Whooohoo, Februar! Bald ist schon Zwischenseminar, verrückt, wie schnell die Zeit hier vergeht! Wenn die Zeit nur so schnell auf der Arbeit in Deutschland vergehen würde (dann wäre ich jetzt schon Professor Tinziri Pinziri). Auf geht´s zum Zwischenseminar, fünf Tage lang, von Montag bis Freitag. Mega hyped auf den Goa Trip danach mit 10 Personen, denn die zwei Anderen durften leider nicht.
Naja, 6-stündige Zugfahrt nach Hyderabad, eine Herrlichkeit. In diesem Abteil habe ich mich gefühlt wie in einem Kühlschrank (Marke Gorenja. Einfach ein Kühlschrank ist eine halbe Niere). Angekommen in Hyderabad, die anderen Volontäre begrüßt, getratscht über Indien und Leben im Allgemeinen (Seminarsachen halt, so bürokratisches Zeug), königlich gespeist.
Kurzer Themawechsel: Die Arbeit mit den Kindern hat mich anfangs sehr überrascht. Ich bin mit der Einstellung reingegangen, dass es sehr einfach wird; so ist es aber nicht gekommen. Dachte die kleinen Brüder und Schwestern sind entspannter, aber vergessen, dass das noch Kinder sind. Da muss man an seinem Geduldsfaden arbeiten, würd ich mal sagen. Anfangs ist es mir wie gesagt schwer gefallen, weil ich kaum Geduld habe, aber ich habe mich mit der Zeit an die Kinder gewöhnt und die Kinder sich an mich. Es ist schon viel besser geworden, aber es gibt immer Luft nach oben. Mit der Zeit findest du einfach raus, wie du die Situation handeln kannst und jeder hat seinen Spaß. Es gibt da nicht großartig was zu erzählen, der eine lernt schneller, der andere langsamer. Woran ich mich sehr gewöhnen musste, ist, dass die Kinder nach dem Essen mit den Händen in meinem Gesicht und in meinen Haaren rumpantschen (war so vorher jetzt noch nicht da).
Kommen wir zurück zu Hyderabad. Haben halt unseren Seminarkram gemacht und Don Bosco hat uns Volos unter anderem auf einen Tagestrip durch die Stadt eingeladen: Das war sehr schön, weil wir eben wieder alle zusammen waren. Am Abend durften wir dann beles (umsonst) speisen auf Nacken. Feines Essen. Was aber nicht so fein war, war alles, was sechs Stunden nach dem Essen aus meinem Arsch kam (obs am Essen lag, weiß ich nicht so genau). Auf jeden Fall gabs um 3 Uhr morgens Fieberalarm, aufgestanden im Schweißbad, keine 5 Minuten später gabs ein Konzert auf der Kloschüssel. Für ne halbe Stunde ca. (Bauchgefühl, was aber nicht da war). Was mich sehr wundert und natürlich auch freut, ist, dass mein Zimmergenosse trotz dieses Privatkonzertes nicht aufwacht ist. Hat er leider verpasst 🙁 . Nachdem ich mich für den Moment leergeschissen habe, hab ich mich wieder schlafen gelegt, natürlich mit einem guten deutschen Paracetamol (vielen Dank an meine Tante, dass sie mir 300 Tabletten mitgegeben hat. Hat sich gelohnt.) Vielen Dank auch noch an die Don Bosco-Familie, die hat sich um mich gekümmert hat wie um eine kleine Babykatze <3.
…Nichtsdestotrotz gings eineinhalb Tage später 20 Stunden mit dem Bus nach Goa. 6 Stunden vor der Busfahrt hab ich mir 3 Durchfallblocker eingeschmissen; natürlich wurde ich davor gewarnt, das nicht zu tun, aber besser Verstopfung als eine Gaskammer aus dem Bus zu machen (die Brühe bleibt besser da wo sie ist). Im Bus unterwegs Magenkrämpfe des Todes bekommen. Nicht einmal Geld hätte mich aufgemuntert in der Situation; oder doch ein bisschen :). Vor lauter Angst, dass Land mitkommt, musste ich Blähungen eindrücken. Irgendwie diese Höllenfahrt überstanden, angekommen im Hostel, direkt die Toilette begrüßt. Natürlich habe ich meine Mitvolos im Zimmer vorgewarnt, dass es evtl. unangenehme Geräusche geben wird; Dusche zur Sicherheit angemacht, damit man das nicht so hört. Aber da mein Körper sich dazu entschied, ein niemals geahntes Opernkonzert zu geben, konnte die Dusche auch nichts mehr ausrichten. Zum Glück war diese Arschdusche als Feuerlöscher da (es hat gebrannt). Zurück vom Klo fielen die Blicke auf mich wie auf einen Star; Schweigeminute, wie wenn man mit der Freundin aus einem Zimmer mit lauter Musik kommt (Musik war das unwichtigste an der Sache), dann fingen wir alle an zu lachen.
Schön an den Strand gegangen, das Leben genossen, neue Menschen kennengelernt: So auch unseren wunderbaren Freund aus Frankreich. Der hat uns das Spielen von Mundharfe und Beatbox beigebracht, es gab tiefgründige Konversation über das Käsemachen und dass französische Milch wichtig für guten Käse ist. Der Rest ist fragwürdig. Ich kann leider nicht weiter ins Detail gehen, sonst wird der Blogeintrag gesperrt hahahaha, aber die Leute, die mich kennen, können sich vielleicht was drunter vorstellen. Die, die mich nicht kennen, denken nach dem Eintrag sowieso, der ist durch.

Für die Ästhetik
Freunde war ich auch besuchen in Raipur und Mumbai; Mir wurde mehrmals angeboten, die Dienste von Prostituierten in Anspruch zu nehmen, was ich dankend annahm bei den Sparpreisen (cap/ ironisch gemeint.). Ich hab sehr viel Lassi getrunken und sehr viel Mandelmilch, habe eine Liebe dafür aufgebaut (schmeckt super). Bekocht wurde ich auch wie ein König, vielen Dank dafür, mega lecker (Was nicht so prickelnd war, waren die Tage nach dem scharfen Essen, weil mein Anus dies den ganzen Tag zu spüren bekam. Richtiger Caritas-Dichter geworden sagste). Ich muss sagen, ich hab das Essen sehr genossen mit ihnen: Wenn man das Essen im Schneidersitz auf dem Boden spachtelt, ist es irgendwie ein ganze anderer Vibe (im positiven Sinne). Kann man nicht in Worte fassen.
Ich weiß nicht, warum, aber ich muss mit den Indern immer um meine Ehre handeln. Trotz der günstigen Preise fühlt es sich irgendwie trotzdem teuer an. Was eine Sparfuchsmentalität, da kommt die deutsche Seite an mir raus.
Was auch immer sehr amüsant ist, ist, dass die Menschen hier oft den Jesus in mir sehen (Wegen den langen Haaren). Das einzige, was ich sehe, ist ein Gammelarsch. Ich glaube, vom ganzen Kinder hochheben habe ich mir sogar einen Bandscheibenvorfall oder so geholt, mein Körper wurde seit der Zeit in Indien einfach auf 60 downgegraded. Man könnte meinen, ich hätte 40 Jahre auf dem Bau gearbeitet. Natürlich nehme ich auch die ein oder andere Überraschung mit nach Deutschland für Familie und Freunde; ein weiser Mann sagte einst „immer mit Fäusten messen“.
Sooo. Was ich in meinen 20 Lebensjahren gelernt hab: Wenn du fickst, musst du auch damit rechnen, gefickt zu werden. Aber dieses Mal ist die Malariamücke ohne Consent in mich gekommen. Zuerst müsst ihr wissen, ich habe schon seit Anfang des Jahres zu meinen Mitvolos gesagt, wenn jemand Malaria, Dengue oder eine andere schlimme tropische Krankheit bekommt, dann ich. Muss sagen, zu Anfang habe ich viele Scherze über Tropenkrankheiten gemacht, das kann doch gar nicht so schlimm sein, neinnnnn neinnnn Kollege Schnürschuh, mich hats aus dem Leben gehauen. Ich habe mich wortwörtlich wie ein Haufen Scheisse gefühlt; Ich würde sagen, das war mit einer der traumatischsten Krankenhausbesuche, die ich je in meinem Leben hatte. Eigentlich hatte ich keine Angst vor Spritzen oder Nadeln, aber dieser Aufenthalt hat einen kleinen Switch reingebracht: Statt meiner Ader wurde irgendwo anders reingestochen, manche Körperteile sind sehr angeschwollen. Bis jetzt (zwei Wochen danach) sieht man einen blauen Fleck und ein bisschen Aua machts auch. Aber, ein weiser Mann sagte einst: „what doesn´t kill you makes you stroongeerr“ (wie man merkt, begegne ich vielen weisen Männern. Meine Geheimratsecken sprechen für sich). Die Pflegekräfte im Krankenhaus haben sich um mich gekümmert wie um eine Babykatze. Was ich aber nicht verstehe: Sowohl Ärzte als auch Pflegekräfte meinten zu mir, ich solle ja kein Fleisch zu mir nehmen, aber im der Ernährungsanweisung in meiner Akte wurden gesunde Proteine wie Chicken und Fisch empfohlen (big offensive sideeye). Ich war das Jahr über aufgrund meines Actimel-Immunsystems oft bei Ärzten und jedes Mal wurde zuerst eine erste bakterielle Infektion und dann bei ausbleibender Besserung eine sekundäre bakterielle Infektion und manchmal sogar eine dritte Infektion festgestellt, die jeder hier hat. Ich möchte gar nicht erst mit dem Thema anfangen, sonst würde ich morgen noch hier sitzen (Fruits and nuts and healthy meat from india).


„same same“
So oft wie ich krank war, hab ich definitiv -10 Jahre auf meinem Lebenscounter, das ist aber fein; Kommen wir kurz zu wichtigeren Themen im Leben. Wer die Nachrichten verfolgt, sieht, wie krank die Welt heutzutage ist. Ich empfehle euch herzlichst, nicht nur die Nachrichten zu lesen, sondern auch mal tiefer in die Materie einzusteigen und sich über den Ursprung der Probleme zu informieren. Ich weiß, die Realität kann manchmal angsteinflößend sein und nicht so, wie man es von klein auf beigebracht bekommen hat, aber lieber so, als in seiner Komfortzone zu verweilen und sich weiter Paulaners Geschichten einzureden.
So, das wars mit dem Deeptalk und auch mit dem Bloggeschreibe hier, ich wünsche euch und euren Familien viel Gesundheit; wie sagt man so schön in Deutschland, „alle guten Dinge sind drei“, deswegen ist das jetzt mein letzter Blogeintrag.
Haltet die Ohren steif,
Schön immer Prospekte durchstöbern, gibt da manchmal gute Angebote bei Netto, Lidl etc.
Für informativere Blogeinträge über die Arbeit in Indien geht gerne zu Anne.



Süßes Bild darf nicht fehlen – Technologia – Für die Sherlock Holmes unter euch
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