Das wichtigste zu Beginn:

Frohe Weihnachten und einen guten Start ins neue Jahr an alle!

Bei mir ist seit Freitag ein bisschen Ruhe eingekehrt (alle Jungs sind abgereist), sodass ich nach ein paar Problemen mit Krankheit die Chance für einen Blog nutze. Also erstmal: Mir geht es gut, Malaria ist auch überlebt und jetzt freue ich mich auf die freie Zeit 😉

Das Foyer vom Eingang aus fotographiert. Jetzt komplett leer, schon fast gespenstisch

Das Foyer vom Eingang aus fotographiert. Jetzt komplett leer, schon fast gespenstisch

Viele haben mich gefragt, wie hier die Weihnachtszeit war und wie hier Weihnachten gefeiert wird. Dann mach ich mich mal daran, die Frage ausführlich zu beantworten 😀

Kurz vor der Trockenzeit: Die Bäume verlieren (zumindest Teile) ihrer Blätter. Fast wie im Herbst

Kurz vor der Trockenzeit: Die Bäume verlieren (zumindest Teile) ihrer Blätter. Fast wie im Herbst

Ich muss sagen, ich habe noch nicht so das klassisch deutsche Gefühl von Weihnachten. Liegt wohl auch daran, dass ich den Glühwein/Punsch durch gekühltes Wasser, den Anorak durch T-Shirt, die kargen Bäume durch Herbstfeeling, den Schnee durch Dürre und die dicke Bettdecke durch einen Ventilator ersetzt habe; der übrigens in der Nacht echt für Erleichterung sorgt. Unter dem Moskitonetz wird’s sonst echt stickig… Aber zurück zu Weihnachten! Alles beginnt natürlich mit dem ersten Advent, dem Start des neuen Kirchenjahres. Ich war überrascht, als ich bemerkt habe, dass schon Weihnachten vor der Tür steht. Gerade war doch noch September und ich war neu hier. Und auch vom Advent außerhalb der Kirche keine Spur.

Prägend für die Adventszeit war eigentlich vor allem die „fête d’immaculée“ am 8. Dezember, also Mariä Empfängnis. Hier im CPAR (also der Berufsschule der Salesianer) groß gefeiert: Also war statt Unterricht erstmal Kirche angesagt, und dann ging es relativ frei zu. Die fixen Programmpunkte waren die wichtigen Fußballspiele der einzelnen Ausbildungsrichtungen untereinander: Mädels

Zu Beginn waren die Mädels dran. Hier lieferten sich die Schneiderinnen und die Konditorinnen ein hart unkämpftes Match auf dem kleinen Fußballfeld. Père Carlos natürlich mitten unter ihnen als Schiedsrichter. Sodass am Ende das Spiel gut gepfiffen und ohne Verletzungen ausging. Wer gewonnen hat? Da muss ich ehrlich gesagt passen. War zu der Zeit bei den Damespielern…

Dame Profs

 

Also weiter zu Dame: Für die nicht so Fußball-interessierten gab es hier eine intellektuelle Herausforderung. Hier ist Dame übrigens Extrem beliebt. Dame und Fußball, die beiden wohl größten Hobbies der Ivorer. Auch im Foyer immer gern gespielt. Hier ein Duell der Lehrer im Vordergrund, hinten spielen die Schüler. Immer wieder ein Spaß, auch wenn ich mich hier des öfteren geschlagen geben muss.

Nach den Mädels waren dann die Jungs mit Fußball dran. Ein wirklich mit Spannung erwartetes Spiel.

ÉlectriciensMéchaniciens

Mechaniker

(links)

gegen

Elektriker

(rechts)

.

Dieses Mal wurde auf dem großen Platz gespielt und ich muss sagen, die Jungs sind echt nicht schlecht. War wirklich ein Genuss zuzuschauen 😉 Dieses mal pfiff ein anderer Lehrer des CPAR und auch ein Sieger steht fest: Die Mechaniker hatten zu Ende die Nase vorn und haben die Elektriker bezwungen. Und trotz aller Rivalität während des Spiels. Nach dem Spiel: Erschöpfte, aber zufriedene Gesichter beider Mannschaften.Équipes foot

Und so ging die Feier im CPAR zu Ende und im Foyer ging es fröhlich weiter. Also für mich weiter, für die Jungs ging es los 😀

Hier halte ich mich jetzt mal wirklich kurz. Zur Feier des Tages gab es für jeden ein Stück Fleisch zum Reis (Fleisch ist hier teuer und wird deshalb von den Jungs nur sehr selten gegessen) und jeder bekam Biskuits und Bissap (am ehesten vergleichbar mit einer Mischung aus Eistee und Saft, und tiefgefroren. Ich merke, ich brauche mal ein Bild davon…). Ab dann ging es ans Tanzen!

Das Fleisch

Das Fleisch

Tanzen

Tanzen

Tanzen

Tanzen

tanzen

Tanzen

und noch mehr tanzen

und noch mehr Tanzen

Und so ging auch dieser Tag zu Ende 😉 Ansonsten verging die Adventszeit unspektakulär. Diese Wochen waren eigentlich für mich nicht unterschiedlich zu meinen sonstigen Wochen hier. Weihnachtslieder wurden wirklich sehr selten gespielt und auch der Weihnachtsschmuck hat gefehlt. Erst am Wochenende des 4. Advents begann das Weihnachtliche.

Am Freitag ging es mit einem kleineren Event los. Das dokumentiere ich jetzt mal in Form von Bildern

LRede

Die Eröffnungsrede

LDanse

Die Kinder am Tanzen

LPapa Noel

„Papa Noel“, also der Weihnachtsmann kommt an

LPapa saluer

und begrüßt die Kleinen

Lcadeaux

Dann geht es ans Geschenke verteilen. Hier mal ein Foto stellvertretend für alle

Lensemble

Und zum Abschluss ein Gemeinschaftsbild

Am Samstag war dann ein Großereignis angesagt: Nach 3 Nachmittagen Vorbereitung mit Planen, Aufbauen und Dekorieren waren wir bereit für „Kinder-Weihnachten“ (auf Deutsch hört sich das komisch an…)! Wir, also ich als Mitglied des Animateur-Teams, die Schwestern und die Pères (also die Salesianer-Pater). Und so begann der Tag morgens um 7 Uhr mit dem Registrieren der anwesenden Kinder (eine Aktion, die sich ganz schön in die Länge zog). Naja, für mich noch nicht um Punkt 7. Ich musste nochmal zurück zum Foyer und mich umziehen. Wie das? Ich hatte versehentlich eine kurze Hose an. Problem: Hier sind nur lange Hosen wirklich ordentlich. Kurze Hosen sind „Nouchi“, d.h. praktisch auf einem Level mit der Umgangssprache (/Straßensprache). Also einfach nicht passend für ein Ereignis wie Weihnachten, was ja ein richtiges Fest ist. Deshalb: Ab ins Foyer, schnell umziehen und 10 nach war ich dann auch da 😉

Um offiziell 8, inoffiziell dann doch knapp 9 ging es los mit der Messe. Hier alles etwas entspannter, und die afrikanische Zeit ist eben auch nicht nur ein Mythos 🙂

Ich wähle hier jetzt auch noch einmal die Bilderführung mit kurzen Kommentaren. Bilder sagen eh mehr als 1000 Worte 😉

Messe

Also zu Beginn die Messe, geleitet von Père Carlos

Krippenspiel

Natürlich darf das Krippenspiel nicht fehlen. Hier: Der Auszug der heiligen drei Könige

Und die Krippe einmal allein

Und die Krippe einmal allein

Danach ging es, wie so gerne, mit Tanzen weiter

Danach ging es, wie so gerne, mit Tanzen weiter

Parallel wurden Buntstifte verteilt

Parallel wurden Buntstifte verteilt und die Kinder konnten Bilder und den Text „joyeux noel“ ausmalen

Übrigens ziemlich schlaue Aktion, denn wir hatten nicht genügend Stifte für alle Kinder. Jaja, immer dieser Mangel an Stiften...

Übrigens ziemlich schlaue Aktion, denn wir hatten nicht genügend Stifte für alle Kinder. Jaja, immer dieser Mangel an Stiften…

Also die eine Hälfte am malen, die andere Hälfte am zuschauen. Und wer findet mich? :P

Also die eine Hälfte am malen, die andere Hälfte am zuschauen. Und wer findet mich? 😛

Das Problem der Stifte...

Das Problem der Stifte…

Die Tänzer waren teils eingeladene Tänzer, die es echt drauf hatten und teils Kinder aus dem Publikum, die übrigens auch richtig gut tanzen können. Das erstaunt mich hier immer wieder, wie Kinder mit 10 Jahren abgehen

Die Tänzer waren teils eingeladene Tänzer, die es echt drauf hatten und teils Kinder aus dem Publikum, die übrigens auch richtig gut tanzen können. Das erstaunt mich hier immer wieder, wie Kinder mit 10 Jahren abgehen

Hier am Tanzen mit dem Haupt-Animateur, der an dem Tag einen verdammt guten Job getan hat. Hut ab!

Hier am Tanzen mit dem Haupt-Animateur, der an dem Tag einen verdammt guten Job getan hat. Hut ab!

Und natürlich darf das Essen nicht fehlen!

Und natürlich darf das Essen nicht fehlen

Neu gestärkt ging es dann gemeinsam auf die Bühne, und es wurde noch einmal so richtig getanzt

Neu gestärkt ging es dann gemeinsam auf die Bühne, und es wurde noch einmal so richtig getanzt

Und dann ging es ab zum wichtigsten Programmpunkt: Geschenke!

Und dann ging es ab zum wichtigsten Programmpunkt: Geschenke!

Mit Papa noel ;)

Mit Papa noel 😉

Und wie so oft, zentral dabei wieder die schier unermüdlichen Schwestern

Und wie so oft, zentral dabei wieder die schier unermüdlichen Schwestern. Bis wirklich jedes Kind einzeln sein Geschenk bekommen hat

Und wer noch nicht selbst kommen kann, dem wird dann eben von einem Animateur "unter die Arme gegriffen" ;)

Und wer noch nicht selbst kommen kann, dem wird dann eben von einem Animateur „unter die Arme gegriffen“ 😉

Und im Hintergrund die Arbeit mit den Listen der Kinder

Und im Hintergrund die Arbeit mit den Listen der Kinder. Die Geschenke kommen übrigens von Sponsoren und sind oft das einzige Weihnachtsgeschenk der Kinder hier

Und während der Wartezeit: Ein Selfie mit schicken, blinkenden Weihnachtsmützen

Und während der Wartezeit: Ein Selfie mit schicken, blinkenden Weihnachtsmützen

Und dann ward es geschafft! Ein langer, anstrengender, aber wirklich schöner Tag ging zu Ende. Also gab es noch etwas zu Essen für die Animateure (wir haben bis dahin gehungert), und nach dem aufräumen, ein bisschen "Gaudi" und einer kurzen Teambesprechung ging es dann um 18:30 wieder heim

Und dann ward es geschafft! Ein langer, anstrengender, aber wirklich schöner Tag ging zu Ende. Also gab es noch etwas zu Essen für die Animateure (wir haben bis dahin gehungert), und nach dem aufräumen, ein bisschen „Gaudi“ und einer kurzen Teambesprechung ging es dann um 18:30 wieder heim

Box mit Säckchen

Das war dann das Kinder-Weihnachten. Also dachte ich mir, wenn schon Geschenke, dann gleich nochmal. Gesagt, getan. Nach ein bisschen Vorbereitungszeit war ich dann um 22 Uhr fertig und es konnte losgehen. Ein paar Tage zuvor kam nämlich nach einigen Wochen ein wichtiges Paket aus Deutschland an: Meine Mutter hat in liebevoller Kleinst-arbeit Säckchen befüllt. Leider habe ich kein Bild gemacht, also mal nur nachgestellt:

 

So hab ich dann die ganzen Säckchen nochmal kontrolliert und nachgefüllt, was raus gefallen ist, und dann war ich bereit. Also mini-Versammlung angeordnet, frohe Weihnachten gewünscht, und dann ging es ab an die Bescherung!

Hiervon habe ich leider keine guten Bilder, denn ich war voll mit den Jungs beschäftigt. Ich hoffe, ihr verzeiht mir das 😉  

Victor Geschenk

Die nummerierten Säckchen während der Bescherung

Also bekam jeder der Jungs eine Nummer und eben das zugehörige Säckchen samt Inhalt

Säckchenfüllung

Hier mal ein Beispiel für die Befüllung eines Säckchens

Das Highlight sind hier übrigens Mini-Taschenlampen. Davon waren ein paar dabei und die Jungs lieben sie! Dicht gefolgt von Stiften, Kaugummis und Hautcremes, hier immer top Geschenke.

Also ging der Abend auch gut zu Ende und seit Sonntag wurde das Foyer leerer und leerer. Bis am Donnerstag Nachmittag auch die letzten Jungs das Foyer verließen und zurück zu ihrer Familie oder Verwandten fuhren. Und ich zog auch um: Jetzt schlafe ich nicht mehr im Foyer, sondern hab ein Zimmer in der Communauté bei den Salesianern.

 

Hier ist die Weihnachtszeit seit Freitag merklich erkennbar, jetzt ist es meiner Meinung nach sehr schön dekoriert. Schon an der Tür merkt man: Es ist Weihnachten! Und während dem Essen tönt leise im Hintergrund Weihnachtsmusik der internationalen Art. Also auch für mich eindeutig erkenntlich 😉

 

In der Ecke des Speisezimmers: Der "Weihnachtstisch". mit einer bunten Lichterkette, vielen Weihnachtskarten und echten Bananen!

In der Ecke des Speisezimmers: Der „Weihnachtstisch“. mit einer bunten Lichterkette, vielen Weihnachtskarten und echten Bananen!

Und natürlich darf ein Foto von mir mit Tisch auch nicht fehlen

Und natürlich darf ein Foto von mir mit Tisch auch nicht fehlen

An heilig Abend ging es hier eher ruhig zu. Wir wünschten uns frohe Weihnachten und es gab einen Kuchen als Nachspeise.

Am 25. gab es (wie schon am 24.) untertags wieder viel Arbeit für die Salesianer mit den ganzen Weihnachtsmessen in den Dörfern rund um Duékoué. Übrigens hier eher weniger ruhig und besinnlich, dafür als großes Fest gefeiert! Aber die Entspannungszeit war in Sicht: Am Abend waren wir von den Schwestern zum gemeinsamen Abendessen und zur gemeinsamen Weihnachtsfeier eingeladen. Also ging es nach dem gemeinsamen Gebet an den Esstisch 😉

Die Vorspeise: Bananenchips selbstgemacht. Sehr lecker!

Die Vorspeise: Bananenchips selbstgemacht. Sehr lecker!

Der Weihnachtsbaum

Der Weihnachtsbaum

Es gab übrigens Aloco (also die angebratenen Bananen) und Igname (Yams) mit Fisch oder Hünchen, danach war ich wirklich voll! Aber es kam natürlich noch Nachspeise…

Die Nachspeisen werden singend gebracht, wie bei den Schwestern Tradition

Die Nachspeisen werden singend gebracht, wie bei den Schwestern Tradition

Der Kuchen

Der Kuchen

wird von der Dienstältesten Schwester angeschnitten

wird von der Dienstältesten Schwester angeschnitten

Und weil's so schön ist: Noch einmal die ganze Nachspiesentheke

Und weil’s so schön ist: Noch einmal die ganze Nachspeisentheke

Liedblatt wird ausgeteilt

Père Carlos beim Austeilen der Liedblätter

Den Abschluss des Abends gestaltete dann eine gemütliche Runde aus Weihnachtsliedern. Père Carlos hatte dafür eine Liste internationaler Weihnachtslieder vorbereitet, darunter Lieder auf Deutsch, Französisch, Spanisch, Baskisch, Italienisch, Latein und Katalanisch zusammengestellt und diese wurden dann gemeinsam geträlltet. Bis dann sogar noch die einzelnen Schwestern und Salesianer ein oder mehrere Lieder aus ihrer direkten Heimat, also Weihnachtslieder ihrer Ethnie zum besten gegeben haben. Alles in allem ein wahnsinnig schöner Abend, den ich so richtig genießen konnte!!

Bei manchen Liedern wurde sogar getanzt!

Bei manchen Liedern wurde sogar getanzt!

Singen und Tanzen2

Und das Christkind in der Krippe der Schwestern

Und das Christkind in der Krippe der Schwestern

 

Und so ging dieser Abend zu Ende und ich fiel erschöpft, aber endlich mit einem Weihnachtsgefühl und sehr zufrieden ins Bett.

Das war’s dann von mir für heute. Jetzt bleibt mir nicht mehr viel zu sagen außer:

Ich wünsche euch allen ein gutes neues Jahr!

Bis zum nächsten mal 🙂