So ihr Lieben,
während ihr Zuhause gerade draußen in der Sonne brutzelt, hat bei mir hier in Benin die Regenzeit bekommen. Es regnet eigentlich fast jeden Tag, manchmal sogar so stark, sodass man denkt, dass das Haus gleich zamkracht. Doch gerade in der letzten Zeit da „regnete“ es nicht nur vom Himmel, sondern auch in meinem Gesicht. Und zwar Abschiedstränen…
Nachdem wir uns letztes Wochenende von unserer lieben österreichischen Mitvolontärin Nathi verabschiedet haben, so sind im Laufe der Woche auch noch einige Präaspirantinnen und Foyer Mädchen bereits nach Hause zu ihren Eltern/Verwandten gefahren. Das ganze Abschiednehmen hat mir zum ersten Mal so richtig verdeutlicht, dass auch für mich gar nicht mehr so viel Zeit hierbleibt. Doch ich habe mir vorgenommen die verbleibenden 3 Monate noch einmal richtig bewusst zu genießen.
Den heutigen Blogartikel möchte ich euch, meinen großzügigen SPENDERN widmen.
Also anbei ein riesengroßes Dankeschön an jede und jeden von euch, der mir eine Summe auf mein Spendenkonto überwiesen hat!! Ich bin euch wirklich von ganzem Herzen für eure Großzügigkeit dankbar. Mit eurer Unterstützung habe ich über 4500€ zusammen bekommen!
Nun ist es endlich an der Zeit euch über den Einsatz meiner gesammelten Spenden zu informieren 🙂 Da dies in Zusammenhang steht mit den Mädchen aus dem Foyer Laura Vicuna , werde ich euch zunächst dieses Projekt der Don Bosco Schwestern vorstellen. Dabei werden selbst einige Mädels zu Wort kommen!
Der folgende Text ist ein Auszug aus einem selbstgeschriebenem Slam. Die Autorin ist selbst ein Foyer Mädchen und erzählt mit bewegenden Worten ihre Geschichte:
Es ist mir eine Freude meine Stimme zu erheben;
deshalb macht eure Ohren weit auf und lauscht meinen Worten,
Seid bereit für das „attentat verbal“,
es soll für euch sein wie „emmental“:
Bei meiner Geburt wurde ich Alwa genannt,
mein Alter ist mir bis heute unbekannt,
meine Eltern starben sehr früh,
sodass ich bei Verwandten aufwuchs,
bis eines Tages Madame Théwa vorbeikam,
sie hat meine Tante mit trügerischen Worten bestochen,
und uns das Blaue vom Himmel versprochen,
tags drauf wurde ich an die Madame verkauft,
die Geschichte des Leids nahm seinen Lauf,
sogleich bekam ich einen neuen Namen,
und hieß Achké von heute auf morgen,
ich musste arbeiten bis zum Umfallen im Haus,
hatte keine Pause und durfte nie raus,
Babysitterin war ich für die Kleinen,
vergewaltigt wurde ich von den Großen,
so wählte ich die Freiheit, das Leben auf der Straße;
die Straße ist eine Welt voll von Gewalt („viol“), voller Diebstahl („vol“);
eine verschwommene Welt („flou“), eine verrückte Welt („fou“),
so wie ich, lebten viele kleine Mädchen auf der Straße,
doch ich war die schönste und die schlauste;
ich hatte Glück, denn ich wurde von den Don Bosco Schwestern gefunden;
sie schenkten mir eine Zukunft;
die Straße macht keine Geschenke;
ihr würde ich nicht einmal für eine Milliarde, meinen Hund anvertrauen!
Ich hieß Alwa, heute bin ich Achké,
ich kenne weder mein Alter („âge“),
noch den Weg zu meinem Dorf („village“).
Wenn ihr Interesse an dem französischen Originaltext habt, dann könnt ihr mir einen Kommentar hinterlassen.
Direkt neben meiner Haustür, liegt nun das Foyer Laura Vicuna, in dem über 50 Mädchen wohnen, die aus verschiedensten Gründen nicht bei ihren Eltern leben können. Die Mädels sind mir inzwischen alle sehr ans Herz gewachsen und zu richtigen Freundinnen und kleinen Schwestern geworden. Nach und nach habe ich all die freundlichen, aufgedrehten, stillen und lustigen Persönlichkeiten kennen und lieben gelernt. Die siebzehnjährige Elsa* wird euch nun berichten, was es eigentlich bedeutet ein Foyer Mädchen zu sein:
„…Ich war noch keine 8 Jahre alt, als ich ins „Foyer Laura Vicuna“ kam. Ich bin hier groß geworden, habe wichtige Feste wie die Kommunion gefeiert und habe viele dicke Freundschaften geschlossen. Momentan besuche ich die 10. Klasse der Laura Vicuna Schule. Wenn ich bei meiner Mama wohnen würde, dann müsste ich vermutlich auf dem Markt arbeiten und ihr beim Verkaufen von Zwiebeln helfen. Ihr verdientes Geld hat einfach nicht für meine Schulausbildung gereicht, sodass ich eines Tages zu den Schwestern gekommen bin. Ich habe großes Glück, dass diese mich hier aufgenommen haben und mir die Schulkosten finanzieren. Meine Schule ist eine der besten Schulen in Benin und sie wird ganz im Geiste von Don Bosco von einer der Salesianer Schwestern geführt. Natürlich ist es nicht immer einfach für mich, dass ich meine Mama nur so selten sehen kann und dass ich mich immer an die Regeln des Foyers halten muss. Es ist nicht immer leicht allen Erwartungen gerecht zu werden… Dann wünsche ich mir schon ab und zu bei meiner Mama aufwachsen zu können. Doch andererseits gibt es auch immer wieder schöne Momente, zum Beispiel, wenn es Feste zu feiern gibt und ich zusammen mit meinen Freundinnen ausgelassen tanze, wenn wir abends zusammen einen Film von Superhelden angucken oder wenn wir einen Ausflug mit der Schule machen. Wenn ich dann in 3 Jahren mein Abi gemacht habe, möchte ich gerne Erzieherin werden, um später anderen Mädchen in schwierigen Situationen helfen zu können.“
*Name aus Datenschutzgründen geändert
So wie Elsa leben noch ca. 40 andere Mädchen dauerhaft im „großen Foyer“ und gehen auf eine private Schule (momentan 21 Mädchen) oder machen eine Ausbildung (momentan 6 Mädchen). Manche von ihnen besuchen noch die Grundschule, andere stehen schon kurz vor dem Abi. All diejenigen, die nicht von klein auf in die Schule gegangen sind und deshalb weder lesen noch schreiben können, gehen für 3 Jahre auf die „Ecole Alternatif“. Dieses weitere von den Don Bosco Schwestern unterstützte Projekt , ist eine Schule, in der Jugendliche in drei Jahren die Grundschule nachholen können und eine zweite Chance bekommen. Derzeit besuchen etwa 10 Foyer Mädels die Ecole Alternatif. Anschließend werden sie wohl entweder eine Ausbildung machen oder auf eine weiterführende Schule gehen.
Abgesehen vom „großen Foyer“ gibt es noch das „kleine Foyer“, in dem die Mädchen nur vorübergehend bleiben. Diese Mädchen sind oft erst vor kurzem Opfer von Gewalt, Vernachlässigung oder Misshandlung geworden und haben schweres durchgemacht. Während dem Aufenthalt im Foyer versuchen mehrere Sozialarbeiter die Eltern der Mädels ausfindig und eine Reintegration in die Herkunftsfamilie möglich zu machen. Während dieser Zeit helfen die Mädels in der Küche mit, besuchen einen Alphabetisierungskurs (unter den Mädels sind nämlich oft auch Analphabetinnen) und machen Sport oder Bastelaktionen mit uns Volontären. Nur wenn es absolut unmöglich ist das Mädchen zurück zu seiner Familie zu schicken, darf es ins große Foyer umziehen und bekommt die Schul-/oder Ausbildung bezahlt.
Kleiner Exkurs: Benins Schulen
Wie ihr seht, ist es hier in Benin keinesfalls selbstverständlich, dass alle Kinder mit 7 Jahren in die Schule gehen. Es gibt zwar offiziell eine Schulpflicht, doch viele Eltern haben nicht die finanziellen Mittel ihr Kind in die Schule zu schicken. Manche verpflichten ihre Kinder stattdessen zum arbeiten, um genügend Geld für die Ernährung der Familie zu verdienen.
Im Unterschied zu Deutschland kosten die Schulen nämlich alle Geld (privat und staatlich). Generell ist es so, dass die staatlichen Schulen hier in Cotonou unter einem sehr schlechten Ruf stehen. „Deshalb schickt man, wenn man das nötige Geld verdient, sein Kind lieber auf eine private Schule„, so erzählte mir eine Kollegin beim Mittagessen.
Und wie versprochen, werde ich euch nun berichten, wie genau das Geld zum Einsatz kommen wird:
Anna, Vroni und Ich haben uns vor einiger Zeit zu einem Gespräch mit der Oberschwester zusammengesetzt und über den Einsatz der Spendengelder diskutiert. Dabei sind wir gemeinsam zu dem Schluss gekommen das Geld in Bildung und Ausbildung zu investieren. Am besten können wir das in unserem Projekt garantieren, indem wir mit den Spenden die anfallenden Schulkosten für das kommende Schuljahr der Mädels aus dem „großen Foyer“ bezahlen. Dadurch haben diese die Möglichkeit entweder die Schullaufbahn fortzusetzen. Oder neu angekommenen vom „kleinen Foyer,“ bekommen eine Chance die Schule oder eine Ausbildung anzufangen. Schon im letzten Jahr haben die ehemaligen Volontäre den Großteil ihrer Spenden in dieser Form eingesetzt und den Schwestern dadurch eine große Last der zuzahlenden Kosten genommen. Gemeinsam sind wir so zu dem Schluss gekommen, einen Großteil unserer Spenden auf diese Weise einzusetzen. 4250€ meiner gesammelten Spenden sollen den Mädchen aus dem großen Foyer zu Gute kommen.
Was alle Mädchen im Foyer Laura Vicuna miteinander verbindet ist die Tatsache, dass sie aus schwierigen familiären Situationen kommen und alle in irgendeiner Weise mit Misshandlung, gezwungener Ehe, Vergewaltigung, Kinderhandel, Kinderarbeit oder Armut konfrontiert wurden. Jede hat ihre eigene Geschichte und alle bekommen dank der Schwestern und dank euch, meinen lieben Spendern, eine Chance durch eine Schul- / Ausbildung ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen. Als ich neulich mit den Großen über das Thema Berufswünsche geredet habe, vertraute mir jede ihren Traumberuf an. Ob Rechtsanwältin, Köchin, Journalistin oder Friseuse… es war alles Mögliche dabei 😀 Und dank eurer Unterstützung bekommen die Mädchen nun die Möglichkeit ihre Berufsträume eines Tages Wirklichkeit werden zu lassen!
Noch einmal vielen Dank für eure Unterstützung und bis zum nächsten mal
eure Franzi!
PS: Mit den restlichen 250€ Spendengeldern möchte ich im nächsten Monat eine gemeinsame Kochaktion mit den Mädels von der Baracke SOS durchführen. Denn auch die kleinen Marktverkäuferinnen liegen mir sehr am Herzen und sollen von den Spendengeldern profitieren 😀 Mehr davon erfahrt ihr dann in meinem nächsten Blog Artikel!
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