FLommercamp

Die F.L.A.T im Sommercamp

Halli Hallo, 

in den letzten Wochen ist viel passiert. 

Derzeit haben wir hier in Vijayawada Hochsommer. Nachts sind es deshalb häufig 30 Grad und tagsüber waren 48 Grad das Heißeste, das wir bisher erleben durften. Somit ist man dauerhaft nass geschwitzt, was unsere Haut leider gar nicht so toll findet. Trotz der folgenden Auschläge und Pickel, ist es sehr interessant zu sehen wie verschieden die Körper mit der Hitze und der Sonne umgehen. 

Die Kinder haben von Ende April bis Mitte Juni Sommerferien, weshalb einige der Projektkinder die freie Zeit zuhause bei ihren Familien verbringen. Andere, die aus verschiedensten Gründen nicht nach Hause können, bleiben während der Ferien in einem der Projekte, dem Chiguru. 

Das Summercamp, welches dort stattfindet hat am 01.05.2024 begonnen und endet am 10.06.2024. Wir Volontäre schlafen weiterhin in unserer FLAT, werden aber jeden Tag um 7:30 Uhr dorthin gebracht und abends wieder abgeholt.

Jetzt erstmal zum Zeitplan und den Aufgaben der Volontäre. 

Für die Kinder heißt es laut Plan:

06:00 Uhr aufstehen

06:00 – 06:30 Aufräumen

06:30 – 07:00 Yoga

07:00 – 07:45 Duschen

07:45 – 08:00 Beten

08:00 – 09:00 Frühstück

09:00 – 09:30 Assembly (Zusammenkommen)

09:30 – 11:00 Unterricht 1 

11:00 – 11:30 Pause

11:30 – 13:00 Unterricht 2

13:00 – 14:00 Mittagessen

14:00 – 15:30 Unterricht 3

15:30 – 16:00 Pause

16:00 – 17:30 Spielzeit

17:30 – 18:00 Putzen

18:00 – 19:00 Waschen

19:00 – 20:00 Wettbewerbe

20:00 – 21:00 Abendessen

21:00 – 21:15 Gute Nacht Talk

21:15 Schlafenszeit

An sich klingt dieser Plan nach coolem Programm, aber für die Anzahl und das Alter der Kinder ist er leider nicht umsetzbar. Die dort lebenden Kinder sind zwischen vier und siebzehn Jahren. Vor allem sind viele Jüngere vertreten, weshalb wir das geplante Programm etwas umstrukturieren mussten. 

Wir Volontäre kommen zum Frühstück und übernehmen Unterricht 1 mit allen Kindern. Zu Anfang waren das an die 150, diese haben wir in vier Gruppen eingeteilt. Blau und orange sind die über zehn Jährigen, gelb und rot sind mit allen unter zehn. Auf diese Weise konnten wir Volos immer zu zweit verschiedene Themen, wie den menschlichen Körper, Jobs oder Farben und Früchte altersgerecht erarbeiten. Die größte Hürde war hier die Sprachbarriere. Viele der Kinder können kaum bis kein Englisch und mein Telugu reicht leider nicht aus, um einige Themen zu erklären. Hier lernt man, sich mit Händen und Füßen zu verständigen. Obwohl auch das manchmal schwierig sein kann, kommen wir eigentlich doch immer auf einen Nenner. 

Unterricht 2 und 3 sind ausschließlich mit den Kindern unter zehn Jahren. Hier wird gebastelt, getanzt, Musik gemacht und ganz viel Springseil gesprungen. Zumindest war das der Plan…

In der Stunde nach dem Mittagessen, haben wir mittlerweile aufgehört Programm anzubieten. Die Kinder brauchen unbedingt einen Mittagsschlaf. In den ersten Tagen sind sie uns hier reihenweise am Boden während der Bastelstunde eingeschlafen. Also ist Schlafenszeit angesagt, die wir ehrlicherweise auch gut gebrauchen können. Folglich findet Unterricht 2 wie vorgesehen statt und Unterricht 3 wurde von uns zur Schlafenszeit umgeändert. 

Die Spielzeit von 16:00 bis 17:30 Uhr ist wieder gemeinsam mit allen Kindern. In dieser bieten wir aktive Spiele, wie Reise nach Jerusalem, Seven Stones, Laufspiele und Stopptanz an. Nach der Spielzeit machen wir uns normalerweise auf den Heimweg.

Das Programm variiert häufig und ist abhängig vom Wetter, der Motivation der Kinder oder den Plänen des Chiguru-Teams. Spontanität wird groß geschrieben. Fällt jemand aus, kann es sein, dass wir doch den ganzen Tag alle Kinder beschäftigen müssen und an einem anderen Tag, sind alle so sehr eingespannt, dass wir kaum etwas zu tun haben. So gab es einen Abend mit Tanzaufführungen, von denen uns natürlich niemand erzählt hat. Wir wollten trotz kurzer Vorbereitunszeit teilnehmen, sodass wir innerhalb von 1,5h einen neuen Tanz erlernt haben. 

An manchen Abenden werden Wettbewerbe – zum Beispiel eine Fancy Dress Competition – angeboten. Hier bleiben wir dann natürlich länger und nehmen daran gemeinsam mit den Kindern teil. 

Hier haben wir 9 Kinder in Banenblättern und Plastik Müll eingekleidet. Dies hat sehr viel Spaß gemacht und die Kinder haben sich auch gefreut.

In den ersten Wochen des Summercamps durften auch einige Kinder der Communitys (Kinder aus den Slumregionen), in denen wir sonst arbeiten, teilnehmen. Diese sind nach 1,5 Wochen wieder abgereist und zurück zu ihren Familien gefahren.

Das Ziel ist diese Kinder erstmal für eine begrenzte Zeit ins Chiguru zu holen, um sie eventuell davon überzeugen zu können, dauerhaft in ein Projekt zu ziehen. Im ersten Moment klingt das immer sehr, als würde die Organisation den Eltern ihre Kinder wegnehmen. Im Endeffekt bekommen junge Menschen durch das Navajeevan die Chance auf Bildung, Versorgung und eine gesicherte Zukunft. Hinzu kommt, dass die Eltern hierdurch mehr Zeit haben zu arbeiten und Geld für die Familie zu verdienen. Über die Ferien können sie zurück zu ihren Familien. Zudem gibt es die Möglichkeit die Kinder im Projekt zu besuchen. Natürlich ist das keine ultimative Lösung, aber eine gute Möglichkeit, die Zukunft und die Lebensqualität der eigenen Kinder zu verbessern.

Derzeit nehmen noch ca. 80 Kinder am Summercamp im Chiguru teil. Darunter die Deepa Nivas Jungen, die College Mädels und natürlich die Chiguru Kinder. Die Gruppen sind kleiner geworden, somit auch das Programm etwas entspannter. 

Letztes Wochenende waren vier Volontäre, einige Mitarbeitende des Navajeevans und alle Teilnehmenden des Summercamps gemeinsam in Bapatla am Strand. Mit ca. 100 Menschen an den 80 km entfernten Strand ist schon ein spannender Ausflug. Von den ca. 15 Betreunden konnten 5 Menschen schwimmen, vier Volontäre und ein College Junge. Das wäre bei uns in Deutschland unvorstellbar! Hier in Indien sind die Regeln etwas anders. Solange niemand weiter als bis zum Bauch ins Wasser geht, ist das auch überhaupt kein Problem. Jeder schaut nach jedem, alles andere kommt wie es kommt.

Leider haben wir Volontäre die Sonne unterschätzt. Laut den Kindern sähen wir nun aus wie Tomaten. Sie finden unseren Sonnenbrand hoch interessant und können gar nicht aufhören darauf rumzudrücken. Sie selber haben natürlich keinen Sonnenbrand bekommen. Trotzdessen haben wir gemeinsam mit den Kindern einen schönen Tag am Strand verbracht. 

Heute haben wir für die Kinder Pfannkuchen gebacken. Die Kinder und auch die Staff-Members haben sich alle sehr gefreut. 

Ich bin jetzt nicht mal mehr drei Monate in Indien. Krass oder?! Auf der einen Seite hab ich das Gefühl, ich bin schon so lange weg, dass ich nicht mehr weiß wie es zuhause riecht oder wie sich mein Bett anfühlt. Auf der anderen Seite bin ich doch vor drei Wochen erst losgeflogen, oder etwa nicht?  

Für drei meiner Mitvolos geht es in drei Wochen wieder auf den Rückweg. Zu weiteren Entwicklungen im Summercamp und einem traurigen GoodBye in meinem nächsten Blogeintrag mehr. 

Liebe Grüße, Hanna

PS: Ich freue mich immer sehr über Kommentare oder Rückmeldungen. Vielleicht magst du ja Einen da lassen :)) 

Wenn ihr Interesse daran habt, mich zu unterstützen, findet ihr hier einen Link zu meinem Spendenkonto: https://www.donboscomission.de/volontariat/2023/spenden/hannadierkesindien

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Meine Reise geht zu Ende

  1. Monika Klingberg

    Liebe Hanna!
    Toll von Dir zu lesen! Unvorstellbar für uns, solche Temperaturen! Ich war (mit 15Jahren, dass ist über 40Jahre her 🤭) in Syrien bei 45°C das habe ich bis heute nicht vergessen 😉
    Du hast viele lebendige Bilder beigefügt. Danke dafür! So bekommen wir auch hier immer wieder einen Eindruck von Eurem Leben und Eurer Arbeit.
    Und natürlich vom Leben der Kinder und jungen Menschen, die Ihr unterstützt.

    Du schreibst, dass es sich vielleicht ungewöhnlich anhört, dass die Kinder aus den Familien zu Euch kommen können (sollen). Ich denke aber auch, dass es den Kindern Chancen eröffnet, die sie zu Hause wahrscheinlich nicht in diesem Maße hätten.

    Natürlich „dreht sich unsere Welt anders“ aber ich glaube, dass dort viele kleine Schritte schon in eine gute Richtung weisen.
    Es fängt ja mit Nahrung, einem Dach über dem Kopf, (Gesundheits)Fürsorge und Bildung an. Diese „ersten Schritte“ sind – so denke ich – enorm wichtig.

    Dazu gehört meiner Meinung nach auch basteln, tanzen, spielen und ein ordentlicher
    Mittagsschlaf.
    Vor allem, wenn es so heiß ist.
    Alle sollen ja bei Kräften bleiben.
    Eine gute Idee, Pfannkuchen zu backen 😉 bestimmt viel Arbeit, damit alle etwas abbekommen.

    Liebe Grüße und weiter eine gute Zeit – auch Ihr dürft Mittags schlafen 😁
    Von der Meisterin des Mittagsschlafes aus (dem zur Zeit nicht so warmen) Hameln
    Monika Klingberg MoKli

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