Erinnerungen bleiben
Danke sagen
Abschiede feiern
Berichten
Oase der Ruhe
Erinnerungen bleiben
Kaum zu glauben, dass es nun schon mehr als zwei Wochen her ist, seitdem ich in Benin in den Flieger gestiegen und 12h später am Flughafen in München gelandet bin. Mit einem leichten Schmerzen in der Brust erinnere ich mich zurück an die feuchte Luft auf meiner Haut, an das Chaos auf den Straßen, an die vielen Verkäufer am Straßenrand und an die Freunde, die ich zurückgelassen habe. Immer wieder werde ich gefragt, wie es denn war, mein Jahr in Benin, und ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll. Wie kann ich so viele verschiedene Eindrücke und Erlebnisse in einem Satz zusammenfassen?
Als ich eines nachts aus dem Fenster schaute, habe ich den runden, hellleuchtenden Mond am Himmel gesehen. Ich erinnerte mich zurück an den letzten Vollmond, denn ich mitten in der Feuchtsavanne Westafrikas zusammen mit meiner Familie bewundert habe. Denn Anfang August sind Anna, Vroni und Ich endlich von unseren Eltern und Geschwistern besucht worden. Alle zusammen machten wir uns zu einer zweiten Entdeckungsreise durch die vielfältige Landschaft Benins auf. Es war wundervoll meiner Familie ein Stück von Benin zu zeigen.
Dann schaue ich mir Fotos von der letzten Reise, den Abschiedsfesten und meinen Kindern an und bin in Gedanken sofort wieder mitten in Cotonou.
Egal wie weit die Distanz zwischen Deutschland und Benin auch ist, meine Erinnerungen an diese unvergessliche, verrückte und einzigartige Zeit werden bestehen bleiben. Doch nun möchte ich von ganzem Herzen:
Danke sagen
Danke, an die Don Bosco Schwestern in Cotonou, die mich im letzten Jahr herzlich bei sich aufgenommen und kulinarisch bestens versorgt haben. Die mir ermöglicht haben als Volontärin in ihren zahlreichen Einrichtungen zu arbeiten und mich dort zu verwirklichen. Die mir einen Einblick in ihre Ordensgemeinschaft gegeben haben und mich teilhaben ließen an der Freude und dem Geist Don Boscos. Die durch ihre immense Arbeit in Cotonou und auf der ganzen Welt benachteiligten Jugendlichen Hoffnung schenken.
Danke an all meine Freundinnen und Freunde,
die ich in Benin kennengelernt habe, die mir meinen Alltag verschönert haben und mich eintauchen ließen in ihre Kultur. Ob bei der Arbeit, beim Basketballtraining am Stadion, beim Volleyballspielen am Strand, beim Kochen oder beim Reisen, durch sie habe ich erst so richtig gelernt beninisch zu leben 😊
Besonders möchte ich außerdem allen Kollegen/-innen danken, die sich täglich mit voller Energie für die Rechte der Kinder einsetzen und stark machen!
Danke an alle Kinder und Jugendliche,
die mir im letzten Jahr begegnet sind. Danke, dass ihr mich so akzeptiert habt wie ich bin und dass ihr mich mit eurem Lachen immer wieder angesteckt habt! All die Spiele, Tänze und Lieder, die ich von euch gelernt habe, werde ich nie vergessen.
Danke an alle, die mich von Deutschland aus unterstützt haben, die an mich gedacht und sich nach mir erkundigt haben. Danke für all die Kleiderspenden, die wir an die Mädchen im Foyer und die Straßenkinder verteilt haben! Danke an alle, Spenderinnen und Spender, die den Foyer- Mädchen durch einen finanziellen Zuschuss eine gute Schulbildung und Zukunftsperspektiven ermöglichen. Danke an meine Eltern und meine Familie, die mir bei jedem Problem zur Seite standen! Danke auch an Francesco und alle weiteren Verantwortlichen von Don Bosco Volunteers für die herausragende Organisation!
Ein ganz besonderer Dank geht an Vroni, Anna und Nathalie, die mir im Laufe des Jahres zu dicken Freundinnen geworden sind. Danke, dass ihr immer für mich da ward!! Ohne euch wäre dieses Jahr nur halb so schön gewesen!
Abschiede feiern
Ob Ende Juli in der Vorschule…
…In der Baracke SOS:
Einen kleinen Teil der Spenden habe ich dazu genutzt in meiner letzten Woche ein großes Festessen in der Baracke SOS für die Marktmädchen zu organisieren. So konnten sich bis zu 60 Mädchen, die täglich so schwer arbeiten müssen, einmal so richtig satt essen! Es war wundervoll in die strahlenden, dankbaren Gesichter der Mädchen zu sehen und gemeinsam mit ihnen zu tanzen!
Oder ein paar Stunden vor dem Abflug im Foyer
In der letzten Woche wurde noch einmal auf beninische Art und Weise so richtig ausgelassen gefeiert und getanzt. So wurde der Abschiedsschmerz immer wieder abgelöst von Lachen und Fröhlichkeit.
Berichten
Und dann bin ich plötzlicher wieder zurück in Deutschland, wo ich die letzten zwei Wochen damit verbracht habe, mich wieder einzugewöhnen. Ich war überaus glücklich all die vertrauten Gesichter nach einem Jahr wiederzusehen! Natürlich gab es auch jede Menge zu bequatschen und zu berichten. Manchmal wusste ich gar nicht, wo ich eigentlich anfangen sollte zu erzählen. Da dies nun mein letzter Blogeintrag sein wird, möchte ich die Gelegenheit noch einmal nutzen und euch von einer für mich sehr wichtigen Erfahrung aus Benin zu berichten:
Cotonou, Mai 2017
„Als ich an einem Sonntag auf dem Weg zur Messe war, da lief plötzlich ein kleiner Junge an mir vorbei, der das Lied „Oh a lele“ sang. Zuerst war ich völlig verwirrt und schaute dem Jungen verdattert hinterher. Doch dann fiel mir ein, dass ich dem Kleinen im OCPM begegnet war, wo ich eben jenes Lied mit den Kindern gesungen hatte. Der Junge war schon vor einiger Zeit wieder zu seiner Familie zurückgekehrt. Doch es machte mich glücklich zu sehen, wie der Junge etwas, von dem mitgenommen hatte, was ich ihm beigebracht hatte. Natürlich war es nur eine kleine Zeile eines Liedes und trotzdem wurde mir klar, dass ich durch mein Auftreten und meinen Aktivitäten bei der Arbeit kleine Spuren bei den Kindern hinterlasse. Diese Bestätigung gab mir immer wieder auf Neue die Motivation, die ich für meine Arbeit brauchte.“
Oase der Ruhe
Bayreuth, 28.08.2017
Ich sitze draußen auf der Terrasse und lese ein Buch. Komisch ich höre nichts. Keine laute Musik, kein Hupen des Eisverkäufers, kein ständiger Motorenlärm. Ich atme einmal tief ein und wieder aus und genieße, die frische, saubere Luft. Ich bin versucht Musik einzuschalten, da mir die Stille ungewohnt ist. Doch ich bleibe stillsitzen und genieße die Ruhe. Ich schaue rüber zur Straße, alles ist sauber, keine einzige Plastiktüte liegt herum. Ich bin wieder Zuhause. Im Nachhinein kommt mir meine ganze Reise vor wie ein großer Traum. Die lauten, schmutzigen Straßen Cotonous, die wimmelnden Marktstände…
Einerseits bin ich glücklich wieder Zuhause zu sein und doch sehne ich mich gleichzeitig danach eines Tages wieder nach Benin zurückfliegen zu können. Zurückzukehren in das Land, das mir in diesem Jahr zu einer zweiten Heimat geworden ist.
Es wird noch eine Weile brauchen, bis ich mich wieder so richtig eingefunden habe. Bis ich meinen Platz, der auf mich gewartet hat, wiedergefunden habe. Doch Mithilfe meiner gesammelten Erfahrungen werde ich meinen Weg gehen und die Erinnerungen an mein Jahr in Benin in meinem Herzen bewahren. In diesem Sinne sage ich euch nun
„Edabo!“ – „Au revoir!“ – „Auf Wiedersehen!“
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