Im Folgenden werde ich nun ziemlich weit ausholen, wie ein Golfspieler (an dieser Stelle möchte ich mich ganz ausdrücklich nicht für diesen schlechten Witz entschuldigen), denn es ist einiges passiert in den letzten zwei Wochen. Unter anderem waren wir für eine Woche in Malawi, aber dazu später mehr. Also holt euch noch schnell einen großen Pott Kaffee oder Tee oder auch gut und gerne mal ein schönes kaltes Bier.

Fangen wir in chronologischer Reihenfolge an, das Geschehene aufzuarbeiten.

Es waren einmal drei Volontäre, denen berichtet wurde, dass am Sonntag, den 24. November, ein Spiel der Netballerinnen des Oratoriums stattfinden sollte. Voller Begeisterung machten wir uns also am Nachmittag auf den Weg zum hiesigen Netball-Feld. Wir alle hatten zuvor noch nie etwas mit Netball am Hut und so hatten wir auch absolut keine Ahnung von den Regeln oder was überhaupt das Ziel des Spiels ist. Das hinderte Cassi und mich allerdings nicht daran zu zweit die Don-Bosco-Fangesänge anzustimmen, was Katha zu Beginn etwas peinlich war, da auch nicht besonders viele Fans anwesend waren und wir einige verstörte Blicke ernteten. Allerdings zogen wir es eiskalt weiter durch und nach und nach stimmten auch einige Auswechselspielerinnen und Kinder, die wir überredeten, mit ein und so hatten wir unseren Spaß und die Mannschaft eine voranpeitschende Fan-Base. Mit welchem Punktestand das Spiel ausging kann ich euch nicht sagen, allerdings weiß ich, dass unser Team relativ hoch gewann. Zwischendurch wurde auch ganz kreisligamäßig die Schiedsrichterin angepöbelt, die aus welchem Grund auch immer einfach Spielerin des gegnerischen Teams war und teilweise offensichtlich falsche Entscheidungen traf. Alles in allem war es ein sehr unterhaltsamer und witziger Nachmittag, auch wenn ich immer noch nicht wirklich eine Ahnung von diesem Sport habe. Eines ist aber sicher: Mit Cassi und mir hat unser Team nun auf jeden Fall zwei neue Elite-Fans dazugewonnen.

Der Montag sollte dann unser letzter Tag in unserer Einrichtung sein, bevor wir unseren Trip nach Malawi antraten. Montag ist Trainingstag und so hatte ich vor unserem Urlaub noch ein letztes Mal die Chance den Jungs etwas mit auf den Weg zu geben. Da mir während unseren Freundschaftsspielen auffiel, dass sie sich teilweise katastrophal über den Platz bewegten, will ich ihnen nun nach und nach das Verschieben beibringen und welcher Spieler in welcher Spielsituation den ballführenden Spieler angreift. Ich war sehr überrascht, wie gut dieses eher taktisch geprägte Training funktionierte und wie aufmerksam und schnell die Jungs meine Ideen aufnahmen. Gerade als wir aufhörten zu trainieren zeigte sich dann mal wieder die Regenzeit von ihrer besten Seite und beschenkte uns mit einer heftigen Regendusche. Zum Glück konnten wir die Trainingseinheit vorher noch in Ruhe beenden und uns dann in der großen Sporthalle in Sicherheit bringen.

Am Dienstagmorgen brachen wir dann gemeinsam mit Brother Alfred nach Malawi auf. Okay, das ist ein wenig optimistisch formuliert, denn innerhalb eines Tages ist es ohne Auto nicht möglich Malawi zu erreichen. Ich weiß zwar nicht, ob das stimmt, aber sage ich jetzt einfach mal. Wir machten uns also auf unseren altbekannten Weg nach Lusaka, von wo aus wir dann am nächsten Tag nach Lilongwe weiterfahren wollten. Nach einer elfstündigen Fahrt kamen wir dann in Lusaka an und da die kulinarische Versorgung im Bus nur so semi-gut ist, verschlang ich im Backpackers-Hostel erstmal zwei Burger mit Pommes. Man muss dazu sagen, dass die Burger dort echt sehr gut und auch vergleichsweise günstig sind. Statt früh ins Bett zu gehen, um noch ein wenig Schlaf für die anstehende Weiterfahrt zu tanken, blieben wir noch ein wenig auf, um in meinen Geburtstag reinzufeiern. Ein Geburtstag on the road ist auch mal was Neues.

Als dann am Mittwoch um kurz vor fünf mein Wecker klingelte hätte ich mir am liebsten die Kugel gegeben, aber was tut man nicht alles für einen schönen Urlaub. Um 6 Uhr machten wir uns dann auf den 13-stündigen Weg nach Lilongwe. Eine neue Erfahrung kam dann noch an der Grenze auf mich zu. Zwar kein spektakuläres Ereignis, aber das Ein- und Ausstempeln beim Grenzübertritt war auch mal ganz interessant am eigenen Leibe mitzuerleben. Allerdings bin ich ziemlich froh über die Schengener Abkommen, denn wenn man so etwas mal erlebt, merkt man wie angenehm es doch ist von einem Land in ein anderes reisen zu können ohne anhalten zu müssen. Bereits an der Grenze hat sich Brother Alfred (gebürtig aus Malawi) schon als sehr hilfreich erwiesen, denn eigentlich muss man das Visum für Malawi in Dollar bezahlen, Katha und ich hatten das Geld allerdings nur in Malawischen Kwacha dabei und so bequatschte Alfred die Beamten unser Geld anzunehmen.

In Lilongwe kamen wir im Dunkeln irgendwo mitten in der Stadt an. Während wir überhaupt keine Orientierung hatten, hatte Alfred die genaue Peilung und er führte uns durch die kleinen dunklen Straßen zu einigen Minibussen, von denen uns einer uns in die Nähe des Don-Bosco-Zentrums bringen sollte. Minibus ist auch ein sehr passender Begriff für diese Verkehrsmittel, denn wenn man mit vier Leuten in einer Reihe sitzt und dann noch Gepäck dabeihat, hat man kaum noch Platz, um den kleinen Zeh zu bewegen. Ziemlich erschöpft von der langen Reise kamen wir in der Community der Salesianer an, aßen noch kurz etwas und legten uns zur Erholung sofort ins Bett.

Am nächsten Morgen wurde uns dann erst die Dimension der Einrichtung in Lilongwe bewusst, denn im Dunkeln am Abend zuvor konnten wir die Ausmaße des Geländes nicht wirklich einschätzen. Aktuell werden bei den Salesianern 21 Pre-Novizen ausgebildet, die gemeinsam mit den Salesianern zusammenleben. Genau wie in Mansa gibt es dort eine Kirche, in der am Wochenende mehrere tausend Menschen einen Platz finden und ein Oratorium, welches im Vergleich zu unserem gigantisch ist und in das am Wochenende weit über tausend (!) Kinder kommen. Ihr denkt das wars schon? Auf gar keinen Fall, denn es gibt auf dem Gelände noch eine technische Schule zur Ausbildung und eine Primary School, die insgesamt von ca. 10.000 (!) Kindern besucht wird. Brother Alfred, der selbst für ein Jahr in der Community lebte, führte uns über das riesige Gelände und zeigte uns den neuen Schulkomplex der Primary School, der aus 60 Klassenräumen besteht. Diese Dimensionen waren für mich der absolute Wahnsinn und da gehen einem auch gerne mal die Superlative aus. Den Nachmittag verbrachten wir dann im Oratorium und spielten mit einigen Pre-Novizen Volleyball, obwohl ich normalerweise absolut gar kein Fan davon bin, aber es machte sehr viel Spaß und wir lieferten uns einige interessante Matches.

Nach unserem eintägigen Zwischenstopp in Lilongwe machten wir uns dann am Freitag, den 29. November, auf den Weg nach Nkhotakota, unserem eigentlichen Ziel, um unseren Mitvolontär Francis zu besuchen. Da die Straßen Lilongwes morgens ziemlich verstopft sind und man so nur sehr mühsam mit dem Bus aus der Stadt kommt, fuhr uns dankenswerter Weise ein Bekannter Alfreds an eine Busstation ein wenig außerhalb der Stadt. Dort stiegen wir in einen der uns schon bekannten und von mir inniglich geliebten Taxibusse ein. Die 200km lange Fahrt kostete nur fünf Euro und relativ schnell machte sich der nicht vorhandene Komfort bemerkbar. Zu Beginn hatte man zwar wenig Platz, aber es war aushaltbar. Da wir allerdings gefühlt an jedem Busch anhielten und immer weiter Menschen einstiegen (teilweise 19 Passagiere) und ebenfalls Gepäck oder Güter mitnahmen, wurde es immer enger und so hatte man im Endeffekt faktisch wirklich gar keinen Platz. Durch das ständige Anhalten wurde diese unangenehme Fahrt nur unnötig in die Länge gezogen und so waren mein hinterer rechter Oberschenkel und ich sehr froh, als wir nach dreieinhalb Stunden endlich in Nkhotakota ankamen. Eigentlich war unser Plan Francis in seiner Einrichtung zu überraschen und einfach auf der Matte zu stehen. Das hat leider nur so semi-gut funktioniert, da Father Joseph, der Einrichtungsleiter, ihm einen Tag zuvor Bescheid sagte. Wahrscheinlich war das auch besser so, sonst hätten wir ihn vielleicht zu sehr überfordert und geschockt. Wir trafen ihn dann am frühen Nachmittag im Oratorium an und ich glaube ich kann für uns alle sprechen, wenn ich sage, dass wir uns alle sehr gefreut haben einander wiederzusehen. Es dauerte nicht lange, bis ein paar Kids mit einem Fußball vorbeikamen und als sie sahen, dass ich mich nicht ganz ungeschickt anstellte, nahmen sie mich sofort mit zum Sportplatz und ich wurde in ein Trainingsspiel mit eingebunden. Aufgrund einiger gut gespielter Pässe meinerseits und meiner aktuellen frisur-technischen Ausstattung, sowohl auf dem Kopf als auch im Gesicht, ergatterte ich schnell den Spitznamen „Benzema“. Für alle, die ihn nicht kennen: einfach mal nach Karim Benzema googeln.

Am Abend saßen wir dann alle gemütlich zum Abendessen in der Community zusammen und besuchten noch anschließend das Assembly in der Schule. Die neuen Gesichter mussten sich natürlich vor versammelter Gemeinschaft kurz vorstellen und sowohl mein Name als auch Cassis und mein Alter sorgten für allgemeine Erheiterung und Gelächter, denn wir werden hier offensichtlich von den um einiges älter geschätzt. Für mich war es sehr interessant auch einmal Eindrücke aus einer anderen Einrichtung zu bekommen und Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu Mansa zu entdecken.

Am darauffolgenden Samstag sah unser Plan vor mit Brother Alfred und Francis zum Malawisee zu fahren und uns einen gemütlichen Strandtag zu machen. Zu Beginn sah das Wetter allerdings nicht so prickelnd aus, denn es regnete am Morgen ziemlich heftig. Als wir uns mit den Mototaxis auf den Weg zu einer Lodge machten, hatte der Regen allerdings schon nachgelassen. Mit drei Personen pro Motorrad (ein Fahrer, zwei Passagiere) krochen wir durch die wunderschöne Landschaft Malawis. In der Lodge angekommen, war das Wetter schon viel schöner und wir genossen den Tag in vollen Zügen. Die Wassertemperatur war zum Schwimmen sehr angenehm, nicht zu kalt und nicht zu warm, und zum gegen Mittag gab es sehr leckeres Essen. Warum auf der Speisekarte zum Beispiel Pizzen auftauchten sollte sich später noch herausstellen, als ein älterer Herr auf uns zukam und uns mit schönen Hamburger Dialekt ansprach. Es handelte sich um den Besitzer der Lodge, der seinen Ruhestand nicht in Deutschland verbringen wollte und daher jetzt eine Lodge am Malawisee besitzt. Keine schlechte Idee. Nachdem er uns gefühlt seine halbe Lebensgeschichte aufgetischt hatte, wünschte er uns noch einen schönen Aufenthalt. Am späten Nachmittag fuhren wir dann, diesmal mit dem Taxi, zurück nach Nkhotakota, denn abends gab es eine kleine Feier für die Schulkinder, die im November Geburtstag hatten. Hierbei traten viele Gruppen mit echt erstaunlich guten Tänzen auf, um die Geburtstagskinder zu feiern.

Ziemlich verdutzt stellte ich am nächsten Morgen fest, dass einfach schon der erste Advent ist. Vor allem bei diesem Wetter hier fühlte es sich sehr absurd an, da bei mir nicht einmal ansatzweise so etwas wie Weihnachtsstimmung aufgekommen war. So fuhren wir am ersten Advent erneut zum Baden an den See, aber diesmal zu einer anderen Lodge. Wie am vorigen Tag war das Mototaxi das Verkehrsmittel unserer Wahl, aber diesmal ließ es uns ein wenig im Stich, denn ungefähr auf halber Strecke hatte der Hinterreifen keine Lust mehr und wir mussten uns in einem kleinen Village mitten im Busch ein neues Mototaxi, das uns dann ohne weitere Probleme zur Lodge brachte. Unterwegs fuhren wir an vielen schönen kleinen Häuschen vorbei und passierten einen Sportplatz, auf dem sogar gerade ein Spiel stattfand. Der Nachmittag am See war wunderschön und diesmal ließ uns auch das Wetter nicht im Stich. Es war wunderbar warm und die Sonne stand ohne eine einzige Wolke am Himmel. Wir genossen noch den Sonnenuntergang mit einer leckeren afrikanischen Fanta und machten uns anschließend wieder mit den Mototaxis auf den Heimweg. Die Luft, die einem bei der Fahrt um die Ohren wehte und der Sternenhimmel machten diese denkbar simple Fahrt zu einem besonderen Erlebnis.

Nach den schönen, erholsamen Tagen stand am Montag dann aber schon die Rückfahrt nach Lilongwe an. Zum Glück mussten wir diesmal nicht mit dem Minibus fahren, denn Father Joseph fuhr selbst nach Lilongwe und so rasten wir am frühen Morgen auf der überdachten Ladefläche seines Pickups wieder zurück. Gegen kurz nach 9 Uhr waren wir dann schon wieder auf dem riesigen Don-Bosco-Gelände und mussten enttäuscht feststellen, dass das Oratorium in Lilongwe montags geschlossen ist und wir es am Nachmittag nicht besuchen konnten. So blieb aber ein wenig Zeit zum Krafttanken für die lange Fahrt am nächsten Morgen. Am frühen Nachmittag gingen wir gemeinsam mit Brother Alfred und zwei Freunden von ihm in die Stadt, denn sie wollten mit uns vor unserer Abreise noch die unglaublich leckeren Chips Chapachiwaya essen. Das sind quasi Pommes, die an vielen Ständen in der Stadt verkauft werden. Man bekommt allerdings nicht wie normal einfach eine Portion in eine Schale o.ä., sondern man steht gemeinsam um den Stand herum und bekommt die frisch zubereiteten Pommes auf eine Metallplatte gelegt, von der sich alle Umstehenden mit einem Zahnstocher selbst bedienen und die „Pommes“ je nach Geschmack in Salz oder eine scharfe Sauce dippen können. Es hört sich zwar nicht nach einer spektakulären Delikatesse an, aber das Ambiente und die Gemeinschaft beim Essen machen schon einiges aus.

Anschließend führte uns Brother Alfred durch die kleinen, wunderschön verwinkelten Gässchen hindurch und gefühlt nach der dritten Abbiegung verlor ich schon meine sonst so gute Orientierung. Er stoppte vor einem kleinen Haus, dessen Eingang mit einem Tuch verhangen war. Er drehte sich kurz um, um zu schauen, ob wir alle anwesend waren und schlüpfte hinein. Als wir ebenfalls eintraten bemerkten wir, dass es sich um ein Fotostudio handelte. Wir wussten nicht genau, was wir dort verloren hatten, bis wir irgendwann vor einen rosafarbenen Hintergrund geschoben wurden, um Fotos mit Brother Alfred und seinen Freunden zu machen. Interessant, dass uns vorher niemand gefragt oder Bescheid gesagt hatte, aber so langsam ging mir dann auf, warum wir vermutlich vorher zum Essen eingeladen wurden. Ich hatte mit dem Fotoshooting an sich kein Problem, vor allem weil Brothers Freunde auch echt nette Jungs waren, allerdings fand ich es ein wenig amüsant, dass uns zuvor niemand Bescheid sagte.

Da wir Mittwoch wieder zurück in Mansa sein wollten, nahmen wir am Dienstag die 13-stündige Fahrt nach Lusaka auf uns. Da ebenjene ziemlich anstrengend war, sprachen wir mit Fr. Antonio ab, dass wir noch einen weiteren Tag zur Regeneration in Lusaka bleiben würden. Allerdings verzögerte sich unsere Heimreise, auch aufgrund von plötzlich auftretender Krankheit bei Katha, Cassi und mir gleichzeitig und so erreichten wir Mansa erst am späten Samstagnachmittag. Es fühlte sich unheimlich gut an wieder zu Hause zu sein, die bekannte Umgebung zu sehen, sein Zimmer wieder zu beziehen und die bekannten Gesichter wiederzusehen.

So, jetzt habe ich euch aber genug zugetextet und habe ehrlich gesagt auch erstmal genug vom Blogschreiben. So lange Brote zu schreiben ist echt anstrengend muss ich sagen und ich mag es lieber über einige wenige Tage mit weniger Ereignissen zu schreiben, aber sowas hat man nun mal davon, wenn man sich zwei Wochen Urlaub nimmt😉

Liebe Grüße nach Deutschland

Gregor