad sind wir dort erstmal in die Sauna gegangen und haben den großen Kamin im Wohnzimmer angemacht. Später gab es dann eine Aktivität, bei der wir die letzten Monate reflektieren konnten und sowohl die Dinge, die schlecht gelaufen sind, als auch unsere Wünsche fürs nächste Jahr aufgeschrieben haben. Ersteres haben wir dann anschließend im Kamin verbrannt. Abends haben wir gemeinsam gegrillt und noch das ein oder andere Erfrischungsgetränk konsumiert und Spiele gespielt.
Ab dem 16. Dezember haben hier die sogenannten Novenas angefangen. In den letzten neun Tagen vor Heiligabend gab es täglich eine Aktivität mit religiösen Impulsen für die Kinder. Zweimal sind wir dafür auch mit Padre Simón ins Capre gefahren.
An Heiligabend selbst, wurden wir mittags von den Padres zum Essen eingeladen. Typisch Kolumbianisch gab es zu Weihnachten Tamales, eine in Bananenblätter eingepackte Maisteig-Fleisch-Gemüsemasse. Für uns Volontäre gab es die XXL Variante davon, was nach der schon mächtigen Vorspeise bestehend aus Pommes, Fleisch und Eiern zu einer großen Herausforderung wurde. Ich habe wirklich gekämpft, aber am Ende war ich nicht der Einzige, der nur die halbe Portion geschafft hat.
Abends bin ich dann in die übertrieben geschmückte Kirche im Barrio gegangen. Die Kinder der Ciudad Don Bosco hatten währenddessen auch einen Gottesdienst und haben im Anschluss Geschenke wie Fußbälle und Musikboxen bekommen.
An Silvester sind wir Volontäre zusammen feiern gegangen. Zuerst waren wir auf der Setenta, eine Partystraße, auf der man vergleichsweise wenige Ausländer findet. Die sonst völlig überfüllte Straße war an dem Abend aber völlig leer, weil – wie wir dann erfahren haben – Kolumbianer Silvester normalerweise mit der Familie feiern. Also sind wir zur Provenza gefahren, das Partyviertel der Touristen in Medellín. Dort waren die Straßen dann auch voll und es waren Bühnen mit Live-Musik auf der Straße aufgebaut. Vom Feuerwerk haben wir kaum etwas mitbekommen, weil die Straßen in der Provenza zum großen Teil von Baumkronen überdacht sind. Das durften wir aber ja bereits am 1. Dezember erleben, als in Kolumbien Alborada gefeiert wurde. Mehr darüber habe ich in meinem letzten Blog geschrieben.
Morgen geht es für mich schon zu unserem einwöchigen Zwischenseminar in Bolivien. Danach werde ich noch mit den Volos aus Argentinien eine Woche in Bolivien herumreisen. Darüber werde ich dann in meinem nächsten Blog schreiben. Vielleicht schaffe ich es diesmal ja sogar einigermaßen zeitnah zu berichten.
Wenn ihr meinen Freiwilligendienst und meine Organisation Don Bosco Volunteers unterstützen möchtet, könnt ihr das unter der folgenden Bankverbindung gerne tun. Eine Spendenbescheinigung gibt es natürlich auch hierfür, wenn ihr im Verwendungszweck zusätzlich eure Adresse angebt.
Don Bosco Mission
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Verwendungszweck: Justus Lenz, S23VR006
Vielen Dank!
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