Bienvenidos zu meinem zweitem Blogeintrag

Jetzt habe ich schon ein Viertel meines Freiwilligendienstes hinter mir und ich habe das Gefühl, dass die Zeit hier noch schneller vergeht als in Deutschland.

Eigentlich wollte ich, nachdem meine Arbeit so richtig angefangen hat, ziemlich bald einen Blog schreiben und von meinen ersten Erfahrungen in den Projekten berichten, aber da gibt es ein kleines Problem:

Wir sind nämlich die ersten Volontäre hier, von denen das kolumbianische Familienamt die Führungszeugnisse eingefordert hat. Und bevor wir von diesem Amt nicht die Bestätigung bekommen, dürfen wir offiziell nicht in den Projekten arbeiten.
Anscheinend versucht dieses Amt uns ein wenig Heimatgefühl zu geben und braucht für die Bearbeitung knappe 3 Monate.

Aber ich fange mal von vorne an.

Da wir also auf die Bestätigung warten müssen, bestand unsere Aufgabe erst mal weiter darin, den Englischlehrer im Unterricht zu unterstützen und uns nachmittags mit den Internos (die Jungs, die auf unserem Gelände leben) zu beschäftigen, also z.B. Fußball oder Volleyball mit ihnen zu spielen, oder einfach nur mit ihnen Zeit zu verbringen und zu reden.

Im Oktober hatten die Jungs eine Woche Herbstferien – für uns die erste und bisher einzige „anstrengende“ Woche. In dieser Woche kamen nämlich Novizen der Salesianer aus einer anderen Stadt in die Ciudad Don Bosco, um für die Kinder ein Ferienprogramm zu gestalten. Wir Volontäre wurden auf die jeweiligen Altersklassen aufgeteilt, um den Novizen zu helfen.

Ich kam zu den „Semillas de la Vida“ (Samen des Lebens), also den Jüngsten (10 – 13 Jahre alt). Wir haben die ganze Woche verschiedensten Spiele mit den Jungs gespielt, was mir extrem viel Spaß gemacht hat. Vor allem, weil sich die Semillas so sehr darüber gefreut haben, dass sie endlich mal wieder einen Volontär bekommen haben. Besonders süß fand ich, wie ernst die Jungs die kleinsten und für mich unwichtigsten Spiele genommen haben und wie sehr sie sich über einen Sieg gefreut haben.

Zwar war diese Woche die bisher anstrengendste, weil es von 9 Uhr morgens bis 21 Uhr Aktivitäten gab, aber ich konnte richtig merken, was für eine Freude wir den Jungs gebracht haben.

Nach dieser Woche war mir klar, dass ich am liebsten mit den Semillas arbeiten würde. Da wir aber immer noch auf das kolumbianische Amt warten mussten, ging es für uns erst mal weiter mit in den Englischunterricht.

Aber noch nicht direkt, denn nach dieser einen Woche „richtig“ arbeiten, wurde es dann aber auch mal Zeit für einen kleinen Urlaub. Mitte Oktober haben Leo, Yannik und ich unseren ersten Wochenendtrip in die Nachbardörfer Gutapé und San Rafael, östlich von Medellín gemacht.

Guatapé ist ein sehr buntes Dorf, welches für den ca. 200 Meter hohen Felsen „Peñón de Gutapé“ bekannt ist und als eines der schönsten Dörfer Kolumbiens gilt und deshalb auch sehr touristisch ist. Als wir aber an einem Freitagabend dort ankamen, waren wir gefühlt die einzigen Touristen dort und konnten das gesamte Dorf in Ruhe anschauen.

der Peñon de Guatapé

Am nächsten Morgen sind wir dann, wie es sich für den Deutschen Touri gehört, relativ früh morgens aufgestanden und mit einem Tuk-Tuk ca. 15 Minuten zum Peñon gefahren, was eine sehr gute Entscheidung war, weil so früh noch kaum andere Menschen dort waren.

Die ca. 700 Stufen haben sich für den Ausblick auf jeden Fall gelohnt

Nachdem wir oben waren, haben wir uns ein Motorboot ausgeliehen und sind die Seenlandschaft ein wenig abgefahren. Aber das war nicht das Abgefahrenste. Wir konnten nämlich vom Boot aus eine Sonnenfinsternis beobachten, von der wir überhaupt nichts wussten.

Den Samstagnachmittag haben wir noch in Guatapé verbracht, sind dort zum Friseur und essen gegangen.

Abends haben wir dann einen Bus in das einstündig entfernte San Rafael genommen, was ziemlich abgelegen liegt und eine sehr schöne Natur mit vielen kleinen Bächen hat.

Am nächsten Morgen sind wir dann zu einem dieser balnearios gegangen, wo wir überraschenderweise vollkommen allein waren (Eigentlich fährt man nur dafür nach San Rafael). Die wilde und fast unberührte Natur dort hat mir so ein bisschen das Gefühl von Regenwald gegeben, wo ich im nächsten Jahr auch noch gerne hinmöchte.

Als wir sonntagabends dann wieder mit dem Bus zurück nach Medellín gefahren sind, kamen wir auch noch einmal an Guatapé vorbei, was kaum wiederzuerkennen war, weil es völlig überlaufen von Touristen war. Dementsprechend war die einzige Straße Richtung Medellín verstopft und die Rückreise dauerte anstatt drei, entspannte sechs Stunden.

Am 31. Oktober hat uns Patrick, der Schweizer Mitvolontär, leider verlassen. Am Wochenende davor waren wir aber noch gemeinsam feiern. Leider habe ich an dem Abend kaum Fotos gemacht, aber das Nachtleben in Medellín ist unglaublich.

Patrick, Ich, Leo und Yannik

In den Clubs hier wird fast ausschließlich Reggaeton gespielt, woran ich mich noch gewöhnen muss, und dazu perreo getanzt, ein sehr körperbetonter Tanz, für den man in Deutschland mit einer Anzeige aus dem Club geflogen wäre

La Provenza, die bekannteste Partymeile in Medellín

Außerdem habe ich im Oktober eine freikirchliche Gemeinde eines Externos (Die Jungs, die hier zur Schule gehen aber bei ihren Familien leben) kennenlernen dürfen. Die Atmosphäre in dieser Gemeinde hat mich sehr positiv überrascht, da sehr viele junge Leute dort waren und bei den Liedern jeder voller Freunde mitgesungen und getanzt hat, etwas, was man in Deutschland wahrscheinlich nicht finden wird.

Seitdem habe ich den Jungen häufiger dorthin begleitet, allerdings gefällt mir der Ablauf dort nicht mehr so sehr wie anfangs (erst eine Stunde singen, dann eine Stunde dem Pastor zuhören). Auch der ca. 40-minütige Rückweg bei fast 30°C steil bergauf macht das Ganze mittlerweile eher unattraktiv.

Die Menschen der Gemeinde sind aber alle sehr freundlich – wie eigentlich alle Kolumbianer – und wir waren auch einmal mit ihnen Fußballspielen.

Mittlerweile ist es schon Dezember und diesem Monat ist die Stadt noch einmal deutlich lebendiger als sonst schon. Weihnachten ist hier nämlich kein so besinnliches Fest, wie wir es kennen. Hier wird im ganzen Dezember sehr viel gefeiert, getanzt und getrunken. Die gesamte Stadt leuchtet und blinkt in allen Farben, sogar die Häuser im Barrio sind in kitschig bunt leuchtende Lichterketten eingekleidet. Dabei ist das Motto: Je mehr, desto besser. Übertreiben kann man hier nicht mit der Weihnachtsdeko.

Hab leider gerade kein gutes Bild aber fast alle Häuser haben solchen Schmuck
Seit dem 1. November gibt es in jedem Einkaufszentrum Weihnachtsdeko

Weil dieser Monat hier so besonders ist, wird er auch in der Nacht auf den 1. Dezember mit viel Feuerwerk begrüßt. Diese Nacht heißt Alborada und wird zwar in ganz Kolumbien gefeiert, besonders stark aber hier in Medellín. Hier gibt es also quasi zwei Mal Silvester. Den Kolumbianern scheint das Abfeuern von Feuerwerk ziemlich Spaß zu machen, was ich schon seit meiner Ankunft auch immer wieder beim Versuch einzuschlafen feststellen darf.

Alborada Feuerwerk

Da die Kinder den ganzen Monat lang Dezemberferien haben, fällt für uns auch das Aushelfen im Englischunterricht weg. Zwar kam mittlerweile die Bestätigung vom Amt für 2 Projekte außerhalb, wann genau es für uns dort aber losgeht weiß wohl keiner. Mich stört es allerdings überhaupt nicht, dass wir noch nicht in den Projekten arbeiten konnten, weil es mir auch großen Spaß macht, mit den Kindern hier in der CDB Zeit zu verbringen. Außerdem bin ich ja noch knapp neun Monate hier.

Es sieht aber so aus, als dass ich gemeinsam mit meinem Mitvolontär Yannik und Wissam, einem neuen Volontär aus Belgien, der bis Februar bleibt, irgendwann im Capre (Das Projekt mit den Ex-Kindersoldaten) arbeiten werde. Die verschiedenen Projekte habe ich hier kurz beschrieben.

Neben dem Belgier kam letztes Wochenende auch eine neue Volontärin aus Frankreich an, welche allerdings nur einen Monat hier bleibt. Wir sind jetzt also drei Österreicher, zwei Deutsche, ein Belgier und eine Französin

Morgen fliegen Leo, Wissam, Yannik und ich an die Pazifikküste Kolumbiens, in eine sehr abgelegene Region mit einer kaum berührten Natur. Darüber werde ich aber im nächsten Blog schreiben.

Hier noch ein paar Bilder:

Der Botanische Garten in Medellín
Solche Dinger laufen da zum Beispiel herum
Revier markiert
Leckere Früchte
Unser Haustier
Hab ein paar Fruchtkerne eingepflanzt
Eine Mango
Centro administrativo
Eine Straße in Guatapé
Nett hier

Wenn ihr meinen Freiwilligendienst und meine Organisation Don Bosco Volunteers unterstützen möchtet, könnt ihr das unter der folgenden Bankverbindung gerne tun. Eine Spendenbescheinigung gibt es natürlich auch hierfür, wenn ihr im Verwendungszweck zusätzlich eure Adresse angebt.

Don Bosco Mission

IBAN: DE89 3705 0198 0000 0994 99
Bank: Sparkasse KölnBonn

Verwendungszweck: Justus Lenz, S23VR006

Vielen Dank!