Bei wunderschönem und heißem Sonnenschein habe ich Duékoué am Wochenende von einer ganz anderen Seite gesehen. Abgesehen von dem großen Missionsgelände, auf dem ich wohne, lebe und arbeite und dem hektischen großen Markt – auf dem ich mich alleine hoffnungslos verirren würde – kenne ich noch nicht viel von meiner neuen Stadt. Und ich glaube, ich hab Duékoué wirklich unterschätzt – es hat viel mehr zu bieten, als ich dachte!
Es ist unglaublich ruhig, keine Menschenmassen, kein Lärm, kein Farbenwirrwarr und auch keine Müllberge überall – mitten im Wald und in den Feldern von Duékoué. Einen Moment lang denke ich wirklich, ich spaziere durch den schönen Odenwald 😉 Nur die Bäume sehen ein wenig anders aus, denn an ihnen sind kleine Behälter angebracht.
Bei genauerem Hinsehen entdecke ich, dass die Bäume angeritzt sind und aus ihnen eine weiße Flüssigkeit herausläuft. Es handelt sich um Kautschukbäume. Das in den Eimerchen ist der Milchsaft des Baumes, Latex oder auch Naturkautschuk genannt. Es riecht nicht sehr angenehm und ist ziemlich klebrig. Naturkautschuk wird vor allem für die Gummiherstellung genutzt.
Während die Mädels und Irène eher rennen als spazieren, brauche ich für einen Schritt eine halbe Ewigkeit. Denn so vieles, was den Mädchen wohl kaum auffällt oder besonders vorkommt, sehe ich zum allerersten Mal: Kakaoplantagen und Kaffeebohnen am Strauch, Bananen, die erst noch gepflückt werden müssen und Reis auf dem Feld. Vor allem der Kakao hat mich beeindruckt – so viele verschiedene Farben- knallrot oder gelb, orange, grün, braun.
Allein der kurze Spaziergang bei der Hitze war echt anstrengend. Es ist unvorstellbar für mich, wie es möglich sein kann, den ganzen Tag schwere körperliche Arbeit in den Plantagen zu verrichten – vor allem, weil es sich bei den Arbeitern noch viel zu oft um Kinder handelt .
Abends durfte ich noch eine andere Seite entdecken. Das Nachtleben hier. Es gibt ziemlich viele kleine „Bars“, manchmal sind sie im Hinterhof versteckt. Vereinzelt findet man sie auch in den Quartieren der Stadt, aber es gibt eine „Partystraße“, wo eine Bar an der anderen klebt und nachts der Bär steppt. Anscheinend ist es nachts als Frau aber nicht ganz ungefährlich, meine Mitbewohnerin geht zum Beispiel nie weg, weil sie zu viel Angst hat. Doch solang ich nicht alleine bin, fühl ich mich hier sehr sicher!
Als ich vor einer Disko stehe, kann ich meinen Augen kaum trauen. In Duékoué gibt es sogar 2 kleine Diskos. Die eine ist direkt um die Straßenecke, keine 200 Meter von meinem zu Hause entfernt und ich wusste nichts davon. Ich sollte mir das ganze Mal von innen ansehen.
Das ivorische Bier lässt sich auf jeden Fall gut trinken. Aber mein Urteil, was Biere betrifft ist eher nichtssagend 😀 „Bock“ ist nicht so stark wie deutsches Bier, das ist mir ganz recht 🙂 .
Es macht mir wirklich total viel Spaß und Freude, 7 Tage in der Woche bei den Mädchen zu sein und mit ihnen ihren Alltag zu leben, aber trotzdem ist es besonders schön, auch mal aus dem Projekt raus zu kommen und etwas vom Land und den Menschen zu sehen. Ich freu mich auf noch viele weitere Entdeckungstouren 😉
Liebe Grüße aus der Dauerregenküste
Franzi
McGonagall
Liest sich jedes Mal spannend und informativ zugleich!
Schön, dass du neben der Arbeit ein wenig abseits auch für dich Dinge entdecken kannst!
Anni und Kurt
Liebe Franziska!
Deine/Eure Entdeckungstour „beruhigt“ uns; Ebola ist wohl doch „weit weg“…
Gratulieren möchten wir Dir zu Deinen journalistischen Fähigkeiten: Deine Berichte sind sehr professionell und wirklich interessant und lesenswert. Wir freuen uns stets auf den nächsten! So lernen auch wir eine ganz neue Welt kennen. Danke!
Alles Gute Dir und herzliche Grüße aus Mosbach!
Anni und Kurt